AGFW fordert von neuer Regierung Dekarbonisierung der Fernwärme

Zu sehen ist die weltgrößte Solarthermie-Anlage in Dänemark, die zur Dekarbonisierung der Fernwärme beiträgt.Foto: Nick Brundle / stock.adobe.com
Dänemark macht vor, wie grüne Fernwärme mit Solarthermie geht.
Mit grüner Fernwärme kann Deutschland seine Klimaziele erreichen. Der Fernwärmeverband AGFW fordert, dass der Aus- und Umbau der Fernwärme ein wichtiger Bestandteil des neuen Koalitionsvertrags sein sollte.

Der AGFW hat von der neuen Bundesregierung ein klares Bekenntnis zum Ausbau und zur Transformation der Fernwärmeversorgung in Deutschland gefordert. AGFW-Präsident Hansjörg Roll appellierte an die Mitglieder der Verhandlungsteams, das große Potenzial der grünen Fernwärme zu nutzen und dafür die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. „Bis 2030 kann der Anteil erneuerbarer und klimaneutraler Wärmequellen in den Wärmenetzen auf bis zu 45 Prozent gesteigert werden. Das würde erheblich dazu beitragen, die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Bis zum Jahr 2050 ist es möglich, den Anteil der Fernwärme am Gebäude-Wärmebedarf auf 30 Prozent zu erhöhen. Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist unverzichtbar für die klimaneutrale Wärmeversorgung in unseren Städten. Deswegen brauchen wir ein klares Bekenntnis der Politik zur Fernwärme – in Wort und Tat. Mit dem richtigen politischen Rahmen können wir die Transformation unserer Wärmenetze in den kommenden Jahren umsetzen.“

Programme für Dekarbonisierung der Fernwärme in der Schublade

Bereits heute lägen Programme in der Schublade, die eine Transformation der Fernwärme in Deutschland rapide beschleunigen könnten, so AGFW-Vorstandsmitglied Maik Piehler. Wichtig sei jedoch, dass diese nun auch zeitnah starteten. „Wärmenetze sind das Mittel der Wahl zur Erreichung der Klimaziele in verdichteten urbanen Räumen. Die neue Bundesregierung kann ihren Gestaltungswillen durch Unterstützung dieses wesentlichen Hebels untermauern – mit einer angemessenen Mittelausstattung des Bundesförderprogramms Effiziente Wärmenetze (BEW) und einem gestärkten Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG).“ Das BEW müsse schnellstmöglich in Kraft treten, die Programmlaufzeit bis mindestens 2030 investitionssicher gewährleistet sein. Die Mittelausstattung sollte man auf mindestens 1,8 Milliarden Euro pro Jahr anheben. Darüber hinaus müsste man Förderobergrenzen – auch unter Berücksichtigung großer Wärmenetze – sinnvoll wählen.

Ein Hemmschuh für den Ausbau der Fernwärme in Deutschland sei derzeit unter anderem die Wärmelieferverordnung, so Götz Brühl, 1. Vizepräsident des AGFW. „Eine klimagerechte Novellierung der Wärmelieferverordnung ist Voraussetzung für mehr grüne Fernwärme für Mieter und Vermieter.“ Mit einer vergangenheitsorientierten Berechnung verhindere die Wärmelieferverordnung heute den Anschluss von bestehenden Mietwohngebäuden an klimaschonende Wärmenetze. Ein Umstieg von alter Heizungstechnik auf klimaneutrale Wärmequellen und Fernwärme erfordere Investitionen. Diese sowie zukünftige Einspareffekte einer Fernwärmeversorgung würden bei der Berechnung nicht berücksichtigt.

Wichtig sei es zudem, so AGFW-Vorstandsmitglied Tanja Wielgoß, die Kraft-Wärme-Kopplung zukunftstauglich weiterzuentwickeln und zu modernisieren und die Weichen für die Integration von Wasserstoff in das Fernwärmenetz zu stellen. „Im KWK-Gesetz sind schnell Impulse für den Wasserstoff-ready-Aufbau von KWK-Anlagen mit einer Investitionssicherheit für 2030 zu setzen – und darüber hinaus mit der Anbindung an das künftige Wasserstoffnetz den Weg für die Integration von Wasserstoff und damit für die Klimaneutralität zu ebnen.“ Effiziente Kraft-Wärme-Kopplung bilde das Rückgrat der Fernwärme. Schon heute, und im Hinblick auf den Ausstieg aus der Stromerzeugung aus Kernenergie und Kohle, sei sie ein Garant für Versorgungssicherheit im Strom- und Wärmemarkt.

30.10.2021 | Quelle: AGFW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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