Fraunhofer IEE stellt globalen Potenzial-Atlas für Power-to-X vor.
Strombasierte Kraftstoffe (Power-to-X) und die damit verbundenen Technologien seien demnach maßgeblich für einen klimafreundlichen Luft- und Seeverkehr. Sie könnten auch in der Industrie als Ersatz für fossile Grundstoffe dienen.
Potenzial an Power-to-X für 2050 um ein Vielfaches größer als Bedarf
Laut dem Potenzialatlas ließen sich außerhalb Europas langfristig 69.100 Terawattstunden Wasserstoff bzw. 57.000 Terawattstunden strombasierte flüssige Kraftstoffe herstellen. Zum Vergleich: Modellrechnungen zufolge wird die globale Luftfahrt 2050 mindestens 6.700 Terawattstunden, der weltweite Schiffsverkehr 4.500 Terawattstunden Kraftstoffe benötigen.
Die größten Flächenpotenziale gibt es laut der Untersuchung in den USA und Australien. Die niedrigsten Kosten für Power-to-X-Kraftstoffe sollen in Chile und Argentinien möglich sein. Die Bewertung der technischen und ökonomischen Potenziale basiert dabei auf Analysen der Flächenverfügbarkeit, des Klimas und anderer Faktoren. Auch die lokale Wasserverfügbarkeit, der Naturschutz, die Investitionssicherheit oder die Transportkosten seien eingeflossen. Dabei seien diese Faktoren gar nicht der Flaschenhals. „Für die Umsetzung ist nicht die Flächenverfügbarkeit der limitierende Faktor, sondern vielmehr die maximal mögliche Ausbaudynamik bei den erneuerbaren Energien, die für die Erzeugungsanlagen von Wasserstoff und PtL zusätzlich zu errichten sind“, sagt Kurt Rohrig vom Fraunhofer IEE. Der PtX-Atlas ist Teil des vom Bundesumweltministerium geförderten Projekts DeVKopSys (Dekarbonierung Verkehr – Rückkopplung Energiesystem).
Hoffnungsbranche für deutschen Maschinen und Anlagenbau
Von der Wasserstoffwirtschaft erhoffen sich deutsche Maschinen- und Anlagenbauer große Chancen. Viele von ihnen arbeiten an PtX-Verfahren. Dazu gehören Spin-Offs von Forschungsinstituten wie Ineratec ebenso wie etablierte Kozerne. In der VDMA Plattform Power-to-X for Applications sind die wesentlichen Player einer PtX-Wertschöpfungskette organisiert: von der Erzeugung erneuerbarer Energie über die Anlagenbauer bis hin zu den Abnehmern künstlicher Kraftstoffe. Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender von MAN Energy Solutions und Vorsitzender der VDMA Arbeitsgemeinschaft Power-to-X for Applications, sieht den deutschen Maschinen- und Anlagenbau dabei als international führend. „Es sind Zukunftstechnologien, die in dieser Dekade bereit sind für die industrielle Skalierung“ sagt er. Gerade die Luft- und Seefahrt hätten langfristige Investitionszyklen. Deswegen benötige die Industrie vor allem Planungssicherheit. Dazu seien auch „robuste Verfahren“ nötig, um die Klimawirkung eines gesamten Antriebskonzepts zu bewerten. Man dürfe nicht nur auf die Emissionen am Auspuff schauen. Vielmehr müssten auch PtX-Kraftstoffe anerkannt werden.
BMU gibt Gas
Das Bundesumweltministerium ist entschlossen, das Potenzial zu nutzen und die Entwicklung und den Markthochlauf von Power-to-X-Technologien zu beschleunigen. In der Nationalen Wasserstoffstrategie sind für die Förderung von strombasierten Kraftstoffen für den Luft- und Seeverkehr 600 Millionen Euro vorgesehen. Hierfür hat es verschiedene Projekte aufgesetzt. Das im März gegründete PtX-Lab Lausitz in Cottbus soll als Wissensplattform, Impulsgeber und Ansprechpartner für Industrie, Politik und Wissenschaft dienen. Bis 2023 sollen dort 60 Stellen geschaffen werden. Auch eine Demonstrationsanlage soll in der Lausitz entstehen. Der vom BMU gegründete International PtX-Hub Berlin soll vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern aktiv werden. Er adressiert das ebenfalls in der NWS genannte Ziel, internationale Netzwerke aufzubauen und interdisziplinären Wissenstransfer zu leisten.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze sieht PtX-Technologien als Schlüssel für einen klimafreundlichen See- und Luftverkehr. Nur sehr wenige Schiffe und Flugzeuge könnten auf direkte Stromnutzung umsteigen. Mit dem Markthochlauf von PtX-Technologien entstünden viele neue Arbeitsplätze. Gleichzeitig würden PtX-Technologien die nachhaltige Entwicklung weltweit vorantreiben. Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff würde nämlich den massiven Ausbau erneuerbarer Energien nach sich ziehen. Daher wolle die Bundesregierung mit der deutschen Wirtschaft die Kooperation mit „Hochpotenzial-Ländern“ stärken. Man wolle dort die nötigen Kompetenzen aufbauen und Lieferketten partnerschaftlich etablieren.
Hier geht es zum Potenzial-Atlas.
04.08.2021 | Quelle: Fraunhofer ISE, VDMA, BMU | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH