Offshore-Wind: 60 GW Potenzial auch für Wasserstoff

Blick über einen Offshore-WindparkFoto: halberg / stock.adobe.com
Der Ausbau der Offshore-Windenergie kann Basis für die grüne Wasserstoffwirtschaft werden.
Laut einer neuen Studie der Stiftung Offshore-Windenergie sind im Idealfall mehr als 60 Gigawatt (GW) auf den deutschen Meeren möglich. Diese könnten unter anderem für die Wasserstoff-Elektrolyse zum Einsatz kommen.

Der Offshore-Wind könnte für Deutschland künftig mehr als 60 GW liefern, die unter anderem für die Produktion von grünem Wasserstoff zum Einsatz kommen könnten. Das geht aus einer Studie der Stiftung Offshore-Windenergie hervor. Die Berechnungen basieren auf dem neuen maritimen Raumordnungsplan (ROP). Sie setzen zudem voraus, dass alle verfügbaren Möglichkeiten zum Einsatz kommen. Um die Potentiale zu heben, bedarf es jedoch nach der Bundestagswahl der richtigen politischen Entscheidungen und regulatorischen Weichenstellungen.

Stiftungsgeschäftsführerin Karina Würtz überreichte die Studie an den niedersächsischen Umwelt- und Energieminister Olaf Lies. Niedersachsen setzt sich intensiv für eine „grüne Transformation“ des Energiesystems und der Wirtschaft ein, so Lies. „Von dem Ergebnis der Studie fühlen wir uns bestätigt. Es ist viel mehr Offshore-Windkraft möglich, als wir uns in Deutschland bisher vorgenommen haben. Zum Vergleich: diese 60 Gigawatt würde in etwa die erzeugte Strommenge von 60 großen Kohlekraftwerken überflüssig machen. Das Potential ist also gewaltig und es zeigt: wir schalten Deutschland nicht den Strom ab. Im Gegenteil: wir haben jetzt die Möglichkeit diese neue Form der klimafreundlichen Stromerzeugung weiter auszubauen mit den entsprechenden Effekten für Arbeitsplätze und Investitionen an der Küste.“

Denn, so Lies, die Zukunft liege in sauberem Strom und sauberem Gas. „Gleichzeitig läuft uns angesichts der bisher installierten Leistung von nur rund 7,5 GW die Zeit davon“, sagt der Minister. „Vor dem Hintergrund gilt es nun Ausbauziele festzulegen, die uns zügig Klimaneutralität ermöglichen. 40 GW in 2040 sind hier schlicht nicht ausreichend. Chemische Industrie, Elektromobilität, Wärmepumpen und nicht zuletzt Grüner Wasserstoff erfordern einen drastischen Ausbau der regenerativen Stromerzeugung.“

„Höherer Ausbaupfad nötig“

„Die Ergebnisse zeigen erstmalig eindrucksvoll das enorme Potential der Offshore- Windenergie in Kombination mit der Produktion von Grünem Wasserstoff für Deutschland“, unterstreicht Karina Würtz. „In der aktuellen Raumordnung sind – bei konsequenter Ausnutzung aller im aktuellen Raumordnungsplan enthaltenen Potentiale inklusive des befristeten Vorranggebietes Schifffahrt – über 60 GW Windenergie auf See rechnerisch möglich – und das bezieht noch keine Ko- Nutzungspotenziale mit ein. Wir brauchen schnellstmöglich einen Ausbaupfad in diese Richtung. Darüber hinaus könnte ein Teil der erzeugten Energie zur Produktion von Grünem Wasserstoff eingesetzt werden und so einen substantiellen Beitrag zur Erreichung der deutschen Ziele in der Nationalen Wasserstoffstrategie bis 2040 leisten.“ Dafür brauch es aber eine verbindliche Zielsetzung und ausreichende Ausweisung von Meeresflächen für die Offshore- Wasserstoffproduktion. Dies sei eine zentrale Aufgabe für die kommende Bundesregierung – zusätzlich zu den Flächen zur reinen Stromerzeugung.

„Die Studie illustriert anschaulich, dass Offshore-Windenergie der Schlüsselfaktor zur Erreichung der Klimaziele ist“, so Minister Lies. „Ohne Offshore-Ausbau werden wir weder Klimaneutralität noch die dafür nötigen Strom- und Wasserstoffmengen erreichen können. Für Niedersachsen als Küstenland ist der Ausbau der offshore-basierten Wasserstofferzeugung in der Nordsee von hoher Bedeutung. Der so erzeugte Wasserstoff wird maßgeblich zur Dekarbonisierung der Stahl- und Chemieindustrie in Niedersachsen und darüber hinaus beitragen. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, mit angetrieben durch Offshore-Windenergie, bietet über die gesamte Wertschöpfungskette vielfältige wirtschaftliche Chancen, vom Bau, der Installation und dem Betrieb der Offshore- Anlagen sowie der Elektrolyseure bis hin zur Wasserstoffverteilung, Wasserstoffspeicherung und Wasserstoffnutzung. Aufgrund seiner Seehäfen sowie vorhandener Transport- und Speicherinfrastruktur bringt Niedersachsen alle Voraussetzungen für die Ansiedlung einer Wasserstoffwirtschaft mit.“

Maritimer Raumordnungsplan (ROP)

Den Berechnungen zufolge könnten jährlich über 1,2 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff (bis zu 44,2 Terrawattstunden (TWh)) produziert werden, wenn die errechnete Windenergieleistung, die über den zur Stromerzeugung im Windenergie-auf-See-Gesetz verankerten 40 GW liegt, ausschließlich zur Wasserstofferzeugung genutzt würde. Zum Vergleich: Die Nationale Wasserstoffstrategie sieht bis 2035/40 ein Wasserstoffproduktionsziel von 28 TWh vor.

Für die durch die Deutsche WindGuard erstellte Studie wurden verschiedene Annahmen im Bereich der Einflussfaktoren auf Windpark- und Elektrolyseseite herangezogen. Dies waren insbesondere die Leistungsdichte (installierte Megawatt pro Quadratkilometer), Volllaststunden (Degression bei einem weiteren Offshore-Zubau) sowie Auslegung und Wirkungsgrad der Elektrolyseure.

Darüber hinaus ist die Flächenverfügbarkeit als ein entscheidender Faktor untersucht worden. Als Referenzpunkt zur Erstellung der zwei Szenarien („ROP Basis“, „ROP Plus“) wurde die seit dem 01. September gültige maritime Raumordnung gewählt. Das ROP Plus-Szenario bezieht sämtliche ausgewiesene Vorrang- und Vorbehaltsgebiete sowie bedingte Gebiete und das befristete Vorranggebiet in der Schifffahrtsroute 10 mit ein. So wurden bei einer Annahme von 8 MW pro Quadratkilometer Leistungsdichte, wie sie gegenwärtig auch dem Flächenentwicklungsplan zugrunde liegt, über 60 GW installierbare Windenergieleistung ermittelt. Beide Szenarien klammern Potenziale im Küstenmeer (2 GW) und in der Doggerbank (4-6 GW) aus.

22.9.2021 | Quelle: Stiftung Offshore-Windenergie | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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