Österreich setzt in der Energiewende auf Biomasse

Holz-Solar-Heizzentrale in MengsbergFoto: Guido Bröer
Gerade für Wärmenetze in ländlichen Regionen sind Holzhackschnitzel aus heimischen Wäldern ein interessanter Brennstoff.
Holz ist der wichtigste erneuerbare Energieträger in Österreich. Die Bioenergie macht mehr als die Hälfte der im Land verbrauchten erneuerbaren Energien aus.

Beim Österreichischen Biomassetag traf sich am gestrigen Mittwoch die Branche in Klagenfurt, in Österreichs südlichstem Bundesland Kärnten. Dort ist der Anteil der Biomasse selbst für Österreich besonders hoch. Kärnten deckt mehr als 55% seines gesamten Energiebedarfs aus lokalen und erneuerbaren Quellen. Den Löwenanteil macht dabei die Biomasse aus. Sie ist noch vor der Wasserkraft der wichtigste Energieträger. Siegfried Huber, Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer, führt das auf die starke Kärntner Fortwirtschaft und die gezielte Förderung des Bundeslandes zurück.

55 Prozent Holzheizungen in Kärnten

Mehr als 55 Prozent der rund 250.000 Haushalte in Kärnten heizen mit Holz. In 72.000 davon stehen dezentrale Holzheizungen, die mit Stückholz, Hackschnitzel oder Pellets arbeiten. 67.000 Haushalte beziehen ihre Wärme aus Biomasse-Nahwärmeanlagen. Derzeit sind in Kärnten rund 200 Biomasseheizwerke und mehr als 150 Mikronetze (Zusammenschluss von mehreren Nachbarn zu einer Gemeinschaft) in Betrieb. Über 90% der Kärntner Nah- und Fernwärme stammen aus erneuerbaren Energieträgern, vorwiegend Holz.

Über 80% der Biomasse für die Wärmeversorgung stammen laut dem Österreichischen Biomasse-Verband aus der heimischen Forst- und Holzwirtschaft. Der Rest komme aus der Landwirtschaft und dem Abfallbereich. Im Vergleich zu fossilen Energien seien die heimische Wertschöpfung und die Zahl der Arbeitsplätze bei der Bioenergie acht mal so hoch, sagt Siegfried Huber, Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer.

Landwirtschaftskammer will mehr Biomasse nutzen

Huber sieht aktuell keine Konkurrenz zur stofflichen Nutzung. Die Forstwirtschaft habe mit Schäden am Wald zu kämpfen. Für das beschädigte Holz komme oft nur die energetische Verwertung in Frage. Durch den Klimawandel nehme zugleich der Anteil dieses „niederwertigen“ Holzes zu und der Bedarf an Heizwärme ab. Auch bessere Energiestandards würden für einen geringeren Wärmebedarf sorgen.

Die Landwirtschaftskammer Kärnten hat einen „Zukunftsprozess“ für die heimische Land- und Forstwirtschaft angestoßen. In diesem Rahmen will sie den Anteil der Bioenergie am Bruttoinlandsverbrauch bis 2030 von derzeit 32 auf 45 Prozent steigern. Derzeit würden rund 60.000 Haushalte in Kärnten fossil beheizt. Mindestens die Hälfte davon könne man kurz- oder mittelfristig mit Biomasse versorgen.

Zugleich hat Huber noch viele weitere Pläne für die Nutzung des Holzes und der Biomasse aus Kärnten. Das Bundesland hat mit 62 Prozent den zweithöchsten Waldanteil in Österreich. Huber sieht das Holz im Hochbau, in der Wärme- und Stromerzeugung, aber perspektivisch auch in Synthesegas oder Holzdiesel. Letztere könne man aus Schadholz oder Nebenprodukten herstellen. Die Bewirtschaftung des Waldes schaffe Wertschöpfung für bäuerliche Betriebe und sichere Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Naturschutz dürfe nicht den Klimaschutz verhindern. „Außernutzungstellung ist nicht der Weisheit letzter Schluss“, sagt Huber.

Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, hofft politisch darauf, dass im Herbst das angekündigte Erneuerbare-Wärme-Gesetz und das Energieeffizienzgesetz eine Hebelwirkung entfalten. Ebenso setzt er auf die angekündigte ökosoziale Steuerreform und damit auf die Einführung einer CO2– Abgabe.

Pyrolyse: CO2 als Pflanzenkohle speichern

„Die Herausforderung in der Zukunft ist, neben der Dekarbonisierung unseres Energiesystems, die langfristige Speicherung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre“, glaubt Gerhard Soja, Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Biomasse-Karbonisierung (Öbika). Er setzt daher auf die Pyrolyse. Dabei geht unter Hitzeeinfluss etwa die Hälfte des Kohlenstoffs aus der Biomasse in gasförmige Verbindungen über. Diese könnte man energetisch nutzen und so fossile Brennstoffe ersetzen. Die andere Hälfte des Kohlenstoff bleibt in der Holzkohle zurück. Indem man Nebenprodukte aus der Land- und Forstwirtschaft in Form von Pyrolyse nutze, könne man die CO2-Bindung in der Holzwertschöpfungskette mehr als verdoppeln. Die Holzkohle könnte man zum Beispiel für Futtermittel, Kosmetika oder zur Bodenverbesserung nutzen. Laut ersten Versuchen könnte man sie auch in Beton einsetzen und so 15 Prozent Zement einsparen. So werde auch der Kohlenstoff langfristig gespeichert.

Der Fachverband Holzenergie in Deutschland schätzt die Ressourcen dagegen begrenzter ein. Er sorgt sich darum, dass Großkraftwerke künftig Holz zufeuern könnten. Das würde die Ressourcen für die kleinen Player verknappen und sei auch nicht nachhaltig.

16.9.2021 | Quelle: Österreichischer Biomasseverband | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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