Thyssenkrupp setzt auf solaren Wasserstoff bei Desert Energy

Die DII Desert Energy bestand zuletzt nur noch aus dem staatlichen saudi-arabischen Konzern Acwa Power und der chinesischen State Grid. Nun sei auch die „traditionell starke deutsch-europäische Stimme“ wieder vertreten, vor allem um die Kompetenz bei der Wasserstoffelektrolyse einzubringen, erklärt DII-Mitgründer Paul Van Son. Er steht als Präsident weiterhin an der Spitze der Initiative, die sich um die Energieproduktion in der Wüste kümmert. Geschäftsführer der Desert Energy ist seit Anfang 2021 Cornelius Matthes.
Unter dem Namen Desertec Industrial Initiative waren 2009 vor allem deutsche Konzerne angetreten, um in den südlichen Mittelmeerländern Solarkraftwerke zu bauen. Konzentrierende Solarthermie war damals die Technologie der Wahl. Sie war billiger als PV und konnte mit thermischen Energiespeichern schon durchgängig Strom produzieren.
Zäher Start für Desert Energy
Doch es lief zäher, als manche erhofft hatten. Die meisten deutschen Konzerne, darunter Deutsche Bank, MunichRE, Eon, Bosch und Siemens, verabschiedeten sich 2014 von Desertec – noch während der Bauphase des Solarkraftwerks „Noor“ in Marokko. Innogy blieb als letztes deutsches Unternehmen etwas länger in der DII.
Die heutige DII Desertec Energy GmbH hat ihren Hauptsitz offiziell noch immer in München. Doch seit 2014 hat sich die Aktivität immer mehr auf die arabische Halbinsel und das neue Büro in Dubai verlagert. Van Son und Matthes warben in den Ölstaaten am Golf für die Idee der Wüstenenergie. Und während man in Deutschland kaum noch etwas von Desertec hörte, traf sich ein Kern von Überzeugten jährlich in Dubai.
Das Konzept veränderte sich mit den Jahren. Ging es damals um eine Projektidee deutscher Konzerne, präsentiert sich die heutige Desert Energy als international aufgestelltes politisches und wirtschaftliches Netzwerk. Zu den „Lead Partners“, also sozusagen den Gold-Sponsoren, gehören vier Holdings, davon zwei aus Saudi Arabien, eine aus Marokko und eine aus den Niederlanden.
Der erweiterte Kreis besteht aus gut 50 „Associate Partners“. Darunter sind u.a. das Fraunhofer ISE, der PV-Hersteller Suntech, Shell und das norwegische Wasserstoff-Unternehmen Nel. Auch der neue Gesellschafter Thyssenkrupp, ein Marktführer für Elektrolyse-Anlagen, gehört seit 2017 zu diesen Partnern. Anfang 2020 präsentierte die DII die „MENA Hydrogen Alliance“. Neben grünem Wasserstoff geht es dabei auch um daraus hergestelltes Ammoniak und Methanol.
Van Son betont anlässlich des Thyssenkrupp-Beitritts, die Stromerzeugung sei auch heute noch wesentlicher Bestandteil des Desertec-Gedankens – auch und gerade für den lokalen Bedarf. Und auch wenn die PV die solarthermischen Kraftwerke längst preislich unterboten hat, sieht er für diese eine Nische, wo sie durch ihre Speicherfähigkeit teure Lastspitzen abdecken können.
Aussichten besser
Die Aussichten für die Energie aus der Wüste sind heute besser als beim ersten Anlauf. Der Druck zum Klimaschutz ist gewachsen. Regierungen und Firmen weltweit haben bereits Megatonnen von grünem Wasserstoff als Ersatz für Öl und Gas in ihren Klimaplänen eingerechnet. Und auch konkrete Projekte ploppen immer schneller auf der Landkarte auf. Das bekannteste davon ist vermutlich die futuristische Planstadt „Neom“, die im Nordwesten Saudi-Arabiens am Roten Meer entstehen soll. Wind- und Solarkraftwerke mit einer Kapazität von mehr als vier Gigawatt sollen nicht nur die Stadt versorgen. Auch rund 650 Tonnen Wasserstoff täglich sollen in Neom erzeugt werden. Die Elektrolyseure sollen von Thyssenkrupp stammen. Aus dem Wasserstoff wiederum soll grünes Ammoniak werden.
Die Projektgesellschaft Neom, der Energiekonzern ACWA Power und der Hersteller technischer Gase Air Products kündigten in einer Pressemitteilung im Juli 2020 an, zusammen 5 Milliarden US-Dollar in das Projekt zu investieren. Den Betriebsstart gaben sie mit 2025 an. Auf die Frage, ob das Projekt im Zeitplan liege, antwortet Paddy Padmanathan, Präsident und CEO von Acwa Power, die Erdarbeiten hätten begonnen.
23.11.2021 | Autorin: Eva Augsten
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