Mit dem Solarboot von Washington nach Alaska

Solarboot vor Eisberg - die Wayward Sun in AlaskaFoto: Torqueedo
Das Solarboot Wayward Sun fuhr von Washington nach Alaska.
Die „Wayward Sun“ hat eine rund 1.400 Seemeilen lange Strecke zurückgelegt – ohne fossile Hilfsenergie oder Aufladen an Land.

Das Vater-Sohn-Team David und Alex Borton hat mit einem Solarboot die Strecke von Washington, nach Juneau, Alaska, zurückgelegt. Die Reise begann am 25. Mai. Von Bellingham im Norden des Bundesstaates Washington fuhren die Bortons durch die Innere Passage, eine Inselwelt vor der Küste von Britisch Kolumbien und Alaska. In dem kanadischen Bundesstaat durften sie wegen der Corona-Bestimmungen nicht an Land gehen. Daher ankerten sie nachts vor der Küste. „Das war kein Problem für uns“, sagte Borton. „Wir hatten viel zu essen und eine gemütliche Schlafkabine unter Deck. Und natürlich muss unser Solarboot nicht aufgetankt werden.“ Am 13. Juni erreichten die beiden mit ihrem Solarboot Ketchikan im US-Bundesstaat Alaska. Von dort an fuhren sie vor der Küste weiter nach Norden, bis sie am 8. Juli ihr Ziel Juneau erreichten.

Solarboot ohne Verbrennungsmotor und Ladekabel

Das Solarboot Wayward Sun hat keinen Verbrennungsmotor. „Die Leute fragen uns immer, ob wir Benzin oder Diesel als Reserve haben“, sagt Alex Borton. „Aber die Sonne geht jeden Tag auf. Wenn unsere Batterien zu schwach werden, warten wir einfach.“

Die Wayward Sun wurde von Devlin Boat in Olympia, WA gebaut. Sie ist gut acht Meter (27 Fuß) lang und hat einen Rumpf aus Holz. Sie besitzt eine Torqeedo Cruise 4.0 Elektro-Pod-Antrieb mit sechs Torqeedo Power 24-3500 Lithium-Batterien. Der Elektroboot-Spezialist Torqueedo sitzt in Starnberg und gehört zum Deutz-Konzern. Ein separates 12-Volt-System versorgt Beleuchtung, Elektronik und andere gleichstrombetriebene Systeme. Auch ein Wechselrichter hängt daran, um gelegentliche Wechselstromverbraucher nutzen zu können – zum Beispiel ein Waffeleisen. Ihre Energie erhält die Wayward Sun von einer 1.700-Watt-Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Bootes.

Die Bortons hatten seit 2004 an ihrer Vision gearbeitet. In dieser Zeit bauten sie unter dem Markennamen Solar Sal mehrere solarbetriebene Elektroboote und ließen diese patentieren. Nun sind sie mit dem Ergebnis zufrieden. „Das Solarenergiesystem hat unsere Erwartungen mehr als übertroffen“, sagt Alex Borton. „Während der 45-tägigen Überfahrt von Bellingham zur Glacier Bay nach Juneau waren wir 38 Tage unterwegs. Wir legten durchschnittlich 32 Seemeilen pro Tag zurück und fuhren mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 3,7 Knoten. Während wir an einigen Tagen wegen des Wetters früher anhielten oder später aufbrachen, gab es nur zwei volle Tage, an denen wir wegen starker Winde oder dichten Nebels überhaupt nicht fuhren.

Während der Reisezeit dauert ein Tag in Juneau etwa von 4 bis 22 Uhr. „Selbst an einem völlig bedeckten Tag zu dieser Jahreszeit können wir tagsüber mit 2 bis 3 Knoten fahren, ohne unsere Batterien zu verbrauchen“, sagte Borton. „Bei direkter Sonneneinstrahlung können wir den ganzen Tag über 5 Knoten oder mehr fahren, ohne dass wir die Batterien brauchen. Die meiste Zeit der Reise war es bewölkt und es hat viel geregnet. An manchen Tagen fuhren wir langsam, weil wir es mussten. An anderen Tagen fuhren wir langsam und luden die Batterien während der Fahrt.“

Stärkere Module und Batterien brachten den Durchbruch

Ein Durchbruch für die Solarbootfans waren die technischen Fortschritte bei Modulen und Batterien. „Die meisten heute auf dem Markt befindlichen Elektroboote sind durch ihre Batteriekapazität begrenzt, was bedeutet, dass sie zum Aufladen auf die Stromversorgung von Land angewiesen sind“, erklärt Borton. „Bis vor kurzem waren Solarmodule und Batterien einfach nicht in der Lage, die Abhängigkeit zum Landstrom zu aufzulösen. So konnten sie nur zur Verlängerung der Reichweite oder zum teilweisen Aufladen genutzt werden. Aber dank der Fortschritte bei den Solarzellen und den effizienten elektrischen Antrieben und Hochleistungsbatterien von Torqeedo ist es jetzt möglich, ein Solarboot mit vernünftigen Geschwindigkeiten und Unterkünften zu bauen, das kontinuierlich fahren kann, ohne jemals an Land aufgeladen zu werden.“

Auch der Motorenhersteller Torqueedo ist zufrieden. „Dies ist ein wichtiger Beweis für die moderne Technologie des solar-elektrischen Bootsantriebs, und es hat uns viel Spaß gemacht, die täglichen Fortschritte in ihrem Blog zu verfolgen“, sagte Mary Jo Reinhart, Direktorin für OEM- und Einzelhandelsvertrieb bei Torqeedo.

Solarboote sind bis heute selten, auch wenn es sie schon länger gibt. Das Ausflugsschiff „Alstersonne“ war das erste Solarschiff in Hamburg. Der Solar-Katamaran MS Tûranor PlanetSolar umrundete von 2010 bis 2012 in 19 Monaten die Welt. Mittlerweile vertreibt ein Bootshersteller luxeriöse Solar-Katamarane. Ein Verein in Lübeck rüstete 2017 ein Sportboot auf Solarenergie um.

Nach den rund 1.400 Seemeilen auf dem Solarboot sagt Alex Borton: „Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich noch 1000 Meilen weiterfahren.“

05.08.2021 | Quelle: Torqueedo | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen