Parabolrinnen-Kollektor Sunoyster erhält Solar Keymark Zertifizierung

Ein Sonnenkollektoren-System mit zwei Segmenten einer Parabolrinne und einem Photovoltaik-Element - die SunoysterFoto: Sunoyster Systems
Eine Sunoyster in Nordfriesland.
Die Sunoyster Systems hat das Qualitätslabel Solar Keymark für ihren konzentrierenden Kollektor Sunoyster 16 erhalten. Nun soll eine Lizenproduktion in der Türkei entstehen.

Nach neun Jahren Entwicklungsarbeit kann Sunoyster Systems mit dem Solar Keymark nun den kommerziellen Vertrieb für seinen Parabolrinnen-Kollektor starten. Die gebogenen Spiegel der Sunoyster 16, kurz SO16, fokussieren die direkte Solarstrahlung auf eine hochwertige Vakuumröhre. Allerdings ist die Sunoyster nicht wie herkömmliche CSP-Kraftwerke in langen Reihen gebaut, sondern in einzelnen Elementen. Das ermöglicht es, die Spiegel zweiachsig der Sonne nachzuführen. Bei starkem Wind und in der Nacht richtet die Sunoyster ihren Spiegel nach unten, sodass er nahezu flach auf dem Solarpanel liegt. Sie verschließt sich also, ähnlich wie eine Auster.

Tests für Solar Keymark bei Cener in Spanien

Die Zertifizierung hat die zum TÜV Rheinland gehörenden Gesellschaft DIN Certco ausgestellt. Beim Solar Keymark handelt es sich um ein Qualitätskennzeichen für solarthermische Produkte, insbesondere Sonnenkollektoren. Es wurde 2003 erstmals vergeben. Da es Voraussetzung für Förderungen ist, gibt es in Deutschland praktisch keine Kollektoren ohne dieses Siegel. Grundlage sind die Normen DIN EN 12975-1 und DIN EN ISO 9806. Das Zertifizierungsprogramm basiert auf einer Typprüfung der Produkte und einer Fertigungskontrolle.

Beide Prüfungen hat bei der Sunoyster 16 das Messinstitut Cener in der Nähe von Pamplona in Nordspanien durchgeführt. Für die Typprüfung waren Laborversuche nötig. Dabei mussten beispielsweise die Glasteile der Sunoyster – also die Spiegel und die Glashülle der Receiver – einem Beschuss mit rund 80 Stundenkilometer schnellen Eiskugeln standhalten. Zudem baute SOS auf dem Dach von Cener im Frühjahr 2021 eine Testmaschine auf. An dieser testeten die Prüfer zum Beispiel die mechanische Belastung, indem sie mit Gewichten eine Schnee- und Windlast simulierten. Parallel prüfte Cener die Fertigung von Sunoyster Systems. Diese wurde im Juni zudem gemäß Qualitätsmanagementsystem ISO 9001 zertifiziert.

Solar Keymark macht Sunoyster in Deutschland förderfähig

Eine wesentliche Prüfung im Zuge des Solar Keymark war auch der Leistungstest für den Parabolrinnen-Kollektor. Dieser ergab bei 850 W Direktstrahlung eine thermische Leistung von rund 8,5 kW. Bei 1.000 W, den Concentrator Standard Testing Conditions (CTC), waren es rund 10 kW. Für den Standardstandort Würzburg liegt der Jahresertrag bei 633 kWh pro Quadratmeter Aperturfläche bei 25 °C und bei 560 kWh bei 50 °C. Laut Homepage soll die Sunoyster bis zu 170 °C liefern können und wäre somit vor allem für Prozesswärme interessant. Hierfür gibt es in der Pressemitteilung allerdings keinen Ertragswert.

Deutlich besser schneidet die Sunoyster in Ländern mit höherer Direktstrahlung ab. In Athen beträgt der Jahresertrag bis zu 967 kWh. Diese können mithilfe von thermischen Kältemaschinen auch in Kälte umgewandelt werden können.

Mit dem Solar Keymark wird die Sunoyster in Deutschland in die Liste der förderfähigen Anlagen eingetragen werden. Für Anlagen zur solaren Heizungsunterstützung kann die Sunoyster dann 30 bis 45% Fördermittel auf die Systemkosten bekommen. Für Prozesswärmeanwendungen sind es 45 bis 55%. Auch in vielen anderen Ländern ermöglicht die Solar Keymark-Zertifizierung Zuschüsse für die Kunden.

Die SunOyster 16 braucht 50 Quadratmeter Aufstellfläche. Für Einfamilienhäuser ist sie von ihren Dimensionen und ihrer Leistung in der Regel zu groß. Allerdings könne sie gut auf größeren Wohngebäuden, gewerblichen und industriellen flachen Dächern sowie auf Freiflächen installiert werden. Projekte auf Mehrfamilienhäusern, gewerblichen Dächern, für Nahwärme und Prozesswärme unter 100 °C seien geplant.

Für die kleinere Version Sunoyster 8 hat dagegen 2020 einen Zuschuss von rund 470.000 Euro erhalten, um ein solares KWK-System für Einfamilienhäuser zu entwickeln.

Lizenzfertigung in der Türkei geplant

Nach neun Jahren Entwicklungsarbeit sei die komplexe Solaranlage nun außerhalb von Demoprojekten marktgängig, erklärt Sunoyster. Gesellschafter Dirk Ketelsen nennt das einen Meilenstein. „Wir streben zusammen mit einem türkischen Partner eine Lizenzproduktion der Sunoyster in der Türkei an“, sagt er. Aber auch aus anderen Ländern gebe es Lizenzinteressenten, die bereits auf das Zertifikat gewartet haben.

Der Versand der Sunoyster erfolgt vom Greentec-Campus in Enge-Sande, Nordfriesland. Eigene Installationsteams stellen die Anlagen vor Ort auf.

Am gleichen Standort in Nordfriesland wird auch die Kleinwindkraftanlage Easywind gefertigt. Sunoyster will künftig Projekte mit Wind- und Solarenergie initiieren. In die Karibik haben man bereits eine Anlage verkauft.

05.08.2021 | Quelle: Sunoyster | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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