100 Prozent Erneuerbare in Deutschland mit nur 20 Prozent mehr Windenergie-Anlagen
Die Hochwasser-Katastrophe aus der vergangenen Woche hat bundesweit zu einer Debatte über schnellere Klimaschutz-Maßnahmen geführt. Im Gespräch ist nicht nur ein vorzeitiger Ausstieg aus der Kohleverstromung, sondern auch die notwendige Steigerung beim Bau neuer Windenergie-Anlagen. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) unterstützt die Forderungen, den Klimaschutz zu forcieren und 100 Prozent Erneuerbare in Deutschland schnell zu erreichen. „Dafür ist insbesondere ein deutliches Plus bei der Windstromerzeugung unverzichtbar“, sagt der Vorsitzende Reiner Priggen. „Dieses Plus bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass wir unglaublich viele neue Windenergie-Anlagen benötigen.“
Priggen verweist auf die Ergebnisse einer Studie, die der LEE NRW im vergangenen Spätherbst über die energiewirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Generation von Windturbinen veröffentlicht hat. Diese neuen Windenergie-Anlagen mit 5 bis 7 Megawatt Leistung sind in der Lage, an einem mittleren Binnenlandstandort gut zehn Mal so viel Strom zu erzeugen wie ihre Vorgängermodelle zur Jahrtausendwende.
Mit dieser neuen Anlagen-Generation könnten nach LEE NRW-Berechnungen bundesweit rund 700 Mrd. Kilowattstunden Strom im Jahr 2040 erzeugt werden – gemeinsam mit Offshore Wind, Photovoltaik und anderen erneuerbaren Stromerzeugungsanlagen völlig ausreichend, um 100 Prozent des deutschen Energieverbrauches inklusive Wärme und Verkehr regenerativ zu erzeugen. Der gesamte deutsche Stromverbrauch liegt aktuell bei ca. 530 Mrd. kWh. Er wird durch verstärkte elektrische Wärmeerzeugung, durch Elektromobilität und durch die Erzeugung von sogenanntem grünen Wasserstoff für die Industrie steigen. Dennoch sind 100 Prozent Erneuerbare in Deutschland bis 2040 unter Einsatz der heute schon etablierten Technologie machbar.
100 Prozent Erneuerbare in Deutschland erfordert zwei Prozent der Landesfläche
Dazu ist es erforderlich, dass alle Bundesländer zwei Prozent ihrer Landesfläche für die Windenergienutzung ausweisen, was erste Bundesländer wie Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein und demnächst auch Niedersachsen bereits beschlossen haben.
„Wir bräuchten dann in ganz Deutschland für Windenergieanlagen nur 35.000 Standorte, das sind lediglich 20 Prozent mehr als heute“, verweist Priggen auf die Vorteile der modernen Windkrafttechnologie. Niemand müsse daher Befürchtungen um eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes oder vor Flächenfraß haben.
Es liegt, so der LEE NRW-Vorsitzende, an der Politik, die Chancen der neuen Generation von Windenergie-Anlagen zu nutzen: „Alle Bundesländer sind gefordert, schnell mehr Flächen auszuweisen und die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen.“ Es reiche nicht aus, allein „mehr Tempo“ für den Klimaschutz anzukündigen. Priggen: „Es ist nicht länger hinnehmbar, dass zwischen der Planung und der Inbetriebnahme eines Windparks mitunter zehn Jahre Zeit verstreichen!“
Das Hintergrundpapier über den Nutzen größerer Windturbinen ist unter dem nebenstehen Link abrufbar.
23.7.2021 | Quelle: LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH