Altmaier will Strombedarf 2030 nachrechnen – BEE ist erfreut

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier am RednerpultFoto: Guido Bröer
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier
Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) begrüßt die Ankündigung von Wirtschaftsminister Altmaier, neue Berechnungen zum Strombedarf vorzulegen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat eingeräumt, dass sein Ressort bisher unterschätzt habe, wie stark der Strombedarf in Deutschland im Zuge der Energiewende und angesichts höherer Klimaziele steigen dürfte. „Besser spät als nie hat der Bundeswirtschaftsminister eingestanden, dass die Prämissen der Energiewende bislang falsch gesetzt wurden. Die Annahmen zur Entwicklung des Strombedarfs sind essenziell, um die Klimaziele zu erreichen und Versorgungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten“, sagt die BEE-Präsidentin Simone Peter. Bereits 2019 habe der BEE darauf hingewiesen, dass Deutschland auf eine gigantische Ökostromlücke zulaufe. Mit den neuen Klimazielen verschärfe sich die Situation nochmals.

BEE schätzt Strombedarf 2030 auf 745 TWh

Nach neuen Berechnungen des BEE erhöht sich der Bruttostromverbrauch sehr deutlich von 571 TWh (Stand 2019) auf 745 TWh im Jahr 2030. Der klassische Stromverbrauch nimmt nach BEE-Annahmen aufgrund sehr ambitionierter Effizienzannahmen um 48 Terawattstunden (TWh) ab. Die Netzverluste, der Eigenverbrauch der Kraftwerke und Speicherverluste verringern sich insgesamt um 8 TWh.

Zugleich entsteht ein zusätzlicher Strombedarf von 205 TWh im Wärme- und Verkehrssektor für Wärmepumpen, Elektromobilität und Technologien der Sektorenkopplung (Power-to-X, PtX). Dieser überkompensiert den Rückgang, sodass der gesamte Bruttostromverbrauch bis 2030 um rund 174 TWh steigt. PtX-Technologien machen mit 110 TWh bzw. 45 TWh den größten Anteil am zusätzlichen Stromverbrauch aus. Dazu zählt der BEE grünen Wasserstoff und Elektromobilität. Wärmepumpen erhöhen den Strombedarf um 29 TWh. Für die direkte Stromnutzung für Prozesswärme kommen laut BEE 21 TWh hinzu.

Wegen des höheren Strombedarfs müsse auch der Ausbau der erneuerbaren Energien dringend beschleunigt werden, erklärt Peter. Sonst riskiere man, die Ökostromlücke aufgrund der Klimaziele noch zu vergrößern. Nach dem BEE-Szenario 2030 muss der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Bruttoendenergieverbrauch mehr als verdoppelt werden. Er lag 2019 bei 17 Prozent, 44 Prozent vom Stromverbrauch sollen es im Jahr 2030 sein. Im Verkehrs- und Wärmesektor müssen die Anteil besonders stark steigen – von 6 auf 38 Prozent bzw. von 15 auf 49 Prozent. Der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch wächst von 42 auf 77 Prozent.

Bis 2030: 95 GW Onshore-Wind und 205 GW Photovoltaik

Für den Ausbau der erneuerbaren Energien heiße das laut BEE, das 2030 installierte Leistungen von 95 GW Onshore-Windenergie und 205 GW Photovoltaik erreicht werden müssten. Die Offshore-Windenergie habe ebenfalls Potenzial, doch die Reaktionszeit bis 2030 sei dort zu kurz. Bioenergie, Geothermie und Wasserkraft im Stromsektor bleiben laut BEE etwa konstant. Die gesamte EE-Leistung nimmt im Zeitraum von 2019 bis 2030 von 124 GW auf 337 GW zu. Das sind 72 GW mehr als im bisherigen Szenario.

Dass der Stromverbrauch 2030 von Altmaier und dem BMWi so gering eingeschätzt wurde, war auch Grundlage für die bisherigen Ausbauziele im Erneuerbaren-Energien-Gesetz. An den Potenzialen von Wind- und Solarenergie scheitert die Energiewende nicht, wie Studien immer wieder zeigen.

11.6.2021 | Quelle: BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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