Agora Industrie soll Transformation der Industrie zur Klimaneutralität voranbringen

Drahtrollen übereinander gestapelt auf einem Industruegelände vor einer Windenergieanlage. Symbolbild für Stahl-Industrie auf dem Weg zur Klimaneutralität.Foto: Oliver Ristau
Die Industrie wie hier Stahlerzeuger Arcelor ist in Hamburg Partner der Energiewende in Norddeutschland.
Unter dem Dach der etablierten Agora Energiewende soll ein fachübergreifendes Team künftig Strategien und Politikinstrumente für den Umbau der Stahl-, Chemie- und Zementindustrie erarbeiten.

Die neue Marke unter dem Dach von Agora Energiewende soll sich auf die speziellen Herausforderungen der konzentrieren, die der Industrie bei der Transformation zur Klimaneutralität bevorstehen. Ebenso wie die Dachorganisation sei Agora Industrie unabhängig von wirtschaftlichen und parteipolitischen Interessen und ausschließlich dem Klimaschutz verpflichtet.

Agora Energiewende stellte die neue Marke am Donnerstag bei einer Veranstaltung zur klimaneutralen Industrie in der neuen Legislaturperiode vor. Agora Industrie startet mit einem Team aus 15 Personen. Dieses integriere sich voll in die bestehende Organisation und sei eine Antwort auf die Komplexität der Transformation in der Industrie. Frank Peter, Direktor der neuen Agora Industrie, erklärt: „Die Industrie ist für 40 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, wenn man auch die industrielle Nachfrage an Strom und Wärme berücksichtigt. Wir wollen Lösungen erarbeiten und zur Diskussion stellen, wie der Weg in eine klimaneutrale Industrie rasch gelingen kann.“

Fokus: Prozessbedingte Emissionen und globale Wertschöpfungsketten der Industrie

Der Umbau der Industrie geht zum einen über eine klimaneutrale Energieversorgung hinaus. Es gilt auch, sogenannte prozessbedingte Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Bisher fallen zum Beispiel bei der Verhüttung von Eisenerz im Hochofen CO2-Emissionen an. Diese prozessbedingten Emissionen zu reduzieren oder zu vermeiden erfordert die Umstellung sämtlicher Produktionsprozesse. Das ist wiederum mit massiven Investitionen verbunden.

Zum anderen würden die globalen Wertschöpfungsketten eine integrierte Betrachtung der nationalen, europäischen und internationalen Ebene erfordern, so Agora Energiewende. Agora Industrie soll eine ganzheitliche, sektorübergreifende Betrachtung der nötigen Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität in der Industrie ermöglichen. Dabei werde das neue Team eng mit Agora Energiewende und Agora Verkehrswende zusammenarbeiten.

Um die Transformation der Industrie zu bewältigen, brauche es Strategien und Politikinstrumente. Dabei gehe es zum Beispiel um die Umstellung industrieller Prozesse zur Herstellung klimafreundlicher Produkte, die Anpassung der internationalen Handelsanforderungen und den Aufbau einer globalen Kreislaufwirtschaft für einen effizienten und ressourcenschonenden Umgang mit Energie und Rohstoffen.

Anknüpfung an bisherige Agora-Studien zum Thema Industrie

Agora Industrie beginnt dabei nicht bei Null. Agora Energiewende hat bereits 2019 eine Leitstudie zur klimaneutralen Industrie veröffentlicht. Diese beleuchtete die Schlüsseltechnologien und Politikoptionen für die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie im deutschen Kontext. „Auf Basis von fundierten wissenschaftlichen Analysen entwickeln wir Politikkonzepte unter der Beteiligung relevanter Stakeholder wie Unternehmen, NGOs, Wissenschaft, Politik und Gewerkschaften. Unser interdisziplinäres Team vereint dabei technische, ökonomische und politische Expertise“, sagt Frank Peter, der 2017 als stellvertretender Direktor zu Agora Energiewende kam.

Erste Themen: Zement- und Chemie-Industrie und Carbon Contracts for Difference

Erst Ende September 2021 veröffentlichte Agora die Studie Studie „Klimaschutzverträge für die Industrietransformation – Analyse zur Stahlbranche“. Die Stahlbranche ist innerhalb der Industrie der größte CO2-Emittent in Deutschland. Die Studie beschreibt den Umbau zur Klimaneutralität und wie die Stahlindustrie dabei zugleich als Anker für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft dienen kann. Als effektives Politikinstrument dafür beschreibt die Studie Carbon Contracts for Difference (CCfDs). Durch diese Klimaschutzverträge sichere der Staat die Mehrkosten einer klimafreundlichen Stahlproduktion im Vergleich zur konventionellen Hochofenroute ab. Das würde bis 2030 zwischen 13 und 35 Milliarden Euro kosten. Dafür sichere man zukunftsfähige Investitionen, erhalte Industriestandorte und Arbeitsplätze und senke die Emissionen massiv.

Agora kündigt bereits weitere Studien zur Transformation der Grundstoffindustrien an. Geplant sind Veröffentlichungen zur Zement- und Chemieindustrie auf deutscher und europäischer Ebene sowie allgemein zur Rolle von Klimaschutzverträgen in der klimaneutralen Transformation der deutschen Industrie.

8.10.2021 | Quelle: Agora Energiewende | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Schließen