Verteilnetz-Betreiber in Bayern fordern neue Regulatorik für Netzumbau

Photovoltaik-Freiflächen-Anlage - immer mehr neue Anlagen gehen in Bayern ans VerteilnetzFoto: Rainer Funck /LEW
Große Solarparks könnten ohne entsprechenden Netzumbau zum Stressfaktor für das Stromnetz in Bayern werden.
Die drei großen bayerischen Verteilnetzbetreiber Bayernwerk Netz, LEW Verteilnetz (LVN) und N-Ergie Netz fordern zügige Anpassungen, damit ein schnellerer Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gelingt und damit die Klimaziele erreicht werden.

Bayern erlebe bereits seinen zweiten Photovoltaik-Boom mit vielen großen Solarparks. Treiber seien die Förderung von Großanlagen bis zu 20 MW durch das EEG, Anlagen ohne Größenbegrenzung außerhalb des EEGs, Rekordpreise für Strom und gesunkene Kosten für PV-Module. Auf der Verbrauchsseite würden das Wachstum der Elektromobilität, die Ansiedlung verbrauchsstarker Rechenzentren und der Ausbau von Wasserstoff-Lösungen das Stromnetz immer mehr fordern. Netzumbau und -ausbau im Verteilnetz seien daher nötig.

Rund 480.000 dezentrale Erzeugungsanlagen für erneuerbaren Energien mit einer Leistung von rund 19 GW sind bisher an die Verteilnetze der drei Betreiber angeschlossen. Rund sieben Milliarden Euro haben die drei Unternehmen im vergangenen Jahrzehnt in ihre Verteilnetze in Bayern investiert.

50.000 Photovoltaik-Anlagen wollen in diesem Jahr neu ans Verteilnetz

Allein in diesem Jahr seien bei Bayernwerk Netz, LVN und N-Ergie Netz mehr als 50.000 Anfragen für den Anschluss von Photovoltaik-Anlagen eingegangen. Die Gesamtleistung der Anfragen lag bei mehr als 10 GW. Würden diese alle realisiert, müssten die Netzbetreiber in wenigen Jahren so viel Leistung integrieren wie in der über 20-jährigen Geschichte des EEG.

Darauf seien die Regeln und Prozesse derzeit nicht ausgelegt. Derzeit müssten Stromnetze zum Beispiel auf die sogenannte Mittagsspitze ausgelegt sein. Diese Maximalleistung trete nur in wenigen Monaten und für kurze Zeit am Tag auf. Das führe zu hohem Aufwand und Kosten, von der Planung über die Genehmigung bis zum Netzausbau im Verteilnetz. Um die Verteilnetze in ganz Deutschland für die Energiewende zu wappnen, rechnen die Betreiber daher mit einem Investitionsbedarf von mehr als 100 Milliarden Euro bis 2050.

Gemeinsam fordern die drei Verteilnetzbetreiber nun einen neuen politischen und rechtlichen Rahmen für die Verteilnetze. Der sei nötig, um Netzengpässe zu vermeiden und den Anteil regenerativer Energie in den bayerischen Verteilnetzen weiter zu steigern.

Bayern soll Ausbaupläne für Energiewende langfristig festlegen

Die Netzbetreiber wollen Planungssicherheit. Sie fordern die Landesregierung auf, konkrete Mengenziele und einen Zeitplan für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern definieren. Diese könnten dann auf kommunaler Ebene in Abstimmung mit den Infrastrukturbetreibern konkretisiert werden.

Wichtig sei dabei eine ganzheitliche und Sektoren übergreifende Sicht. Das wesentliche Ziel des Energiekonzepts müsse es sein, dass dezentral erzeugter Strom möglichst dann vor Ort genutzt wird, wenn er erzeugt wird.

Weniger Bürokratie für Kleinanlagen, lokale Bündelung für Großanlagen

Gerade bei kleineren Hausdach-Anlagen bremse die Bürokratie oft die dezentrale Energiewende. Vor allem die Meldepflichten gegenüber der Bundesnetzagentur müssten entschlackt werden. Größere PV-Anlagen sollten lokal gebündelt werden. Das mache den Netzanschluss effizienter.

Genehmigungen für den Netzausbau beschleunigen

Aktuell dauern Genehmigungsverfahren größerer Netzprojekte viele Jahre, beklagen die Netzbetreiber. Deshalb fordern sie mehr Personal in der Verwaltung und einfachere, einheitliche und digitalisierte Verfahren für Genehmigungsprozesse. Das sei nötig, um den erforderlichen Netzausbau zu beschleunigen.

Verteilnetz-Betreiber wollen Netzumbau für Klimaneutralität bezahlt bekommen

Der Umbau zur Klimaneutralität erfordere enorme Investitionen in die Infrastruktur. Dafür müsse der regulatorische Rahmen so angepasst werden, dass die Finanzierung dafür gesichert sei. Dafür müssten zum Beispiel digitale Technologien stärker berücksichtigt werden.

Netzdienliche Speicher und Flexibilität nutzen

Indem man flexible und intelligente Lösungen dezentral nutzt – wie Speicher oder flexible  Verbraucher – könnte man auch mit weniger Netzausbau auskommen. Bisher haben die Verteilnetzbetreiber hier jedoch rechtlich wenige Möglichkeiten. Sie fordern nun, die Netzinfrastruktur effizienter zu nutzen, zum Beispiel durch flexiblen Verbrauch oder netzdienliche Speicher in der Nähe von großen Solarparks.

Hier liegen die Netzbetreiber auf einer Linie mit der Erneuerbare-Energien-Branche. Der Bundesverband Erneuerbare Energien hatte im Mai selbst einen Entwurf für ein Gesetz vorgelegt, das steuerbare Verbraucher ins Verteilnetz integrieren würde.

03.12.2021 | Quelle: N-Ergie | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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