Vier Top-Hersteller von polykristallinem Silizium kommen 2022 aus China
Wacker war 2016 nach der Eröffnung ihrer dritten Polysiliziumfabrik im US-Staat Tennessee die globale Nummer eins geworden. Der Siliziumexperte Johannes Bernreuter warnt vor Abhängigkeiten der Solarindustrie von der Silizium-Produktion in China und vor zweifelhaften Produktionsmethoden.
Wacker verlor laut den Produktionsschätzungen von Bernreuter Research bereits 2020 den Spitzenplatz an Tongwei. Der chinesische Senkrechtstarter war 2016 noch Nummer neun, bevor er ein ehrgeiziges Expansionsprogramm startete. Tonwei hat drei Produktionsstandorte in der Provinz Sichuan, der Inneren Mongolei und der Provinz Yunnan. Das Unternehmen wird bis Ende dieses Jahres eine Gesamtkapazität von fast 200.000 Tonnen erreichen und 2023 wahrscheinlich 300.000 Tonnen.
Dicht hinter Wacker folgt 2020 Daqo New Energy aus China, das OCI vom dritten Platz verdrängte. Nach der Stilllegung seiner Polysiliziumproduktion für Solarzellen in Südkorea im vergangenen Jahr fiel OCI in der Rangliste auf Platz sieben zurück.
Bald 90 Prozent Solar-Silizium aus China
Wacker ist nach wie vor der weltgrößte Hersteller von hochreinem Polysilizium für die Halbleiterindustrie. Das Unternehmen will in diesem kleineren Segment weiter Marktanteile gewinnen. Im Gegensatz zu seinen rapide expandierenden chinesischen Wettbewerbern hat der Qualitätsführer jedoch keine Absicht, seine Solarsilizium-Kapazität über das kontinuierliche Beseitigen von Engpässen hinaus zu erhöhen. „Wir sind bestimmt nicht daran interessiert, unglaubliche neue Kapazitäten zu errichten“, sagte Vorstandschef Rudolf Staudigl in der Telefonkonferenz zu den Unternehmensergebnissen des ersten Quartals am 30. April.
Folglich wird Wacker von drei weiteren chinesischen Herstellern überholt werden und 2022 auf Platz fünf zurückfallen, prognostiziert Bernreuter Research. „Der Aufstieg von in China ansässigen Akteuren in unserer Rangliste steht exemplarisch für die zunehmende Dominanz der chinesischen Polysilizium-Industrie“, sagt Johannes Bernreuter, Kopf von Bernreuter Research und Autor des Polysilicon Market Outlook 2024. „Chinas Anteil am weltweiten Solarsilizium-Ausstoß wird in den nächsten Jahren auf 90 % zusteuern.“
Im Jahr 2020 produzierte China etwa 80 Prozent des Solarsiliziums weltweit. Importe nach China stammten bisher vor allem von Wacker, sind aber rückläufig.
Solarsilizium-Produktion mit billigem Kohlestrom
Drei der Anwärter auf die vier Spitzenplätze im Jahr 2022 – GCL-Poly, Daqo und Xinte Energy – betreiben Fabriken mit sehr billigem Strom aus Kohlekraftwerken. Die Fertigungen liegen zudem in der uigurischen autonomen Region Xinjiang in Nordwestchina. Das Gebiet ist Gegenstand genauer Prüfung geworden, nachdem Berichte über den großflächigen Einsatz von Zwangsarbeit dort auftauchten.
„Diese Berichte sollten ein Weckruf für westliche Regierungen sein. Wenn ihre Länder nicht fast völlig abhängig von Solarprodukten aus China werden wollen für die Wende zu erneuerbaren Energien, müssen sie eine wirksame und längst überfällige Industriepolitik für eine nicht-chinesische Solar-Wertschöpfungskette umsetzen, insbesondere für die Ingot- und Waferproduktion“, kommentiert Bernreuter. „Kostengünstige und erneuerbare Wasserkraft im Nordwesten der USA, in Kanada, Norwegen und Malaysia bietet ihnen die Chance, eine alternative Wertschöpfungskette ohne Zwangsarbeit und großen CO2-Fußabdruck anzutreiben.“
Die jüngste Rangliste der Top-Ten-Produzenten gibt es auf der Webseite von Bernreuter Research. Polysiliziumindustrie-Experte Johannes Bernreuter verfasste 2001 die erste Analyse des heraufziehenden Polysilizium-Engpasses und neuer Produktionsverfahren. Seit 2008 publiziert er seine Analysen unter „Bernreuter Research“.
12.5.2021 | Quelle: Bernreuter Research | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH.com