DLR entwickelt Verfahren für Schwefel als chemischen Stromspeicher

Zu sehen ist der Reaktor, der Schwefelsäure mit Sonnenlicht spaltet. Er stellt die Basis für Schwefel als chemischer Stromspeicher dar.Foto: DLR
Die solare Schwefelsäurespaltung im Labor.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat zusammen mit europäischen Forschungspartnern ein Verfahren entwickelt, mit dem sich aus Schwefel klimaneutral Strom erzeugen lässt. Denn für die Herstellung des Schwefels kommt Sonnenenergie zum Einsatz.

Basis des Verfahrens für Schwefel als chemischer Stromspeicher ist ein Kreislaufprozess. Hierbei verbrennt man Schwefel in speziellen Kraftwerksturbinen und wandelt in Schwefelsäure um. Die Schwefelsäure lässt sich mit Hilfe von Sonnenwärme CO2-frei wieder in reinen Schwefel umwandeln, der erneut als Brennstoff dienen kann.

Warum Schwefel als chemischer Stromspeicher?

Schwefel lässt sich als Brennstoff für Gas- und Dampfturbinen in Kraftwerken nutzen. Zudem ist Schwefel ein vielversprechender Energiespeicher für solarthermische Kraftwerke. Eine Verbindung dieser beiden Kraftwerkstechnologien ist ein weiterer Schritt zur klimaneutralen Stromproduktion.

Schwefel ist aufgrund seiner hohen Energiedichte ein vielversprechendes Speichermedium für solarthermische Kraftwerke. Seine Energiedichte ist 30-mal höher als die von Salzschmelze, die in heutigen solarthermischen Kraftwerken Sonnenenergie als Hochtemperaturwärme aufnimmt, transportiert und speichert. Als Pulver oder in flüssiger Form lässt sich Schwefel leicht transportieren und über lange Zeiträume lagern.

Potenzial für erneuerbaren Strom rund um die Uhr

Eine solarthermische Anlage kann aus konzentrierter Solarstrahlung die hohen Temperaturen bereitstellen, die für das Spalten von Schwefelsäure erforderlich sind. Die entstehenden Spaltprodukte Schwefeldioxid und Wasser sind die Ausgangsprodukte, um durch Disproportionierung frischen Schwefel zu gewinnen. Dieser kann entweder gelagert oder in einer Gasturbine zur Stromerzeugung verbrannt werden. Als Brenngas entsteht hierbei wiederum Schwefeldioxid, welches konventionellen Schwefelsäureanlagen zugeführt wird. Dort entsteht frische Schwefelsäure und eine große Menge Abwärme. Die Abwärme treibt eine Dampfturbine an, die zusätzlichen Strom erzeugt. Die frische Schwefelsäure steht dann erneut der Schwefelsäurespaltung zur Verfügung.

Zu sehen ist ein Schema, das die Funktion von Schwefel chemischer Stromspeicher erläutert.
Foto: DLR

Bei starker Sonneneinstrahlung kann das Schwefel-Kraftwerk sogar einen Überschuss an Schwefel produzieren und ermöglicht so einen Dauerbetrieb des Kraftwerks. Der dabei entstehende Überschuss an Schwefelsäure wird dann später solarthermisch in Schwefel umgewandelt.

Solarthermische Anlagen mit Schwefelproduktion lassen sich insbesondere in sonnenreichen Gebieten effektiv betreiben. Der dabei gewonnene Schwefel kann als chemischer Stromspeicher im Anschluss problemlos in sonnenärmere Regionen transportiert werden.

Pilotbetrieb der Solaranlage im DLR-Hochleistungsstrahler Synlight

Ziel des Projekts ist, den Teilprozess der solaren Schwefelsäurespaltung und den Einsatz von Schwefel als Brennstoff in Gasturbinenkraftwerken zu testen. Um die dafür hohen Temperaturen zu erreichen, kombinierten die Forscher einen neu entwickelten Schwefelsäurespaltungsreaktor mit einem zuvor im DLR entwickelten Solarstrahlungsempfänger mit keramischen Partikeln als Wärmeträger- und Speichermaterial.

Bei einem Partikelreceiver übernehmen kleine Keramikpartikel die Aufnahme und den Transport der eingestrahlten thermischen Leistung, um daraus Strom und industrielle Prozesswärme zu generieren. Die in derzeitigen Solarkraftwerken als Wärmeträgermedium verwendeten Flüssigsalze erreichten nur Temperaturen von ungefähr 550 Grad Celsius. Die heißen Keramikpartikel ermöglichen es Kraftwerksbetreibern, mit deutlich höheren Prozesstemperaturen von über 900 Grad zu arbeiten, was zu höheren Wirkungsgraden und damit geringeren Stromgestehungskosten führt. Für den Demonstrationsbetrieb installierten Wissenschaftler der DLR-Institute für Future Fuels und für Solarforschung eine für den Prozess entwickelte Variante des Partikelreceivers CentRec im Hochleistungsstrahler Synlight in Jülich. Im gleichen Zeitraum untersuchten sie in einem Labor die Integration der Schwefelsäurespaltung in den Schwefel-Kreisprozess.

Die untersuchten Teilprozesse stellten hohe Anforderungen an die Forscher. Nie zuvor wurden beispielsweise solar erhitzte Partikel eingesetzt, um Schwefelsäure zu spalten. Auch die Verbrennung von Schwefel bei erhöhtem Druck für die Nutzung in Gasturbinen wurde zuvor noch nicht untersucht.

10.12.2021 | Quelle: DLR | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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