Planung für 300-MW-Solarpark in Anklam beginnt
Nach derzeitigem Stand könnte er wohl im Jahr 2023 vor den Toren Anklams im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Betrieb gehen. Mit knapper Mehrheit, 12 Ja- gegen 10-Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen, stimmte der Stadtrat der Hansestadt in der zweiten Aprilhälfte für den Aufstellungsbeschluss für diesen XXL-Solarpark.
Maßgeblich für diese Entscheidung sind die Stimmen der „Initiativen für Anklam (IfA)“, die in Anklam die größte Fraktion und den Bürgermeister stellen. Sie hatten sich schon in den zurückliegenden Wochen für den Solarpark, der auf beiden Seiten der Bundestraße B197 entstehen soll, stark gemacht. Mit ihren zehn Stadtratsvertretern gab die IfA bei der entscheidenden Abstimmung den Ausschlag, während CDU, Die Linke, NPD und auch eine freie Wählergruppierung mit „Nein“ votierten. Die SPD folgte der IfA.
Schritt in die Zukunft
Jürgen Trapp, Vorsitzender des Finanzausschuss, erklärt im Anschluss der Abstimmung, mit der Anlage mache Ankam einen Schritt in die Zukunft. Eventuell sei sie auch mit einer Wasserstoff-Produktionsanlage zu verbinden. Trapp betont außerdem, dass auch die örtliche Initiative von Fridays for Future sich für das Projekte ausgesprochen habe.
Realisiert ist der Solarpark damit jedoch noch nicht. Im April stimmte der Stadtrat zunächst über einen Aufstellungsbeschluss ab. Dies ist im Planungsrecht allerdings der Beginn eines offenes Verfahren. Im weiteren Verlauf sind die Träger öffentlicher Belange zu hören. Und Bürger:innen können auch noch Widerspruch zum Projekt einbringen. Bürgermeister Michael Gandeler sagt außerdem, im weiteren Verfahren sollten die bestmöglichen Chancen aus dem Projekt herausgeholt werden. Dabei liegt dies vor allem in der Hand der Anumar GmbH, die die Anlagen im Rahmen eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans realisieren möchte.
Solarpark so groß wie 440 Fußballfelder
In das Vorhaben will das Ingolstädter Unternehmen Anumar Solar GmbH rund 160 Mio. Euro investieren. Die Fläche des Solarparks umfasst dabei rund 310 Hektar – das entspricht etwa der Größe von 440 Fußballfeldern. Die oberbayerische Firma erwartet dort einen jährlich Stromertrag von rund 315 Millionen Kilowattstunden. Geschäftsführer Andreas Klier zeigte sich nach dem positiven Stadtratsbeschluss erleichtert. „Wir betrachten dies als Vorschuss und es liegt nun an uns in den nächsten Monaten ein schlüssiges und verbindliches Konzept allen Beteiligten vorzulegen.“
Der Solarpark würde nach dem Endausbau die bisher in Deutschland installieren deutlich übertreffen. Derzeit betreibt die Energie Baden-Württemberg (EnBW) im brandenburgischen Weesow-Willmersdorf (Landkreis Barnim) Deutschlands größten Solarpark mit einer Leistung von 187 MW. Weesow-Willmersdorf wird durch zwei weitere nahegelegene Projekte ergänzt, die bis Ende dieses Jahres in Betrieb gehen sollen. Die Solarparks „Gottesgabe“ und Alttrebbin“ sind jeweils mit einer Leistung von 150 MW projektiert.
Refinanzierung über Power Purchase Agreements (PPA)
Zum Konzept von Anumar zählt außerdem die Stromvermarktung. Das Unternehmen möchte die Re-Finanzierung des 300-MW-Solarparks somit komplett über Power Purchase Agreements „stemmen“. EEG-Mittel will es wahrscheinlich nicht in Anspruch nehmen. Damit hat der Solar-Projektentwickler auch schon Erfahrungen bei Bayerns derzeit größten Solarpark Schornhof in Berg im Gau (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) gesammelt. Für das Gros der Solarleistung von derzeit gut 110 MW, die demnächst um 60 MW erweitert wird, hat Anumar PPAs mit Statkraft Markets abgeschlossen.
Noch habe Anumar, so erklärte das Unternehmen gegenüber den Solarthemen, nicht entschieden, welche Module in Anklam eingesetzt werden sollen. In Schornhof hatte sich der Projekt-Entwickler für Module von Hawna Q-Cells sowie für Wechselrichter von Delta Energy Systems entschieden.
„Generell offen“ zeigt sich Anumar für eine finanzielle Beteiligung der Stadt Anklam und seiner Bürger an dem Solarpark. Zudem gibt es in den IfA-Reihen durchaus Überlegungen, die erzeugten solaren Kilowattstunden für ein Regionalstromprodukt oder in einigen Jahren für den Einsatz zur Wasserstoffherstellung zu nutzen.
27.4.2021 | Autor: Ralf Köpke
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