Institute legen Roadmap für die Wärmewende vor

Luftaufnahme von Gebäuden mit Solarkollektoren auf den Dächern.Foto: Fraunhofer ISE
Im Freiburger Quartier Gutleutmatten wurden dezentrale Solarthermie-Anlagen innovativ in ein Nahwärmenetz eingebunden.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das Öko-Institut und das Hamburg Institut zeigen in zwei Roadmaps, wie Deutschland seine Klimaziele im Gebäudesektor doch noch erreichen könnte. Analyse und Roadmaps sind Teil der vom Umweltbundesamt beauftragten Studie „Systemische Herausforderung der Wärmewende“.

Die vorgestellten Maßnahmen und politischen Instrumente sollen eine CO2-freie dezentrale Wärmeerzeugung, einen geringeren Endenergieverbrauch und einen Ausbau der Wärmenetze auf den Weg bringen. Weil die Zeit drängt, sollten die meisten Instrumente der Roadmap für die Wärmewende vor 2025 eingeführt und umgesetzt werden, schreiben die Institute.

Fokus auf Effizienz oder Erneuerbare?

Um die künftige Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser zu bewerten und mögliche Pfade zu bewerten, analysierte das Projektteam zwölf wissenschaftliche Studien.

Die Szenarienanalyse beleuchtet zwei grundsätzliche Ansätze. Setzt man auf maximale Effizienz, lässt sich der Endenergiebedarf um bis zu 60 Prozent reduzieren. Limitierend wirken hier technische Grenzen und der Denkmalschutz. Der verbleibende Endenergiebedarf, also 40 Prozent des jetzigen Wertes, muss durch erneuerbare Energien bereitgestellt werden. Alternativ kann man den Ausbau der erneuerbaren Energien in den Fokus stellen, um mit den ausgestoßenen Treibhausgas (THG)-Emissionen auf null zu kommen. In dieser Variante sind deutlich größere Mengen erneuerbarer Energien für die Wärmebereitstellung nötig.

Klar ist: Für beide Ansätze muss der Anteil der erneuerbaren Energien zur Wärmeversorgung deutlich steigen. Wesentliche Beiträge kommen aus der Nutzung von Umgebungswärme mit Wärmepumpen, grüner Fernwärme, Biomasse und Solarthermie.

Fünf Erkenntnisse für den Gebäudesektor

Im Fokus der Studie steht die nahezu klimaneutrale Wärmebereitstellung für Gebäude bis 2050. Dabei gilt: Die gesamten Treibhausgasemissionen sollen um 95 Prozent gegenüber 1990 sinken, der nicht-erneuerbare Primärenergiebedarf gegenüber 2008 um 80 Prozent. An mehr Sanierung führt dabei kaum ein Weg vorbei. „Nahezu alle Szenarien sehen vor, dass die aktuelle energetische Sanierungsrate von derzeit einem Prozent dringend ansteigen muss“, sagt Dr. Peter Engelmann, Gruppenleiter Gebäudesystemtechnik am Fraunhofer ISE.

Zudem leitete das Forschungsteam weitere vier Eckpfeiler ab:   

  • Die Entwicklung der Fernwärme-Infrastruktur muss Auswirkungen auf die Gas-Infrastruktur haben.
  • Die Klima-Zwischenziele der THG-Emissionsminderung müssen eingehalten werden. Hierfür mahnt das Autorenteam eine schnelle Dekarbonisierung des Energiesektors an. Insbesondere müsse es einen ambitionierten Plan für die erneuerbaren Energien und den Kohleausstieg geben.
  • Eine Infrastruktur für den Import und die inländische Erzeugung von Power-to-Gas- und Power-to-Liquid-Produkten muss aufgebaut werden.
Roadmaps mit Instrumenten als Ergebnis

Aus diesen Eckpfeilern (die Institute sprechen von „Zielen“) leiten die Forscherinnen und Forscher eine konkrete Roadmap mit Maßnahmen für die Wärmewende ab. „Die Analyse der Instrumente zeigt, dass viele Ordnungs- und Förder-Instrumente noch nicht auf das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands einzahlen“, sagt Benjamin Köhler vom Öko-Institut. „Wir brauchen dringend ein klares Zielbild und ein darauf ausgerichtetes Set bestehend aus ordnungsrechtlichen, fördernden, planerisch-strategischen und kommunikativen Instrumenten.“

Matthias Sandrock, Geschäftsführer des Hamburg Instituts ergänzt: „Zum Erreichen eines langfristig klimaneutralen Gebäudebestands muss zwischen den beiden Bereichen Gebäudeeffizienz und dem Einsatz erneuerbarer Energien und Abwärme zur Wärmeversorgung eine kostenoptimale Balance gefunden werden.“

11.5.2021 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH.com

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