Balkon-Solar: Norm für Stecker-PV-Anlagen kommt

Balkon-Solaranlage hinter gelben BlumenFoto: Jan Stasik
Derzeit ist eine eigene Produktnorm für Stecker-Photovoltaik-Anlagen in der Entwicklung. Die soll es Verbraucher:innen erleichtern, eine Balkon-Solaranlage anzuschließen und sicher zu betreiben.

Der erste Teil der Arbeit an der Norm für Balkon-Solar-Anlagen mit Stecker steht kurz vor dem Abschluss. „Ein zufriedenstellender Entwurf ist fast fertig“, berichtet Hermann Laukamp vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Er leitet den Arbeitskreis zur Entwicklung der Norm, der sich im Jahr 2017 das erste Mal getroffen hat. Nach Aussage von Dominika Radacki von der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE) ist ein erster öffentlicher Entwurf zum Ende des Jahres 2021 zu erwarten. Dann könne sich jede:r in die weitere Normdiskussion um Stecker-Photovoltaik-Anlagen einbringen.

Das Ziel ist im Grunde nur eine Absicherung dessen, was technisch bereits gut möglich ist und inzwischen schon vielfach genutzt wird. Die Norm soll ein komplettes PV-System mit Modulen, Wechselrichter, Kabeln und Stecker beschreiben. Für die Einzelkomponenten gibt es bereits Normen, die auch in die neue Produktnorm für Stecker-Photovoltaik-Anlagen einzubeziehen sind. Die Herausforderung besteht also darin, deren Zusammenspiel zu definieren. Das Ziel sind letztlich gut verkäufliche Anlagern, die von Laien leicht einsetzbar sind. Dazu gehört auch die Akzeptanz bei Netzbetreibern.

Balkon-Solaranlage auch mit Schuko-Stecker

Schon seit einigen Jahren ist vor allem der Stecker selbst der Streitpunkt. In einem ersten Schritt erzielten Interessenvertreter:innen mit der Vornorm DIN VDE V 0100-551-1 zum Errichten von Niederspannungsanlagen einen Kompromiss. Dieser sieht die Option vor, eine Mini-PV-Anlage direkt an einen Endstromkreis, also in das Stromnetz einer Wohnung, einzubindenden. Dabei darf neben dem festen Anschluss auch ein berührungsfreier Stecker zum Einsatz kommen. Der Schuko-Stecker ist hier nicht vorgesehen, auch wenn bei Nutzung eines entsprechenden Wechselrichters ein elektrischer Schlag an den offenen Kontakten eines Schuko-Steckers wohl auszuschließen ist. In der neuen Produktnorm könnte nun unter bestimmten Voraussetzungen auch ein Schuko-Steckers erlaubt sein. „Wir glauben, dafür eine Lösung gefunden zu haben“, so Laukamp. Diese beinhaltet offenbar ein Abdeckung der Steckerkontakte in nicht gestecktem Zustand.

Details zu Balkon-Solar wichtig

Radacki betont, wichtig sei es, Systeme zu entwickeln, die für Laien leicht und sicher zu bedienen seien. Dazu wird das Normungsgremium vom Projekt „Stecker-Solar“ unterstützt. Darin arbeiten neben dem Fraunhofer ISE und der DKE auch die auf Stecker-Solaranlagen spezialisierte indielux AG und die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) mit, die sich über ihr Projekt PVplug sehr intensiv mit den Mini-PV-Anlagen befasst hat. Mit dabei sind zudem die Solarinvert GmbH und die Solar-Info-Zentrum GmbH.

Die Normungsfragen drehen sich dabei auch um Details wie das von Statik-Experten geprüfte Montagematerial sowie eine für Laien gut verständliche Anleitung. So soll auch der Sorge begegnet werden, die Anlagen mit Schuko-Stecker oder gar mehrere davon könnten über Mehrfachsteckdosen betrieben werden. Und zu achten hätten die Anbieter von Balkon-Solaranlagen außerdem zum Beispiel auf gute Steckverbindungen. Hier sollten sie nicht Produkte unterschiedlicher Hersteller mischen. Und sie sollten auf eine Zugentlastung der Steckverbinder achten.

27.5.2021 | Autor: Andreas Witt | Solarserver
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