Studie der HTW Berlin: 1,5-Grad-Ziel braucht 590 GW Photovoltaik

Grafik zum Photovoltaik-Zubau aus der Studie der HTW BerlinGrafik: HTW Berlin
1,5-Grad-Ziel und Ausbaupläne im Koalitionsvertrag passen laut HTW Berlin nicht zusammen. Schon zwischen 2022 und 2030 müsste der PV-Zubau laut der Studie im Mittel bei 34 GW liegen, 2027 die 45-GW-Marke erreichen.
Will Deutschland das Pariser Klimaschutzabkommen einhalten, muss der Solarstromausbau bis 2035 auf 590 Gigawatt verzehnfacht werden. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin).

Die Autor:innen der Studie empfehlen, den Photovoltaik-Zubau bis 2027 auf mindestens 45 Gigawatt pro Jahr zu steigern. Zum Vergleich: Die Pläne der neuen Bundesregierung sehen einen jährlichen Zubau von durchschnittlich 16 Gigawatt vor.

Die angehende Bundesregierung bekennt sich in ihrem Koalitionsvertrag zum 1,5-Grad-Ziel. Zugleich versäume sie es aber, sich im Koalitionsvertrag auf den dafür notwendigen Ausbau der Windkraft und Solarenergie festzulegen, so die Wissenschaftler:innen. Das Ziel, die installierte Photovoltaikleistung bis 2030 auf 200 Gigawatt zu erhöhen, sei ein guter Anfang, reiche aber nicht aus. „Um überhaupt auf den Pfad des Pariser Klimaschutzziels zu kommen, ist mindestens die doppelte Photovoltaikleistung erforderlich“, erklärt Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin und Mitautor der Studie.

Energieversorgung muss 2035 klimaneutral sein

Um das Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten und die Erwärmung zumindest auf 1,7 Grad zu begrenzen, müsse Deutschland bis spätestens 2035 eine CO2-neutrale Energieversorgung haben. Hierzu müsse die installierte Photovoltaikleistung von derzeit 59 Gigawatt auf mindestens 590 Gigawatt verzehnfacht werden. Dies erfordere einen schnellen Markthochlauf auf etwa 45 Gigawatt pro Jahr bis 2027. Der erforderliche Solarstromzubau sei dabei von zahlreichen Rahmenbedingungen abhängig, wie die Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der HTW Berlin anhand von unterschiedlichen Szenarien aufzeigt.

Mehr Onshore-Windenergie und grüner Wasserstoff sind nötig

Die Ergebnisse der Studie würden auch zeigen, dass an einem starken Windkraftausbau mit 200 Gigawatt an Land und 70 Gigawatt auf See kein Weg vorbeiführe. Die Energiewende sei in der Kürze der Zeit zudem nur mit grünem Wasserstoff realisierbar. Dessen Bedarf sei umso höher, je länger Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor fahren und Gebäude konventionell beheizt würden. Aus Effizienzgründen sei folglich eine rasche und konsequente Elektrifizierung des Verkehr- und Wärmesektors unumgänglich. Die Autor:innen der Studie rechnen mit 31 Millionen Elektroautos und 12 Millionen Wärmepumpen im Jahr 2035. Voraussetzung hierfür: Ab 2025 dürften keine neuen Benzin- und Dieselautos sowie Öl- und Gasheizungen mehr verkauft werden.

Neben dem bereits geplanten Abbau bürokratischer Hürden müsse die neue Bundesregierung einen starken Fokus auf die Qualifizierung von Fachkräften legen. „Allein in der Photovoltaikbranche erwarten wir mehr als 250 000 Arbeitsplätze. Um einem massiven Fachkräftemangel vorzubeugen, muss die Regierung umgehend eine breit angelegte Ausbildungsoffensive starten“, resümiert Quaschning.

Die Studie steht hier zum Download bereit.

30.11.2021 | Quelle: HTW Berlin | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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