Klimaneutraler Neubau: DUH fordert Anhebung der Neubaustandards

Zu sehen ist eine Gebäudesanierung mit neuer Dämmung. Ein klimaneutraler Neubau wird von der Deutschen Umwelthilfe gefordert.Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com
Milliardensummen für die Förderung von Effizienzhausstandards, die längst Stand der Technik sind, gehen wirksamen Klimaschutzmaßnahmen in der Bestandssanierung verloren.
Der Neubau ohne ausreichende Effizienzstandards verhindert laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) die Erreichung der Klimaziele und belastet besonders einkommensschwache Menschen mit hohen Energiekosten.

Anlässlich der beginnenden Koalitionsgespräche appelliert die DUH an SPD, Grüne und FDP, beim Bauen und Wohnen auf Klimaschutz nicht zu verzichten. Ein klimaneutraler Neubau ist eine zentrale Aufgabe. Denn besonders die geplante Wohnraumoffensive würde sich ohne ausreichenden Klimaschutz als Bumerang erweisen und Bewohnerinnen und Bewohner für Jahrzehnte mit massiven Energiepreisen belasten. In einem 100-Tage-Sofortprogramm muss die neue Regierung angesichts der verfehlten Klimaziele im Gebäudebereich die Effizienzstandards im Neubau dringend erhöhen und fossilen Heizungen eine klare Absage erteilen.

„Was derzeit im Neubau passiert, ist klimapolitisch und aus Sicht der Steuerzahler widersinnig. Die geltenden Baustandards sind seit Jahren völlig veraltet“, sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Gleichzeitig fließen Milliardensummen in die Förderung von Effizienzhausstandards, die längst Stand der Technik sind und nicht mehr gefördert werden müssen. Kein Wunder, dass wir in diesem Sektor nicht vorankommen – dieses Fördergeld ist für wirksame Klimaschutzmaßnahmen wie die Bestandssanierung verloren. Die heutigen Baustandards sind nicht vereinbar mit dem Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestandes. Die Wohnraumoffensive von heute erzeugt damit die Sanierungsfälle von morgen.“

Klimazielgerechte Anhebung der Neubaustandards

Nur Gebäude mit einem geringen Energieverbrauch schützen davor, dass Energiekosten zur zweiten Miete werden. Bereits seit Jahren fordert die DUH deshalb gemeinsam mit einer Vielzahl von Akteuren eine klimazielgerechte Anhebung der Neubaustandards. Spätestens 2019 bei Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) hätte ein klimaneutraler Neubau erfolgen müssen, nicht zuletzt aufgrund europäischer Vorgaben. Mit der europäischen Gebäude-Richtlinie ist europaweit das sogenannte Niedrigstenergiegebäude verpflichtend – eine Maßnahme, die die EU im Kern auch als Verbraucherschutzmaßnahme verabschiedet hat.

„In Zeiten von explodierenden Energiepreisen ist es völlig unbegreiflich, wie weiterhin vor der Anhebung unserer Baustandards zurückgeschreckt werden kann“, sagt Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH. „Ein klares Bekenntnis zu Energieeffizienz ist unerlässlicher Bestandteil von effektiven Klimaschutzmaßnahmen und bezahlbarem Wohnen. In den aktuell geltenden energetischen Vorgaben sehen wir einen klaren Rechtsbruch mit europäischen Vorgaben, was die Europäische Kommission jüngst bestätigte und ein Untersuchungsverfahren gegen Deutschland auf den Weg gebracht hat. Die schnellstmögliche Anpassung der geltenden Vorgaben dürfte nicht zuletzt ratsam sein, um ein drohendes Vertragsverletzungsverfahren abzuwenden.“

Klimaneutraler Neubau: Fünf Forderungen der DUH

  • Gebäude müssen ab sofort klimazielkompatibel gebaut sein: Effizienzhaus-40-Standard verpflichtend für alle Neubauten
  • Umgehendes Verbot von fossilen Gas- und Ölheizungen im Neubau
  • Vorbildfunktion Öffentlicher Sektor auch auf Landes- und Kommunalebene – Solarpflicht für alle öffentlichen Gebäude
  • Energiebedarfsausweis für alle Neubauten verpflichtend festschreiben und digital zusammenführen
  • Digitalen Gebäudepass zum neuen Standard für kreislauffähiges und ressourcenschonendes Bauen machen

Das Positionspapier „DUH-Blaupause für klimaneutrales Wohnen“ ist unter diesem Link zu finden.

26.10.2021 | Quelle: DUH | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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