Photovoltaik und Wasserkraft kooperieren für Notstrom

Eine Solaranlage auf Schrägdach im Gegenlicht der Sonne am Himmel.Foto: LEW / Timian Hopf
LINDA 2.0 untersucht Möglichkeiten grünen Strom, zum Beispiel aus Solarenergie, im Falle eines Blackouts in der Notstromversorgung einzusetzen.
Mit dem Forschungsprojekt LINDA wollen Netzbetreiber, Stromerzeuger und Universitäten aus Bayern zeigen, wie erneuerbare Energien für die Notstromversorgung einsetzbar sind. Im Blick dabei: Photovoltaik und Wasserkraft.

Mit Photovoltaik und Wasserkraft Notstrom bereitstellen. Darum kümmert sich das Forschungsvorhaben LINDA. Das Akronym steht für Lokale Inselnetzversorgung und beschleunigter Netzwiederaufbau mit dezentralen Erzeugungsanlagen bei großflächigen Stromausfällen. An dem Vorhaben sind die LEW Verteilnetz (LVN), LEW Wasserkraft für die Obere Donau Kraftwerke AG (ODK), die Hochschule Augsburg, die TU München sowie weitere Partner beteiligt. Sie führen mit dem auf drei Jahre angelegten Forschungsvorhaben LINDA2.0 die Ergebnisse aus einer ersten Projektphase weiter.

Ziel des Gesamtprojekts ist, Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, etwa Photovoltaik oder Wasserkraft,für die Notstromversorgung nutzbar zu machen. Dabei sollen die im ersten Projekt entwickelten Technologien durch entsprechende Software weitgehend autonom funktionieren.

Erneuerbare springen bei Stromausfall ein

LINDA2.0 teilt sich in zwei Teilprojekte auf, die parallel und in mehreren Feldtests zur Umsetzung kommen. Beim ersten geht es um die Entwicklung eines neuen Notstromaggregats. Es soll bei einem Stromausfall ein Ortsnetz so mit Elektrizität versorgen, dass vorhandene Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiterhin Strom in das Ortsnetz einspeisen. Bisher werden Notstromaggregate so gefahren, dass sich solche Anlagen vorübergehend abschalten. Mit dem neuen Ansatz könnten die Anlagen zur Deckung des Strombedarfs bei einem Stromausfall beitragen. Im Projekt steht außerdem die Ausrüstung des Dieselaggregats zusätzlich mit einer Batterie an, die überschüssigen Strom speichert und bei Bedarf abgeben kann. Das vermindere den Dieseleinsatz.

Beim zweiten Teilprojekt steht die automatisierte Notstromversorgung im Inselnetzbetrieb im Fokus. In den bei LINDA2.0 geplanten Feldtests wird das ODK Wasserkraftwerk Leipheim die Pumpen des Förderwerks Niederstotzingen im Inselnetzbetrieb mit Strom versorgen. Dieser Notstrombetrieb soll möglichst automatisiert und ohne zusätzlichen Personaleinsatz laufen. Hierfür entwickeln die Projektpartner die erforderlichen Programme und Routinen, um die dann in mehreren Feldtests zu erproben.

Erneuerbare werden bisher abgeschaltet

Bisher stehen regenerative Energien für die Notstromversorgung nicht zur Verfügung. Ausnahmen sind bisher Einzelfälle. Die Anlagen schalten sich bei einem Stromausfall beziehungsweise bei Einsatz eines Notstromaggregats ab, da sie nur innerhalb bestimmter Frequenzbänder im Stromnetz Energie einspeisen. Bei Einsatz von Notstromaggregaten erfolgt der Betrieb bisher bewusst außerhalb dieser Frequenzbänder. Das Projekt LINDA2.0 untersucht, wie diese Anlagen zur Abdeckung des Strombedarfs bei einem Stromausfall doch zum Einsatz kommen können.

Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Forschungsvorhaben im Rahmen des Programms Energiesystemforschung. LINDA 2.0 läuft von 2021 bis Anfang 2024 und umfasst mehrere Feldtests in den Teilprojekten. Im ersten Teilprojekt wollen die Projektpartner Erfahrungen beim Betrieb von Dieselaggregaten mit Batteriespeichern sammeln, die Strom durch PV-Anlagen im Ortsnetz beziehen. Bei so einem Notstrombetrieb würde weniger Diesel verbraucht, entsprechend verbessert sich die CO2-Bilanz. Auch könnte so ein Hybrid-Aggregat eventuell mehr Haushalte versorgen als ein herkömmlicher.

Das zweite Teilprojekt will die Anforderungen an das versorgende Führungskraftwerk in der automatisierten Notstromversorgung herausarbeiten. So könnte sich die Notstromversorgung per Fernsteuerung starten lassen, ohne dass Mitarbeiter vor Ort sein müssen.

Mehrere Auszeichnungen

LINDA 2.0 nutzt Erkenntnisse des vorausgegangenen Projekts, das von 2015 bis 2018 lief. In mehreren Feldversuchen bauten die Partner erfolgreich ein stabiler Inselnetzbetrieb mit erneuerbaren Energien auf. Das Inselnetz umfasste in den Feldversuchen einzelne Großverbraucher, es fanden aber auch erfolgreiche Feldtests statt, die mehrere Ortschaften mit mehr als 1.000 Haushalten sowie einer Vielzahl von Erzeugungsanlagen umfassten. Das LINDA-Projekt erhielt Auszeichnungen durch den ISGAN Award (International Smart Grid Action Network) sowie dem Bayerischen Energiepreis. Im Projekt LINDA 2.0 engagieren sich noch die Landeswasserversorgung Stuttgart, die KIMA Automatisierung, Gesellschaft für elektronische Steuerungstechnik und Konstruktion mbH, die AVS Aggregatebau GmbH, das Universitätsklinikum Leipzig AöR, die MTU Onside Energy GmbH und die Cluster Leistungselektronik.

1.4.2021 | Quelle: LEW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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