BEG: Förderung für Fernwärme-Anschluss wird einfacher

Übergabestation für Solarwärme an ein Fernwärmenetz, Rohre, Wärmetauscherschrank, PumpenFoto: Guido Bröer
Statt nur an Fernwärme mit hohen erneuerbarer Anteilen (Foto: Solarthermie-Übergabestation) kann künftig auch der Anschluss an andere mehr oder weniger klimaschonende Fernwärmenetze gefördert werden.
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) will die Richtlinien der Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG) zum zweiten Mal in diesem Jahr ändern. Vor allem soll die Förderung für Wärmenetzanschlüsse vereinfacht werden.

Die geänderten Richtlinien sollen nach ihrer Veröffentlichung im Bundesanzeiger am 21. Oktober in Kraft treten. Das BMWi hat die Neufassungen allerdings bereits ins Internet gestellt. Bislang war in der BEG ein 25-prozentiger Anteil von erneuerbaren Energien am Fernwärme-Mix Mindestvoraussetzung für eine 30-prozentige Förderung von neuen Wärmenetz-Anschlüssen durch die BAFA beziehungsweise die KfW. Künftig wird ein Anteil „unvermeidbarer Abwärme“ ebenso behandelt wie der Anteil erneuerbarer Energien. Außerdem werden die Förderstellen alternativ zur 25-Prozent-Quote Erneuerbarer oder Abwärme auch einen Primärenergiefaktor (PEF) der bezogenen Fernwärme von 0,6 als Fördervoraussetzung anerkennen.

Gut findet dies der stellvertretende Geschäftsführer des Fernwärmeverbandes AGFW, John A. Miller: „Primärenergiefaktoren werden von den meisten Wärmenetzbetreibern bereits seit vielen Jahren ermittelt und veröffentlicht. Diese Kennzahlen sind verfügbar und qualitätsgesichert. Bei den prozentualen Mindestquoten ist das nicht der Fall. Bis diese flächendeckend vorliegen, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Für die angeschlossenen Wärmekunden, die ihre Antragsunterlagen für die Förderung zusammenstellen, ist das eine schwierige Situation. Der Primärenergiefaktor wird hier in vielen Fällen helfen.“

Auch die Gleichstellung von unvermeidbarer Abwärme mit Wärme aus erneuerbaren Energien sei begrüßenswert, sagte Miller gegenüber den Solarthemen.

Kritik am Primärenergiefaktor

Eher zwiespältig beurteilt der unabhängige Fernwärmeexperte Matthias Sandrock vom Hamburg-Institut den geplanten Rückgriff auf Primärenergiefaktoren in der BEG. Einerseits müssten neue Anschlüsse an möglichst klimafreundlichere Fernwärmenetze mit Blick auf eine schnelle Wärmewende dringend angereizt werden. Anderseits kritisiert Sandrock, dass der Primärenergiefaktor nach der derzeitigen Berechnungsmethodik kein Maß sei für die Klimafreundlichkeit, sondern einseitig die KWK bevorzuge. Insbesondere mit Blick auf die anstehende Transformation zu Wärmepumpen als wichtige Leittechnologie in der Fernwärme sei eine Anpassung der Methodik dringend angezeigt.

Besonders streng ist der neu eingeführte PEF-Schwellenwert von 0,6 nicht. Sehr viele potenzielle Fernwärmekunden könnten somit von der 30-prozentigen Anschlussförderung profitieren, die sich beim Wechsel von einer Ölheizung sogar um weitere 10 Prozent erhöht. Das BMWi erklärt auf Solarthemen-Anfrage, dass die BEG-Förderung kein geeignetes Instrument sei, um die Qualität der Fernwärme zu verbessern; vielmehr gehe es gehe um Anreize für mehr Anschlüsse. Die BMWi-Pressestelle schreibt: „Absenkung der Primärenergiefaktoren und eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien (…) werden durch den nationalen bzw. den europäischen Emissionshandel sowie durch Förderprogramme für den Umbau von Wärmenetzen angereizt. In naher Zukunft wird dazu insbesondere die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) implementiert werden. Die BEG ist nicht oder nur sehr eingeschränkt geeignet, Anreize zum Umbau der Wärmenetze zu setzen.“

John A. Miller vom AGFW bestätigt indirekt, der sogenannte fp-Wert von 0,6 sei „durchaus auch in größeren Wärmenetzen mit entsprechenden Investitionen zu erreichen“. Zu hoch findet Miller allerdings die Hürden für die nächste Förderstufe in der BEG. 35 Prozent anstelle des normalen 30-prozentigen Zuschusses kann für seinen neuen Fernwärmeanschluss erhalten, wessen Gebäude an einem Fernwärmenetz liegt, das einen 55-prozentigen Anteil von erneuerbaren Energien und/oder Abwärme transportiert. Alternativ gilt dafür künftig ein Primärenergiefaktor von 0,25 als Förderberechtigung. Dies soll auch für den 5-prozentigen EE-Bonus in der Gebäudeförderung der KfW (BEG WG/BEG NWG) entsprechend gelten. Dem AGFW halte hier einen PEF von 0,4 für angemessener, betont Miller.

Transformationsplan als Förderkriterium

Außerdem kommen als dritte Erfüllungsoption für die 35-Prozent-Förderung des Wärmenetzanschlusses oder für die EE-Gebäudeklasse die sogenannten Transformationspläne ins Spiel. Fernwärmebetreiber, die einen solchen Plan für den Übergang zur Klimaneutralität erarbeiten, soll die seit langem angekündigte Bundesförderung Effiziente Wärmenetze (BEW) dafür belohnen. Und Gebäudeeigentümer könnten in einem Nah- oder Fernwärme-Netz mit Transformationsplan durch eine höhere BEG-Förderung profitieren.

Letzteres bleibt allerdings vorerst Zukunftsmusik, denn das BMWi hat sein erklärtes Ziel nicht erreicht, die BEW-Richtlinie, auf die die Fernwärmebranche dringend wartet, vor der Bundestagswahl in Kraft zu setzen. Gegenüber den Solarthemen erklärte die BMWi-Pressestelle, über die Förderung werde nach wie vor mit der EU-Kommission verhandelt. Man rechne mit einem Start „in diesem Herbst“.

28.9.2021 | Autor: Guido Bröer
© Solarthemen Media GmbH

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