My-PV: Erster solarelektrischer Gewerbebau Österreichs eröffnet

Zu sehen ist der Firmensitz von My-PV, der als solarelektrischer Gewerbebau konzipiert ist und daher mit Photovoltaik-Modulen beheizt wird.Foto: My-PV GmbH
Umgekehrtes Konzept: Die Solarmodule haben die Gestaltung der Außenfassade vorgegeben.
Die My-PV GmbH aus Neuzeug in Oberösterreich hat als Hersteller von Heizstäben und solarer Leistungselektronik seinen neuen Firmensitz als Showroom für das Unternehmensmotto „Kabel statt Rohre“ konzipiert. Nach Angaben von My-PV ist es das erste konsequent solarelektrische Firmengebäude Österreichs.

100 Kilowatt Photovoltaikmodule auf dem Dach und an den Fassaden beheizen im Wesentlichen die Bodenplatte des Gebäudes nach dem Prinzip einer elektrischen Bauteilaktivierung und den Estrich im Obergeschoss. Denn es ist als solarelektrischer Gewerbebau konzipiert. Natürlich versorgen sie auch die Maschinen und Computer der Büro- und Fertigungsräume sowie die Ladesäulen der sämtlich für E-Autos vorgerüsteten Parkplätze. An zwei Schnellladestationen können Kunden künftig ihre Elektroautos mit umweltfreundlichem Solarstrom tanken. Darüber hinaus verfügt jeder Mitarbeiter-Parkplatz über eine 230-Volt-Anschlussmöglichkeit.

Plus-Energie-Gebäude mit Strombedarf im Winter

Übers Jahr will das Unternehmen von erzeugten 82.000 Kilowattstunden etwa 35 Prozent selbst verbrauchen. Mit zunehmendem Umstieg seiner Mitarbeiter:innen auf E-Autos werde der Anteil aber vermutlich noch steigen, meint Geschäftsführer Gerhard Rimpler. Übers Jahr wird das Gebäude nach den bisherigen Simulationsrechnungen 27.000 Kilowattstunden mehr Strom erzeugen als es verbraucht. In der dunklen, kalten Jahreszeit entsteht in dem Bau, der mit seinem Heizenergiebedarf von 34 kWh/m2a ungefähr dem deutschen KfW-55-Standard entspricht, ein Restbedarf von 26.000 Kilowattstunden, der aus dem Netz gedeckt werden muss.

Andersherum entworfen hat My-PV sein neues Firmengebäude: „Anstatt die Solaranlage auf dem Gebäude zu planen, haben wir die Außenhülle rund um die Photovoltaikmodule geplant“, erläutert Gerhard Rimpler das Konzept. Darum hängen die 108 Solarmodule, deren Maße die Gestaltung der Gebäudehülle vorgegeben haben, an der Außenfassade. Die Paneele integrieren sich bündig in die Gebäudewand aus Lärchenholz. Auf dem mit neun Grad nach Süden geneigten Pultdach sollen weitere 200 Solarmodule insgesamt jährlich mehr als 82.000 Kilowattstunden Strom erzeugen.

Solarstrom aktiviert Gebäudefundament

My-PV hat Elektroheizdrähte in das 25 bis 50 Zentimeter dicke Fundament eingegossen. Eine stufenlos leistungsgeregelte 40-Kilowatt-Elektroheizung aktiviert in den kälteren Monaten das Betonfundament mit Solarstrom. Die maximale Heizlast des Niedrigenergiehauses in Holzleichtbauweise ist mit 14 Kilowatt zwar deutlich geringer, die überschüssige Energie kann jedoch durch die Bauteilaktivierung zwischengespeichert und später wieder abgegeben werden.

Dabei kommt die Heiztechnik vollständig ohne wassergeführte Leitungen aus. Denn auch das erste Obergeschoss wärmt eine handelsübliche Elektro-Fußbodenheizung, deren Heizdrähte im Estrich verlegt wurden. Zudem nutzt im Sommer ein VRF-System den überschüssigen Solarstrom zum Kühlen der Räume. „Mit unserem neuen Firmengebäude verwirklichen wir unsere solarelektrische Vision“, sagt Rimpler.

Zwölf Leistungssteller vom hauseigenen Typ Acthor und ein übergeordnetes Energiemanagementsystem steuern die Haustechnik. Dabei hat My-PV die Geräte sowie einen 300-Liter-Warmwasserspeicher inklusive des Heizstabs AC Elwa-E gut sichtbar im Eingangsbereich des Gebäudes untergebracht. Darum sehen Besucher direkt beim Betreten des Gebäudes, wie die Gebäudeversorgung funktioniert. „Außerdem haben wir uns gegenüber konventioneller Haustechnik einen 20 Quadratmeter großen Haustechnikraum erspart. Das allein spart fast drei Prozent der Baukosten“, erklärt Rimpler.

Solarelektrischer Gewerbebau mit geringen Investitions- und Betriebskosten

Rund zwei Millionen Euro hat My-PV in das Projekt investiert. Die jährlichen Kosten für Strom, Heizung und Warmwasser für das Gebäude mit einer Geschossfläche von 858 Quadratmetern belaufen sich voraussichtlich auf rund 2100 Euro. Das sind 67 Prozent weniger als bei Betriebsgebäuden ähnlicher Größe mit herkömmlicher Heiztechnik.

Am 30. September hat My-PV das neue Gebäude eröffnet. Rund 120 Gäste waren der Einladung des Unternehmens gefolgt. Als Keynote-Speaker prognostizierte Prof. Timo Leukefeld, dass Flüssigheizungen in Neubauten in den nächsten zehn Jahren verschwinden würden.

Die My-PV GmbH aus Neuzeug wurde 2011 gegründet. Von einem Hersteller für die Warmwasserbereitung mit Photovoltaik hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren auch in den Bereich solarelektrischer Raumwärme weiterentwickelt.

12.10.2021 | Quelle: My-PV GmbH | Solarserver © Solarthemen Media GmbH

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