IEA: Strombedarf wächst weltweit schneller als erneuerbare Energien

Energiewende. Windkraftanlagen vor Kohlekraftwerk und Strommasten. Ganz im Hintergrund die untergehende Sonne.Foto: Stefan Loss / stock.adobe.com
Die weltweite Stromnachfrage wächst schneller als die erneuerbaren Energien, was zu einem starken Anstieg der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen führt. Das geht aus dem aktuellen Electricity Market Report der IEA hervor.

Der halbjährliche Bericht der Internationalen Energie Agentur (IEA) sieht einen Anstieg der Stromnachfrage um 5% im Jahr 2021. Dabei decken fossile Brennstoffe – insbesondere Kohle –  fast die Hälfte des gestiegenen Bedarfs. Dadurch drohen die CO2-Emissionen aus dem Stromsektor im Jahr 2022 auf ein Rekordniveau zu steigen Im Jahr 2020 war der Strombedarf weltweit durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie um etwa 1% zurückgegangen. Für 2022 rechnet die IEA mit einer weiteren Steigerung um 4%, angetrieben durch die Erholung der Wirtschaft. Der Großteil der steigenden Stromnachfrage wird voraussichtlich aus dem asiatisch-pazifischen Raum kommen, vor allem aus China und Indien.

Erneuerbare Energien wachsen 2021 um 8 Prozent

Die erneuerbaren Energien wachsen ebenfalls schnell. Die IEA rechnet damit, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weltweit um 8% im Jahr 2021 und um mehr als 6% im Jahr 2022 wachsen wird. Dies beinhaltet Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik. Bei dieser Prognose stützt sich die IEA auf die aktuellen politischen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Trends. Doch trotz des starken Wachstums werden die erneuerbaren Energien den zusätzlichen Strombedarf weltweit in den beiden Jahren nur zur Hälfte decken können.

Im Jahr 2021 werde die fossile Stromerzeugung daher 45% der zusätzlichen Nachfrage decken. Auch im Jahr 2022 werde der zusätzliche Strombedarf weltweit noch immer zu 40% aus fossiler Erzeugung stammen. Der Rest entfalle auf die Kernkraft. Infolgedessen würden die CO2-Emissionen aus dem Stromsektors 2021 voraussichtlich um 3,5% und 2022 um 2,5% steigen. Das werde zu einem neuen Höchststand führen. In den Jahren 2019 und 2020 waren die CO2-Emissionen aus dem Stromsektor gesunken. Die Jahre 2019 und 2020 waren bisher auch die einzigen, in denen das Wachstum der erneuerbaren Energien das Nachfragewachstum übertroffen hat. Dies deute darauf hin, dass diese Situation noch nicht die neue Normalität sei.

„Der Anteil der erneuerbaren Energien wächst in vielen Teilen der Welt auf beeindruckende Weise. Aber er ist immer noch nicht da, wo er sein müsste, um uns auf den Weg zu bringen, bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen zu erreichen“, sagte Keisuke Sadamori, Direktor für Energiemärkte und Sicherheit bei der IEA. „Um auf einen nachhaltigen Pfad zu wechseln, müssen wir die Investitionen in saubere Energietechnologien massiv erhöhen – insbesondere in erneuerbare Energien und Energieeffizienz.“

Stromerzeugung aus Kohle müsste für Klimaziel um 6 Prozent sinken

Einen solchen Pfad für die Zeit bis 2050 beschreibe die IEA in ihrer kürzlich veröffentlichten Roadmap zu „Net Zero“. Demnach finden fast drei Viertel der globalen Emissionsreduktionen zwischen 2020 und 2025 im Stromsektor statt. Dafür müsse die Stromerzeugung aus Kohle um mehr als 6% pro Jahr sinken. Tatsächlich werde die Erzeugung von Kohlestrom in diesem Jahr um fast 5% und 2022 um weitere 3% steigen. Sie werde damit möglicherweise ein Allzeithoch erreichen, so der Marktreport der IEA. Auch die Gaserzeugung, die 2020 um 2% zurückging, werde 2021 voraussichtlich um 1% und 2022 um fast 2% steigen. Das Wachstum von Gas hinkt dem von Kohle hinterher. Gas spielt in den schnell wachsenden Volkswirtschaften im asiatisch-pazifischen Raum eine geringere Rolle spielt. In Europa und Nordamerika steht es zudem im Wettbewerb mit erneuerbaren Energien.

Mehr Stromausfälle durch Extremwetter

Darüber hinaus weist die IEA auf spezielle Situationen durch Extremwetter hin. Seit dem letzten Electricity Market Report im Dezember 2020 haben extreme Kälte, Hitze und Dürre zu ernsthaften Belastungen und Unterbrechungen der Elektrizitätssysteme auf der ganzen Welt geführt. Betroffen sind Länder von den Vereinigten Staaten und Mexiko bis hin zu China und dem Irak. Die IEA führt daher einen Electricity Security Event Scale ein. Dieser soll größere Stromausfälle erfassen und zu klassifizieren. Dies erfolgt anhand der Dauer der Störung und der Zahl der betroffenen Kunden. Die texanische Stromkrise im Februar, bei der Millionen von Kunden wegen eisigen Wetters bis zu vier Tage lang ohne Strom waren, wurde auf dieser Skala mit der höchsten Bewertung versehen.

15.7.2021 | Quelle: IEA | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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