Strom 2030: Verkehr, Elektrolyse, Wärmepumpen treiben
Der Bedarf an Strom 2030 wächst im Vergleich zu 2018 um elf Prozent. Das zeigt eine ausführliche Analyse zur Entwicklung des Stromverbrauchs des Bundeswirtschaftsministeriums. Sie präzisiert somit erste Angaben vom Juli 2021. Die Analyse basiert ferner auf laufenden Szenariorechnungen der Prognos AG, die auch die aktuellen Ziele des Klimaschutzgesetzes berücksichtigt.
Demnach steigt der Bruttostromverbrauch von 595 TWh im Jahr 2018 auf 658 TWh im Jahr 2030. Hauttreiber für den Anstieg des Stromverbrauchs sind der Verkehrssektor, die elektrischen Wärmepumpen in Gebäuden und Wärmenetzen, die Erzeugung von Elektrolyse-Wasserstoff sowie die Produktion von Batterien. Die gesteigerte Stromeffizienz und der rückläufige Kraftwerkseigenverbrauch dämpften hingegen den Anstieg des Stromverbrauchs. Zu einem Rückgang des Stromverbrauchs kommt es auch im Bereich der sonstigen Umwandlung (Bergbau, Kokereien, Raffinerien, Öl- und Gasförderung).
Haupttreiber des Verbrauchsanstiegs ist der Verkehrssektor. Insbesondere die gesteigerte Elektromobilität im Straßenverkehr trägt zum Anstieg bei (+68 TWh). Davon entfallen rund 44 TWh auf die Pkw, 7 TWh auf leichte Nutzfahrzeuge und 17 TWh auf schwere Nutzfahrzeuge. Inklusive Busse und Zweiräder ergibt sich im Jahr 2030 insgesamt ein Stromverbrauch für die Elektromobilität von rund 70 TWh (ohne Schienenverkehr).
Die Zahl der Batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) steigt im Szenario 1 bis zum Jahr 2030 ferner auf 16 Millionen Pkw, hinzukommen 2,2 Millionen Plug-in-Hybride (PHEV). Im Jahr 2018 gab es erst rund 100 Tausend Elektro-Pkw, der damit verbundene Stromverbrauch lag bei schätzungsweise 0,3 TWh.
6,5 GW für Elektrolyse
Grüner Wasserstoff wird ein wichtiger Baustein zur Dekarbonisierung der Energieversorgung. Wasserstoff erlangt zudem auch als Ausgangsprodukt in der Industrie an Bedeutung. Bis zum Jahr 2030 steigt der Einsatz von grünem Wasserstoff im Szenario 1 auf 37 TWh (2018: 0 TWh). Davon kommen rund 40 % in den Endverbrauchssektoren (Industrie, Verkehr) und weitere rund 40 % im Sektor Energiewirtschaft zum Einsatz. Rund 20 % entfallen auf
den Nichtenergetischen Verbrauch.
Nur ein Teil des benötigten Wasserstoffs wird dabei aus dem Inland stammen. Bis zum Jahr 2030 steigt die inländische Wasserstoffproduktion auf rund 12,5 TWh Wasserstoff. Ein Teil davon wird synthetischem Diesel (PtDiesel) dienen. Der Stromverbrauch für die Produktion der 12,5 TWh Wasserstoff beläuft sich ferner auf knapp 20 TWh. Die im Inland installierte Leistung der Elektrolyseure liegt im Jahr 2030 bei 6,5 GW.
Die Vorabschätzung vom Sommer 2021 ging von einer höheren inländischen Wasserstoffproduktion aus, die bis zum Jahr 2030 einen Stromverbrauch von 30 TWh induziert. Die geringere Produktion (und der geringere Stromverbrauch) im Szenario 1 ist hauptsächlich auf den im Szenario unterstellten niedrigeren Ausbaupfad der Windenergie zurückzuführen.
Wärmepumpen-Zahl verfünffacht sich
Elektrische Wärmepumpen gewinnen im Wärmesektor zunehmend an Bedeutung. Im Szenario 1 erhöht sich die Zahl der installierten Wärmepumpen von annähernd 1 Million im Jahr 2018 auf 5,5 Millionen im Jahr 2030. Nicht berücksichtigt sind dabei kleine ungekoppelte Warmwasser-Wärmepumpen zur Erzeugung von Warmwasser. Der Großteil der Wärmepumpen steht ferner in Wohngebäuden, ein geringer Teil in Nichtwohngebäuden. Mit den 5,5 Millionen Wärmepumpen ist ein Stromverbrauch von rund 33 TWh verbunden (2018 knapp 7 TWh). Gleichzeitig nimmt auch der Einsatz von Großwärmepumpen bei der Fernwärme zu (+9 TWh). Insgesamt steigt der Stromverbrauch der Wärmepumpen im Zeitraum 2018 bis 2030 im Szenario 1 um 35 TWh auf rund 42 TWh.
Durch den Betrieb von Batteriefabriken, insbesondere für Elektroautos, entstehen neue industrielle Großverbraucher, die im Szenario 1 einen erwarteten Stromverbrauch im Jahr 2030 von annähernd 15 TWh haben, gegenüber 0 TWh im Jahr 2018. Bei Rechenzentren ergibt sich im Szenario 1 hingegen ein leichter Rückgang um etwa 2 TWh ge-
genüber 2018. Durch die zunehmende Bedeutung von großen (Hyperscale-)Rechenzentren, die effizienter als kleine Rechenzentren sind, und weitere Fortschritte bei der Hardware- und auch Softwareeffizienz kommt es trotz einer weiter fortschreitenden Digitalisierung nicht zu einem höheren Stromverbrauch. In Summe steigt damit der Stromverbrauch für Batteriefabriken und Rechenzentren bis zum Jahr 2030 um 13 TWh gegenüber 2018.
16.11.2021 | Quelle: BMWi | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH