BEE: Studie zum neuen Strommarktdesign für erneuerbare Energien
Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) hat seine Vorschläge für ein Strommarktdesign auf der Basis erneuerbarer Energien vorgestellt. Zusammen mit seinen Fach- und Landesverbänden sowie 70 weiteren Unterstützern aus der gesamten Energiebranche hat der BEE die Studie „Neues Strommarktdesign für die Integration fluktuierender Erneuerbarer Energien“ begleitet. Diese haben wissenschaftlich die Fraunhofer Institute für Energiewirtschaft und Netzbetrieb (IEE) und Solare Energiesysteme (ISE) umgesetzt. Dabei konzentriert sich diese Studie nicht nur auf den Strommarkt, sondern auch auf zentrale Aspekte der Versorgungssicherheit sowie der Finanzierung der Systemkosten des Energiesystems. Alle in der Studie getroffenen Maßnahmen hat die Kanzlei Becker Büttner Held juristisch geprüft.
Um die Klimaziele zu erreichen, hat die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, dass im Jahr 2030 der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostrombedarf 80 Prozent betragen soll. Das bisher auf fossile Energieträger ausgerichtete System muss sich demnach verstärkt auf erneuerbare Energien einstellen. Besonders auf hohe Mengen aus fluktuierenden Quellen wie Sonne und Wind. Obwohl diese den Börsenstrompreis senken, fehlt eine betriebswirtschaftliche Grundlage und damit die Basis für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien.
Zentraler Hebel neben der Beseitigung von Markthemmnissen für den Ausbau der Erneuerbaren sind Anreize für eine Flexibilisierung von Stromangebot und -nachfrage. Damit stärkt man den Einspeisevorrang erneuerbarer Energien und nutzt die wachsende Systemverantwortung von erneuerbaren Energien. Die Studie zum neuen Strommarktdesign betrachtet neben volkswirtschaftlichen auch betriebswirtschaftliche Aspekte für den Betrieb erneuerbarer Energien. Ebenso die benötigten Flexibilitätsoptionen im Verbraucher-, Speicher- und Erzeugerbereich. Im Gegensatz zu anderen Studien, wie den Langfristszenarien des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi), zeigt sie, dass man die Energiewende im Stromsektor überwiegend durch Nutzung der regionalen Wertschöpfungspotenziale organisieren kann.
Überwiegend heimische Wertschöpfung
„Eine der Besonderheiten der Studie liegt in der Analyse einer betriebswirtschaftlichen Rentabilität der erneuerbaren Energien und den für das Energiesystem der Zukunft notwendigen Flexibilitätsoptionen. Sie stellt einen wichtigen Pfad zur Umsetzung der Klimaneutralität dar, der gleichzeitig die Importabhängigkeit von Energierohstoffen und Strom deutlich reduzieren kann und zudem die Anforderungen an Versorgungssicherheit und Standortsicherung durch überwiegend heimische Wertschöpfung erfüllt. Eine sichere Energieversorgung ist jederzeit gegeben – auch bei einem vorzeitigen Kohleausstieg bis zum Jahr 2030. Hiermit liefern wir bereits jetzt einen umfassenden Vorschlag für die von der neuen Bundesregierung geplante Plattform Klimaneutrales Stromsystem“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter.
„Die Studie modelliert die komplexen Zusammenhänge zwischen sehr hohen Wind- und PV-Leistungen, Investitionen in Flexibilitätsoptionen, Strompreisbildung und Stromnetzen. Dafür war eine permanente Rückspiegelung mit den verschiedenen Experten in den beteiligten Instituten sowie über zahlreiche Workshops mit dem BEE und der Erneuerbaren-Branche essenziell. Die Studie bewertet, wie die Herausforderungen der im Koalitionsvertrag geforderten extrem hohen Ausbaudynamik erneuerbarer Energien gelöst werden können und adressiert dabei besonders die Punkte Marktdesign und Zielstromnetz“, so Norman Gerhardt, Gruppenleiter Energiewirtschaft und Systemanalyse, Fraunhofer IEE.
Die Studie zum neuen Strommarktdesign zeigt hierbei folgende Kernergebnisse:
- Der heutige regulatorische Rahmen im Strommarkt verhindert aufgrund fehlender ökonomischer Grundlage den klimapolitisch notwendigen Ausbau erneuerbarer Energien. Daher sind Veränderungen des heutigen Strommarkts notwendig.
- Um den zukünftigen Zubau Erneuerbarer Energien betriebswirtschaftlich rentabel zu ermöglichen, muss man die dafür benötigten Flexibilitätsoptionen gleichzeitig ausreichend ausbauen.
- Ein vorgezogener Kohleausstieg auf das Jahr 2030 ist möglich.
- Bioenergie, KWK-Anlagen und Speicher kann ausreichend steuerbare Leistung für die Versorgungssicherheit bereitgestellen. Bei gleichzeitig sehr geringerem Zubau an H2-Gaskraftwerksleistung.
- Bis zu 100 GW Elektrolyse-Leistung können hierzulande finanziell lohnend und mit hoher regionaler Wertschöpfung aufgebaut werden, so dass ein Import von grünem Wasserstoff zur direkten Nutzung für die Umsetzung der Energiewende in Deutschland nicht zwingend notwendig ist.
- Die aktuell festgelegte Förderdauer von 20 Jahren sollte in eine Mengenförderung überführt werden, um den erneuerbaren Energien zu ermöglichen, selbst auf Strompreise zu reagieren. Das sichert den wirtschaftlichen Betrieb der EE-Anlagen und stabilisiert den Strommarkt.
- Mit wachsender Sektorenkopplung und der Schaffung ausreichender Flexibilitätsoptionen im Energiesystem sind die erneuerbaren Energien ab 2040 marktfähig.
- Sinnvolle Einsparungen im Netzbetrieb sind zu erreichen, wenn der Fokus auf der dezentralen, verbrauchsnahen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und einer erzeugungsnahen Wasserstoffproduktion aus volatilen erneuerbaren Energien liegt.
14.12.2021 | Quelle: BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH