Energiegenossen wollen weniger in Photovoltaik investieren

Portrait von Eckhard Ott, Vorstandsvorsitzender des DGRVFoto: DRGV
Eckhard Ott, Vorstandsvorsitzender des DGRV.
Aufgrund der veränderten EEG-Gesetzeslage zeigen sich viele Energiegenossenschaften für 2021 an neuen Projekten speziell im Bereich Photovoltaik uninteressiert.

In Deutschland wollen Energiegenossen im laufenden Jahr nicht mehr viel in neue Photovoltaik investieren. Das zeigt die aktuelle Jahresumfrage des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DRGV). Das sei ein alarmierendes Signal für die Energiewende, so der Verband. Denn konkret planten 34 Prozent der 835 Energiegenossenschaften in Deutschland 2021 keine neuen Projekte. Die fehlende Perspektive zeigt sich insbesondere im Hauptbetätigungsfeld Solarstromerzeugung. Im Vorjahr planten noch 54 Prozent Projekte in diesem Bereich, jetzt sind es nur noch 38 Prozent. 2017 waren es sogar noch 72 Prozent.

„Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Schließlich sind es Energiegenossenschaften und andere Bürgerbeteiligungsmodelle, die die Akzeptanz für die Energiewende vor Ort stärken. Ein drohender Stillstand in der Geschäftstätigkeit gefährdet aktuell aber dieses Engagement“, sagt Dr. Eckhard Ott, Vorstandsvorsitzender des DGRV.

Ausschreibungen drängen Engagement zurück

Der Grund für die Negativentwicklung sind die veränderten Rahmenbedingungen für Photovoltaik. Etwa 80 Prozent der Energiegenossenschaften betreiben Solarstromanlagen. Die Investitionskosten sind zwar vergleichsweise niedrig. Auch das Finanzierungsrisiko ist aufgrund der festgelegten Vergütung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sowie der Marktprämie gut zu handhaben. In den letzten Jahren hat allerdings die Ausweitung von Ausschreibungen zur Förderung erneuerbarer Energien das Engagement zurückgedrängt. Auch der direkte Verkauf des Solarstroms am Strommarkt ist aufgrund der niedrigen Marktpreise keine Option.

„Erfreulicherweise hat die Bundesregierung die Ziele für den Klimaschutz nachgeschärft“, so Ott weiter. Der Gesetzgeber müsse dennoch mit einem verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien auch die Rahmenbedingungen für die Bürgerbeteiligung verbessern.

Die 835 Energiegenossenschaften mit ihren 200.000 Mitgliedern haben insgesamt 3,2 Mrd. Euro in erneuerbare Energien investiert und in 2020 rund 8,8 TWh sauberen Strom erzeugt. Damit wurden etwa 3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente im Strombereich vermieden. Hinzu kommen 110.000 Tonnen vermiedener CO2-Äquivalente im Wärmebereich durch die Versorgung von rund 18.000 Haushalten über genossenschaftliche Wärmenetze.

1.7.2021 | Quelle: DRGV | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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