Agora und Stiftung Klimaneutralität: 10 Maßnahmen für klimaneutrale Gebäude bis 2045

Wärmebild zeigt Gebäude, während einer FassadendämmungFoto: Ingo Bartussek/stock.adobe.com
Agora Energiewende und die Stiftung Klimaneutralität schlagen ein umfassendes Maßnahmenpaket für die soziale Wärmewende und einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045 vor.

Basierend auf dem Gutachten „Agenda Wärmewende 2021“ von Öko-Institut und Hamburg Institut stellen die Stiftung Klimaneutralität und Agora Energiewende nun ein Zehn-Punkte-Programm vor. Das 40-seitige Dokument enthält laut Agora Energiewende ein Maßnahmenpaket, das einen Interessensausgleich zwischen den Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft, Mieter:innen, Staat und Zivilgesellschaft berücksichtigt. Die Maßnahmen sollen die Sanierungsgeschwindigkeit für Gebäude erhöhen, der Markthochlauf von Wärme­pumpen beschleunigen, grüne Fern- und Nahwärmenetze vorantreiben und gleichzeitig für einen sozialen Ausgleich der Kosten sorgen.

„2020 hat der Gebäudesektor als einziger Bereich sein Klimaziel verfehlt und auch für 2021 ist eine Verfehlung wahrscheinlich.“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Damit der Treibhausgasausstoß von Häusern in Deutschland bis 2045 auf null sinkt, muss bereits bis 2030 eine Halbierung erreicht sein.

Schnelles Aus für Gasheizungen

„Klimaneutralität bedeutet das absehbare Ende von fossilen Heizanlagen. Da muss sich die Regierung ehrlich machen und das Enddatum 2024 für neue Öl- und Gaskessel in Ein- und Zweifamilienhäusern gesetzlich verankern“, sagt Baake. Um die Zahl der Gas- und Ölkessel schrittweise zu verringern, solle ab sofort es keine Förderung mehr für mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizungen geben. Spätestens 2024 sollen diese nicht mehr in Neubauten und in bestehende Ein- und Zweifamilienhäuser eingebaut werden.

Hohe Standards, hohe Förderung

Mit einer Fördersumme von rund zwölf Milliarden Euro jährlich – dem fünffachen der bisherigen Mittel – soll die energetische Sanierungsrate von bislang unter 1 Prozent auf 1,6 Prozent angehoben werden.

Hohe CO2-Preise und niedrige Strompreise für mehr Wärmepumpen

Ein CO2-Preis von mindestens 80 Euro pro Tonne ab 2025 und eine Neuordnung der Abgaben und Umlagen auf Strom sollen Wärmepumpen wirtschaftlicher machen. allein die Steuern, Abgaben und Umlagen auf jede Kilowattstunde Strom seien vier Mal so hoch wie der Preis für Erdgas. Die Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung sollen zur Senkung der EEG-Umlage auf null Cent dienen.

Warmmieten für sozialen Ausgleich

Der CO2-Preis solle ab 2023 nicht mehr auf Mieter:innen umgelegt werden. Indem er von den Eigentümer:innen getragen werde, erhielten diese mehr Anreiz für die Sanierung. „Sowohl klimapolitisch als auch sozialpolitisch gilt: CO₂-Preis rauf, Strompreis runter – und die höheren CO₂-Kosten nicht den Mieterinnen und Mietern anlasten, sondern als Anreiz bei den Vermietenden belassen. Denn die haben es in der Hand, in eine neue, CO₂-arme Heizung oder eine gute Dämmung zu investieren“, sagt Graichen.

Neben einem Rückerstattungsanspruch müsse bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode eine Warmmieten-Option geschaffen werden.

Verpflichtende kommunale Wärmeplanung

Damit Deutschland bis 2045 klimaneutral ist, müssen vierzehn Millionen Wärmepumpen eingebaut sein. Die übrigen Häuser – gut 40 Prozent – müssen an grüne Nah- und Fernwärmenetze angeschlossen werden. Welche Option für welche Straßenzüge und Stadtteile in Frage kommt, sollen die Kommunen in einer strategischen Wärmeplanung festlegen.

Um Fehlinvestitionen zu vermeiden, müssen Dämmung oder Erneuerung der Heizungs­anlage schon heute mit dem Ziel der Klimaneutralität vereinbar sein. Dafür sei ein Fahrplan für die soziale Wärmewende in Richtung Klimaneutralität nötig.

Das Eckpunktepapier mit den Maßnahmen für klimaneutrale Gebäude in voller Länge steht zum Download bereit. Weitere Politikempfehlungen für Energiewirtschaft, Verkehr, Gebäude, Industrie und Landwirtschaft sollen folgen. Die beiden Organisationen wollen sie am 17. Juni gemeinsam mit Agora Verkehrswende auf der Bundespressekonferenz vorstellen.

Nachdem die Wärmewende für Jahrzehnte kaum beachtet war, mehren sich nun Studien und Gutachten. Erst vor Kurzem hatten Öko-Institut, Fraunhofer ISE und Hamburg Institut eine gemeinsame Roadmap veröffentlicht.

11.6.2021 | Quelle: Agora Energiewende | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Schließen