Projektionsbericht: Deutschland verpasst Klimaziele klar

Animiertes Bild einer grünen Baumhälfte links und einer vertrockneten Baumhälfte rechts.Foto: jozsitoeroe / stock.adobe.com
Der Klimaschutz geht nicht so schnell voran wie er müsste.
Der Projektionsbericht des Öko-Instituts und anderer Wissenschaftsinstitutionen rechnet zwar damit, dass Deutschland mit Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung die Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 spürbar senken kann. Die Ziele im Klimaschutzgesetzt werden aber dennoch deutlich verfehlt.

Das Öko-Institut warnt davor, dass laut dem neuen Projektionsbericht Deutschland seine Klimaziele verpasst. Wie die Forscher mitteilten, können die Treibhausgasemissionen zwar um 49 Prozent bis 2030 und um 67 Prozent bis 2040 gegenüber 1990 sinken. Das gilt bei Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung. Das Bundes-Klimaschutzgesetz schreibt jedoch Minderungsziele von 65 Prozent bis 2030 und 88 Prozent bis 2040 vor. Damit verfehle Deutschland seine Klimaschutzziele in den beiden kommenden Dekaden. Das gelte zumindest dann, wenn nicht zusätzliche Maßnahmen zur Senkung der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen getroffen werden.

Zu diesem Schluss kommt der jetzt veröffentlichte Projektionsbericht 2021 der Bundesregierung. Diesen hat das Öko-Institut mit weiteren Wissenschaftsinstitutionen gemäß den Vorgaben der Europäischen Union durchgeführt. Darin werten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein sogenanntes „Mit-Maßnahmen-Szenario“ – also ein Szenario mit allen Klimaschutzmaßnahmen, die bis Ende August 2020 beschlossen wurden – im Zeitraum 2021 bis 2040 aus und beschreiben detailliert die Emissionsentwicklung in Deutschland. Allerdings fussen die Ergebnisse auf dem Stand von August 2020. Die im Nachgang beschlossenen Änderungen finden dabei keine Berücksichtigung. Das betrifft etwa die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes in diesem Jahr.

Emissionsminderung nach Sektoren

Der Projektionsbericht zeigt, dass die Emissionen in den verschiedenen Sektoren unterschiedlich stark sinken. Hauptanteil an den Reduktionen hat die Energiewirtschaft mit dem Rückgang der Stromerzeugung aus Kohle, der CO2-Bepreisung im EU-Emissionshandel und dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Daneben trägt auch der abnehmende Wärmebedarf im Gebäudesektor durch Sanierungsmaßnahmen und der Ausbau der Elektromobilität zur Emissionsminderung bei.

Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr: alle reißen die Ziele

Die Entwicklung der Emissionen in den wichtigsten Sektoren im Detail:

  • Energiewirtschaft: Die Emissionen sinken bis 2030 auf 193 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (Mio. t CO2e), bis 2040 auf 75 Mio. t CO2e. Das entspricht einer Minderung um 58 Prozent bis 2030 und 84 Prozent bis 2040 ggü. 1990 – statt der im Klimaschutzgesetz angestrebten 77 Prozent bis 2030 (108 Mio. t CO2e).
  • Industrie: Die Emissionen sinken bis 2030 auf 155 Mio. t CO2e, bis 2040 auf 139 Mio. t CO2e. Das entspricht einer Minderung um 45 Prozent bis 2030 und 51 Prozent bis 2040 ggü. 1990 – statt der im Klimaschutzgesetz angestrebten 58 Prozent bis 2030 (118 Mio. t CO2e).
  • Gebäude: Die Emissionen sinken bis 2030 auf 91 Mio. t CO2e, bis 2040 auf 50 Mio. t CO2e. Das entspricht einer Minderung um 57 Prozent bis 2030 und 76 Prozent bis 2040 ggü. 1990 – statt der im Klimaschutzgesetz angestrebten 68 Prozent bis 2030 (67 Mio. t CO2e).
  • Verkehr: Die Emissionen sinken bis 2030 auf 126 Mio. t CO2e, bis 2040 auf 79 Mio. t CO2e. Das entspricht einer Minderung um 23 Prozent bis 2030 und 52 Prozent bis 2040 ggü. 1990 – statt der im Klimaschutzgesetz angestrebten 48 Prozent bis 2030 (85 Mio. t CO2e).

„Der Bericht zeigt deutlich, dass bestehende Instrumente nachgeschärft und neue entwickelt werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. “ Das sagt Dr. Ralph O. Harthan, Senior Researcher im Institutsbereich Energie & Klimaschutz.

Untersuchungsrahmen des Projektionsberichts

Der Projektionsbericht berücksichtigt bis Ende August 2020 beschlossene Klimaschutzmaßnahmen – also alle Maßnahmen des Klimaschutzprogramms 2030 sowie relevante Maßnahmen aus dem Corona-Konjunkturprogramm 2020. Änderungen in der Gesetzeslage durch den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2021 sowie aktualisierte Rahmendaten, wie die Preise für CO2-Verschmutzungsrechte fanden keine Berücksichtigung.

Eine Sensitivitäts-Rechnung zeigt jedoch, dass bei deutlich höheren Preisen für CO2-Verschmutzungsrechte die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 51 Prozent gegenüber 1990 sinken. Dennoch wird selbst in diesem Fall das Minderungsziel von 65 Prozent deutlich verfehlt.

19.10.2021 | Quelle: Öko-Institut | Solarserver © Solarthemen Media GmbH

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