UN Klimakonferenz: Dachverbände machen Druck für Energiewende

Zu sehen ist ein zur Hälfte grüner Baum, dessen andere Hälfte verdorrt ist, als Symbol für den 6. Bericht des Weltklimarates IPCC.Foto: jozsitoeroe / stock.adobe.com
Wir alle haben es jetzt in der Hand, die 2020er Jahre zu einem Klimaschutzjahrzehnt zu machen und die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Die internationalen Verbände der erneuerbaren Energien trommeln für mehr Tempo bei der Energiewende. Sie appellieren insbesondere an die Teilnehmer-Staaten der UN Klimakonferenz COP26.

Die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien e.V. (Eurosolar) erklärt, bisher hätten die G20-Staaten beim Klimaschutz versagt. Der Verband, zu dem Sektionen in insgesamt 14 Staaten gehören, fordert anlässlich der Klimakonferenz eine beschleunigte Energiewende und eine „Dekade des Regenerativen Europas“.

Eurosolar: Null Emissionen sind für wirksamen Klimaschutz noch zu viel

„Die G20-Staaten sind im Klimaschutz ihrer eigentlichen Aufgabe – die Interessen ihrer Mitglieder zu wahren – überhaupt nicht nachgekommen: ihre wirtschaftliche Existenz zu sichern. Die oft geforderte Klimaneutralität reicht da nicht aus – und erschien nicht einmal im praktisch leeren Communiqué der G20“, so Prof. Peter Droege, Präsident von Eurosolar. 

Über den Green Deal hinaus müsse Europa schnellstmöglich auf Negativemissionen umgebaut werden. „Es ist unverantwortlich, Klimaneutralität bei einem heutigen CO2-Gehalt von fast 420 parts per million zu fordern“, erläutert Droege. Nicht allein mit der Energiewende, sondern nur mit negativen Emissionen sei die Existenzgrundlage unserer Gesellschaften zu sichern, erklärt Eurosolar anlässlich der Klimakonferenz.

Klimanotfall-Diplomatie: Kriege sollen warten

Die Maßnahmen müssten dementsprechend weit wirkungsvoller sein, als bisher in der Politik diskutiert würde. Der „Call for Action 2021“ mit einem Zehn-Punkte-Plan fällt entsprechend drastisch aus. Er fordert zum Beispiel einen „Klimaverteidigungshaushalt“. Gemeint ist ein Budget zur „Verteidigung“ des Klimas, das ein Vielfaches der meisten nationalen Verteidigungsbudgets ausmachen soll. Auch von einer „Klimanotfall-Diplomatie“ ist die Rede. Angesichts der übergreifenden Krise müssten nationale Konflikte nun zurückstehen. Auch über Migrationsströme von mehreren Milliarden Menschen durch den Klimawandel müsse man in diesem Zusammenhang reden. Fossile Energieträger müsse man als tödlich bezeichnen.

Für die Reduzierung des CO2-Gehaltes nennt Eurosolar zwei Wege. Zum einen sollen Böden, Moore und Wälder helfen, möglichst viel CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen. Zugleich soll das Gas aber auch industriell abgeschieden werden. Die Speicherung soll in festern Form erfolgen, zum Beispiel in Baustoffen oder Kohlenstofffasern. Industrien sollten zur Nutzung solcher Produkte verpflichtet werden. Für all das brauche man auch „neue Finanzierungsmechanismen“. Spezielle „Zukunftsbanken“ sollen „Währungen schaffen, die so strukturiert sind, dass sie Investitionen fördern und deren Ausgaben an nachhaltige Produkte und Dienstleistungen gebunden sind“.

Globale Plattform für 100 % Erneuerbare Energien fordert alle zum Divestment auf

Auch die Globale Plattform für 100 % erneuerbare Energien fordert, den Übergang zu 100 % erneuerbaren Energien weltweit zu beschleunigen. Der Zusammenschluss von nationalen Branchenverbänden betont, die Ressourcen seien im Überfluss vorhanden, Technologien verfügbar und erschwinglich – und sogar günstiger als fossile oder nukleare Energiequellen. Gesetze müssten die Umstellung unterstützen, anstatt sie zu behindern. Zusammen mit Bürgern und Gemeinden sowie einer starken Forschung könne man den Wandel beschleunigen.

Die Plattform fordert daher alle Industrien, Länder und Banken auf, Investitionen sofort und vollständig in erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen zu verlagern.

Atomkraft-Lobby erstarkt im Vorfeld der Klimakonferenz

Dabei betont die Organisation, dass Atomkraft keine Alternative für den Klimaschutz sei. Gerade im Vorfeld des COP26 hätte die Atomlobby irreführende Behauptungen verbreitet. Es gebe Versuche, Klimaschutz-Mittel in die Finanzierung von Atomkraft umzuleiten.

Doch Atomkraft sei nicht nur unsicher, sondern auch teuer und zu langsam. Aktuell in Bau befindliche Atomkraftwerke  in Olkiluoto, Flamanville und Hinkley Point würden zeigen, dass Atomkraft nicht billig sei, sondern immer teurer werde. Als Beleg für die Gefahren erinnert der Verband nicht nur an die Reaktorhavarien in Fukushima und Tschernobyl, sondern auch die Auswirkungen des Uranabbaus, das Terrorrisiko, die Gefahr durch Atomwaffen und die immer noch unbeantwortete Frage der Endlagerung von Atommüll.

Einstige Energiewende-Vorreiter treten beim Klimaschutz auf die Bremse

Der Dachverband zeigt sich auch besorgt darüber, dass einige Länder den Ausbau der erneuerbaren Energien verlangsamt hätten. Namentlich nennt er Frankreich, Deutschland, Dänemark, Spanien. So würden die fossilen und nuklearen Industrien geschützt. Solche Maßnahmen seien kurzsichtig und würden den globalen Wettlauf um die Technologieführerschaft bei den erneuerbaren Energien schwächen.

Wohin Deutschland beim Klimaschutz steuert, ist in den Koalitionsgesprächen noch nicht ausverhandelt. Bisher fehlt es allerdings an der Konkretisierung.

02.11.2021 | Quelle: Global100RE Eurosolar| solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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