Nationaler Wasserstoffrat legt Wasserstoff Aktionsplan vor

Zu sehen ist die NWR-Vorsitzende Katherina Reiche, die den Aktionsplan Wasserstoff Deutschland virtuell an den Chef des Bundeskanzleramtes Helge Braun übergeben hat.Foto: NWR
NWR-Vorsitzende Katherina Reiche überreicht den Aktionsplan Wasserstoff Deutschland virtuell an den Chef des Bundeskanzleramtes Helge Braun.
Während der Nationale Wasserstoffrat einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft mit blauem Wasserstoff vorschlägt, fordert der Bundesverband Erneuerbare Energie, konsequent auf grünen Wasserstoff zu setzen.

Um die klimapolitischen Ziele zu erreichen, muss Deutschland schnell ambitionierte Schritte zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gehen. Der „Wasserstoff Aktionsplan Deutschland 2021 – 2025“ enthält 80 Vorschläge des Nationalen Wasserstoffrates (NWR) für die nächste Bundesregierung.

Katherina Reiche, die Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates, betont: „Wasserstoff ist die Grundvoraussetzung für die Dekarbonisierung von Anwendungen, die sich technisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll auf grünen Strom umstellen lassen. Nur durch einen konsequenten Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft werden sich Treibhausgas-Emissionen umfassend und effizient reduzieren lassen. Wir verstehen den Aktionsplan als Blaupause für ein Regierungsprogramm zum Thema Wasserstoff nach der Bundestagswahl im September. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist aus unserer Sicht unerlässlich, um die noch einmal verschärften Klimaziele erreichen zu können.“

Der Aktionsplan gliedert sich in drei Teile: Zunächst wird die Ausgangslage mit Blick auf Klimaschutzziele, Industriepotenziale und rechtliche Rahmenbedingungen diskutiert. Der zweite Teil fasst die Diskussion um den zu erwartenden Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bis zum Jahr 2030 zusammen – getrennt nach Bedarfen, Aufkommen und notwendiger Infrastruktur. Der dritte Teil leitet konkrete, nach Dringlichkeit priorisierte Handlungsempfehlungen zur effizienten Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie ab.

80 konkrete Handlungsvorschläge

Der NWR hat in dem Aktionsplan 80 Einzelmaßnahmen vorgeschlagen und auch in eine zeitliche Priorisierung gebracht. Dabei sind insbesondere die erforderlichen Entscheidungen für die Industrie sehr kurzfristig zu treffen: An erster Stelle steht dabei die Verfügbarkeit grünen Wasserstoffs, gefolgt von der Erfassung des CO2-Fußabdrucks der in den industriellen Verfahren eingesetzten Gase durch die Einführung einheitlicher Herkunftsnachweise. Auch bei staatlichen Förderinstrumenten zeigt der Aktionsplan kurzfristige Entwicklungsbedarfe auf.

Im Verkehrssektor sehen die NWR-Mitglieder kurzfristigen Handlungsbedarf innerhalb der kommenden beiden Jahre. Neben Standardisierungsaspekten und Fragen des regulatorischen Rahmens der EU geht es dabei vor allem um den Aufbau einer europaweiten Tankstelleninfrastruktur und den staatlich unterstützten Aufbau einer Zulieferindustrie.

BEE kritisiert Wasserstoff Aktionsplan

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) sieht den Wasserstoff Aktionsplan des Nationalen Wasserstoffrats kritisch. Denn der sehe den Einsatz von blauem Wasserstoff für den Hochlauf der heimischen Wasserstoffwirtschaft vor. „Klimafreundliche Wasserstoffproduktion ist nur mit grünem Wasserstoff auf Basis Erneuerbarer Energien möglich. Auch wenn die Treibhausgasbelastung von blauem Wasserstoff unter der Belastung von grauem Wasserstoff liegt, sind Brückenlösungen nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen schnell zu Emissionsminderungen kommen und hierfür ist grüner Wasserstoff die einzig sinnvolle Wahl“, so BEE-Präsidentin Simone Peter. Zudem berge die Produktion dieses Wassertstofftyps weitere Risiken. „Neben Kapazitätsrisiken wie der begrenzten Anzahl von hochwertigen CCS-Endlagerstätten sind auch Akzeptanzfragen und schwer kalkulierbare Preise für Erdgas, CO2 und CCS mit in die Entscheidung einzupreisen“, so Peter. „Hier werden beim Nationalen Wasserstoffrat offenbar beide Augen zugedrückt.“

Eine Richtungsentscheidung zugunsten von blauem Wasserstoff bringe zusätzlich die Gefahr von Pfadabhängigkeiten mit sich. „Wenn die Bundesregierung sich für die Förderung von blauem Wasserstoff ausspricht, dann kann diese Entscheidung nicht kurzfristig rückgängig gemacht werden. Industrielle Erzeugungsanlagen haben oft eine technische Betriebsdauer von mehreren Jahrzehnten, entsprechend lange werden sich Technologien wie blauer Wasserstoff manifestieren“, sagt Peter.

Der Wasserstoff Aktionsplan Deutschland 2021-2025 ist unter diesem Link zu finden.

5.7.2021 | Quelle: NWR, BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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