Photovoltaik: Nachfrage und Corona treiben den Preis im Mai

Tabelle zeigt Trend beim Photovoltaik-Preis für Module im Mai 2021Quelle: pvXchange
Im letzten Monat sind die Spotmarktpreise für Photovoltaik-Module in einigen Kategorien weiter angestiegen. Seit Anfang des Jahres sind alle fünf im Photovoltaik-Modulpreisindex des Solarservers erfassten Modulklassen teurer geworden. Den Index präsentiert der Solarserver in Zusammenarbeit mit der Handelsplattform pvXchange.

Die aktuelle Entwicklung beim Preis für Photovoltaik-Module stellt PV-Exchange-Geschäftsführer Martin Schachinger in den Kontext der Debatten um Klimaschutz und Energiewende. Aber auch Corona spiele für die Preisentwicklung in der Photovoltaik weiterhin eine Rolle. „Die erfolgreiche Verfassungsbeschwerde gegen deren zu kurz gegriffene Klimaschutzbemühungen hat die Regierung in den letzten Wochen zu einer schnellen Nachbesserung genötigt. Diese erfolgte dann in einer Geschwindigkeit, wie sie bis dato keiner für möglich gehalten hatte.“ Schachinger sorgt sich allerdings, dass vor dem Hintergrund mangelnder politischer Konzepte, mit denen die Ziele hinterlegt seien, schon bald der Ruf nach der Kernenergie wieder lauter werden könnte.

Materialverknappung treibt Photovoltaik-Preis

Er schreibt in seinem aktuellen Marktkommentar zum Photovoltaik-Preis-Index: „Dabei ist die Nutzung der Sonnenenergie mittlerweile nachweislich die wirtschaftlichste Form der Energieerzeugung und Speichertechnologien werden auch immer preiswerter.“ Diese Aussage sei allerdings nach aktuellem Stand wieder zu relativieren: „Leider schlagen wir uns noch immer mit einer Materialverknappung an allen Fronten herum. Das beginnt beim Polysilizium für die Solarzellenfertigung, geht über diverse Edelmetalle bis hin zu Glas- und Aluminium für die Modulproduktion. Darüber hinaus fehlen Bauteile für Wechselrichter, Stahl für die Unterkonstruktion und Kupfer für die Solarkabel. Zu allem Überfluss steigen die Frachtraten aus China beinahe täglich. Alle diese Faktoren lassen momentan die Modulpreise, sowie die Gesamtkosten für Photovoltaikanlagen in die Höhe schnellen. Sollten also Zweifler Recht behalten?

Ist Solarenergie zu teuer?

Schachinger wiederspricht dieser These klar: „Wir haben es hier eindeutig mit den Nachwehen der weltweiten Pandemie zu tun.“ Einerseits habe die Industrie PV-Produktionen Corona-bedingt zumindest kurzzeitig heruntergefahren. Und der internationale Frachtverkehr habe sich reduziert oder leide unter Corona-Maßnahmen. Andererseits sei aber das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung gestiegen und damit die Nachfrage nach Photovoltaik. Insbesondere im Kleinanlagensektor sei diese gewachsen.

Photovoltaik-Preis wird sich entspannen

Martin Schachinger prognostiziert: „Die negativen Effekte sind aber nur von kurzer Dauer – zum Jahreswechsel dürfte sich die Situation normalisiert haben. Echte Zukunftsprognosen möchte zwar noch niemand abgeben, zu turbulent waren die letzten eineinhalb Jahre, aber eine Trendwende ist schon sehr realistisch – spätestens im Frühjahr 2022. Bis dahin heißt es: Durchhalten und um Verfügbarkeiten und Liefermengen kämpfen, mit den Auftraggebern nachverhandeln und Projekte realisieren, bei denen es beim Preis nicht auf den letzten Cent ankommt.“

Erfolgreiche Verfassungsbeschwerde

Was in Deutschland eigentlich genau passiert sei, das Anlass zur Sorge bereite, fragt Schachinger retorisch. Er erinnert an die erfolgreiche Verfassungsbeschwerde von Klimaschützern, unter anderem aus der Fridays For Future-Bewegung. Die Nachbesserung der Regierungsparteien, wohl auch im Hinblick auf den angehenden Wahlkampf, sei auf den Fuß gefolgt. Auch wenn Klimafachleute davor warnten, dass diese Vorgaben noch immer nicht ausreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, gebe mancher Industrievertreter jetzt zu bedenken, dass dies alles viel zu teuer sein werde. „Immer das alte Lied“, meint Schachinger.

Der Erfolg der deutschen Klimabewegung bei der Einforderung ambitionierterer Klimaziele werde wohl weltweit Nachahmer dazu anstiften, in ihren Ländern ebenfalls Klage einzureichen, was prinzipiell sehr positiv zu bewerten sei. So entstehe nach Meinung des pvXchange-Chefs aber auch die große Gefahr, dass interessierte Kreise in der Folge die Kernenergie wieder als Notlösung präsentierten.

Intelligenter fördern!

Sein Fazit: „Um also eine Exhumierung der bereits totgeglaubten Atomkraft überflüssig zu machen, benötigen wir eine Beschleunigung des Ausbaus von Erneuerbaren Energien auf die doppelte Geschwindigkeit – im Minimum. Dies gelingt durch die Abschaffung vieler heute noch existierenden Hürden, insbesondere für die Errichtung von Onshore-Windparks, und die Schaffung von neuen Anreizen für den privaten Ausbau. Allerdings sollten diese nicht unbedingt in einer Erhöhung der EEG-Vergütung münden, bei der nur wieder höhere Anlagenpreise gerechtfertigt werden und mancher Hersteller seine Marge maximieren kann. Vielmehr sollten intelligentere Fördermaßnahmen ins Spiel gebracht werden wie Steuerersparnisse, Abschaffung von Umlagen für die Betreiber oder echte Industrieförderung für die Ansiedelung von lokalen Produzenten (jüngstes Beispiel: Meyer-Burger – Red.). Wenn das Material nicht mehr um die halbe Welt gefahren wird, kann viel CO2 eingespart werden – und die Produkte können obendrein preiswerter angeboten werden.“

25.5.2021 | Quelle: Martin Schachinger, pvXchange.com | Solarserver
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