Pilotprojekt: Avacon und DVGW starten Wasserstoffbeimischung im Gasnetz
Im Dezember startet die Eon-Tochter Avacon mit der Beimischung von Wasserstoff in einem Teilnetz in Sachsen-Anhalt. Stufenweise will man dem Erdgas in der kommenden Heizperiode bis zu 20 Prozent Wasserstoff zufügen. Das Gemeinschaftsprojekt von Avacon und dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) soll zeigen, dass es technisch möglich ist, Wasserstoff zu einem deutlich höheren Prozentsatz als bislang in den Technischen Regeln des DVGW vorgesehen, in ein existierendes Gasnetz einzuspeisen. Geräte und Anlagen muss man für diesen Prozess kaum verändern. Die Ergebnisse des Projektes dienen als Vorbild für den zukünftigen Einsatz von Wasserstoff in Gasverteilnetzen. Laboruntersuchungen zeigen, dass viele Geräte in den Haushalten bis zu bis 30 Prozent Wasserstoffbeimischung vertragen können. Im Rahmen der Zulassung testet man alle Geräte mit Prüfgas, das bereits 23 Prozent Wasserstoff enthält. Diese Laborergebnisse wollen die Partner im Gemeinschaftsprojekt durch die Erfahrungen aus dem Einsatz in der Praxis untermauern.
Gasinfrastruktur nutzen
„Grüner Wasserstoff ist auf dem Weg zur klimaneutralen Energieversorgung unserer Auffassung nach unverzichtbar. Mit innovativen Projekten wie diesem wollen wir demonstrieren, dass unsere Netze Grünes Gas sowohl effizient als auch in relevanten Mengen aufnehmen können. Damit unterstreichen wir den nachhaltigen Wert der Verteilnetze als Schlüssel für eine CO2-freie Energieversorgung“, sagt Avacon-Technikvorstand Stephan Tenge. „Unser Gemeinschaftsprojekt ist ein wichtiger Meilenstein bei der Nutzung von Wasserstoff als wesentlicher Bestandteil für eine erfolgreiche Energiewende“, so Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. „Wir demonstrieren in der Praxis, dass die vorhandene Gasinfrastruktur ebenso wie die Mehrzahl der Anwendungen fit für Wasserstoff und ein unverzichtbares Asset sind, um Deutschland in eine Wasserstoff-Wirtschaft zu führen und klimaneutral zu machen.“
Für das Projekt wurde ein Netzabschnitt im Gasverteilnetz von Avacon im Jerichower Land in Sachsen-Anhalt ausgewählt. Dieser eignet sich vor allem deshalb, weil die dort verbaute Netzinfrastruktur repräsentativ für das gesamte Avacon-Gasverteilnetz ist. Somit sind die Ergebnisse übertragbar. Bei dem Netzabschnitt handelt es sich um ein Mitteldruck-Verteilnetz mit rund 35 Kilometern Leitungslänge, von dem etwa 350 Netzkunden mit Erdgas versorgt werden. Mit der entsprechenden Menge an Gasgeräten, die vor allem zur Wärmeversorgung dienen, deckt das ausgewählte Netzgebiet eine breite Gerätetechnik ab.
Anlage zur Wasserstoffbeimischung soll zum Ende des Jahres in Betrieb gehen
Im ersten Projektabschnitt hat man in Zusammenarbeit mit dem Gas- und Wärme-Institut Essen (GWI) und den Gasgeräteherstellern alle bei den Kunden verbauten Gasgeräte erfasst und sowohl betriebs- und sicherheitstechnisch als auch auf Wasserstoffverträglichkeit überprüft. Insgesamt konnte man die bislang erhobenen Gasinstallationen mit den Gasgeräten fast zu 100 Prozent positiv bewerten. Lediglich vier nicht geeignete Geräte muss man durch moderne wasserstofftaugliche Neugeräte ersetzen. Parallel zu den Überprüfungen der verbauten Technik liefen die technischen Planungen und der Aufbau der Wasserstoffbeimischanlage. Diese soll zum Ende des Jahres in Betrieb gehen.
Damit beginnt im nächsten Projektabschnitt die Beimischphase. Die Einspeisung von Wasserstoff ist über die zwei Heizperioden 2021/22 und 2022/23 in Stufen von 10, 15 und 20 Prozent Wasserstoffbeimischung geplant. Mit der Inbetriebnahme Ende 2021 mischt man in der ersten Stufe zehn Prozent Wasserstoff über etwa vier Wochen dem Erdgas bei .Womit sich der Anteil noch in der durch das DVGW-Regelwerk gedeckten Beimischungshöhe bewegt. Bei rund einem Drittel der Gasgeräte führen Expert:innen Stichprobenmessungen bezüglich der Verbrennungsgüte mit Messungen des tatsächlichen Wasserstoffgehalts vor Ort durch, um die Einspeisung wissenschaftlich bei allen Einspeisestufen zu begleiten.
Steigerungsstufen von fünf Prozent Beimischung
Schrittweise soll in Steigerungsstufen von fünf Prozent die maximale Wasserstoffbeimischung bis 20 Prozent erreicht werden. Die 15-Prozent-Beimischphase ist für das erste Quartal 2022 geplant. Nach einer Auswertung will man die Zielkonzentration von 20 Prozent Wasserstoff zum Abschluss der Heizperiode erreichen. Eine weitere 20-Prozent-Einspeisephase folgt in der Heizperiode 2022/23 über mehrere Wochen. Neben einer möglichst gleichförmigen Beimischung sind auch volatile Einspeisungen vorgesehen. Dadurch wollen die Projektpartner die volatilen erneuerbaren Energien als Wasserstoffquellen nachbilden und die Effekte von schwankenden Wasserstoff-Gehalten im Bestand untersuchen.
28.10.2021 | Quelle: DVGW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH