Energiewende in Deutschland senkt Emissionen und Strompreise in Nachbarstaaten

Zu sehen ist eine symbolische Darstellung für den Aldi Grünstrom.Foto: bht2000 - stock.adobe.com
Auch in den Nachbarländern sinken durch die Energiewende in Deutschland laut einer Studie von ZEW und PIK die Strompreise und CO2-Emissionen.

Strom aus Wind- und Solarenergie verdrängt fossilen Strom aus dem Netz. Dieser Effekt der Energiewende wirkt durch den länderübergreifenden Strommarkt bis in die Nachbarländer, sodass auch dort Strompreise und Emissionen sinken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Grundlage der Studie sind Daten des Europäischen Netzes der Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) für zehn mitteleuropäische Länder. Diese geben u.a. stundengenau Aufschluss über die Stromerzeugung und die Großhandelspreise. Zusätzlich bezogen die Autor:innen Daten zu CO2– und Brennstoffpreisen sowie zu Emissionen in die Analyse ein. Dabei betrachten sie den Zeitraum von 2015 bis 2020. Zu den untersuchten Nachbarländern gehörten Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Polen, Schweden, die Niederlande, die Tschechischen Republik und die Schweiz.

Erneuerbare Energien verdrängen fossilen Strom auch in Nachbarländern

Die Energiewende in Deutschland sorgte demnach dafür, dass die jährlichen Emissionen im Betrachtungszeitraum um 79 bis 113 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent sanken. Der größte Teil dieser Einsparung (80 bis 90 Prozent) geschieht direkt in Deutschland.

Rund ein Drittel seines Ökostroms exportiert Deutschland in seine Nachbarstaaten. Dort führt er laut der Studie zu einer Minderung von 15 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Besonders stark ist der Effekt in der Tschechischen Republik und den Niederlanden. Dort gibt es bei der Stromerzeugung noch einen hohen Anteil an fossilen Energien.

Ökostrom drückt Großhandelspreis

Erneuerbare Energien laut der Studie den deutschen Großhandelspreis für Strom um durchschnittlich 14 Euro/MWh. Für die meisten Nachbarländer machen die Autor:innen eine Preissenkung  zwischen drei und elf Euro/MWh aus. „Geförderte Solar- oder Windenergie verdrängt am Energiemarkt teuren Strom aus Kohle- und Gaskraftwerken, da günstigere Energie bevorzugt zugeführt wird“, sagt Co-Autorin Mirjam Kosch vom PIK. Diese Wirkung wird auch Merit-Order-Effekt genannt. Auch dieser Effekt wirke über die Grenzen hinaus, erklärt Kosch.

Volkswirtschaftliche Kosten fallen in Deutschland an

Die Energiewende führt in Deutschland zu verschiedenen Effekten auf die Strompreise, die sich teilweise zu widersprechen scheinen, wie Meldungen auf Solarserver zeigen.

Die Förderung der Erneuerbaren Energien kostet laut Studie in Deutschland jährlich 23,7 bis 25,2 Milliarden Euro. Dabei steigen die Stromrechnungen der Verbraucher:innen trotz sinkender Preise auf dem Großhandelsmarkt. So würden die Verbraucher rund zwei Drittel der Gesamtkosten zahlen. Das übrige Drittel gehe zu Lasten der Stromerzeuger, die für ihren Strom geringere Einnahmen erzielen.

In den Nachbarstaaten verursache die deutsche Förderung von Erneuerbaren Energien volkswirtschaftlich keine Kosten, so die Studie. Dort würden sich die Effekte ausgleichen. Stromerzeuger müssten auch dort mit Gewinneinbußen leben. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive würde dieser Effekt der deutschen Energiewende in den Nachbarländern durch die geringeren Strompreise für die Verbraucher:innen ausgeglichen.

Die englischsprachige Studie kann hier heruntergeladen werden.

15.9.2021 | Quelle: ZEW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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