RWE nimmt Second-Life-Speicher aus E-Auto-Batterien in Betrieb
Jedes Batteriesystem wiegt rund 700 kg. Der Second-Life-Speicher steht in einer 160 Quadratmeter großen Leichtbauhalle. Die Installation der Batteriesysteme im Innern wurde im Oktober abgeschlossen. Im November begann die Inbetriebnahme einzelner Komponenten.
„Voraussichtlich ab Anfang 2022“ will RWE die Speicherkapazität des Second Life Batteriespeichers vermarkten, teilte das Unternehmen am 28. Dezember mit. Als erstes soll der Speicher die Frequenzhaltung im Stromnetz unterstützen. Danach will RWE weitere Vermarktungswege testen „Die Erfahrungen aus diesem Projekt werden uns helfen, die Anwendungen zu identifizieren, in denen wir solche Batteriesysteme am wirtschaftlichsten betreiben können“, Roger Miesen, Vorstandsvorsitzender RWE Generation:
Die Batterien für den Second-Life-Speicher stammen aus Audi e-tron Entwicklungsfahrzeugen. Sie besitzen nach ihrem ersten Leben im Auto noch eine Restkapazität von mehr als 80 Prozent. Dieser Wert gilt als ausreichend, um Batterien in stationären Systemen weiter zu nutzen. RWE rechnet je nach Einsatzweise mit bis zu zehn Jahren Restlebensdauer. Die Second-Life-Batterien sollen Kosten, CO2-Emissionen und Ressourcen sparen.
Die Erkenntnisse aus dem Referenzspeicher in Herdecke will RWE nutzen, um größere Speicher auf Basis von E-Auto-Akkus zu bauen und zu betreiben. Dabei sollen jeweils zwei Module in Serie geschaltet werden. Das führt zu einer höheren Betriebsspannung und soll die Kosten senken.
Markt für Second-Life-Speicher wächst rasant Anfang der 2030er Jahre
RWE beziffert unter Verweis auf Experten das Marktpotenzial der Second-Life-Speicher in Europa bis 2030 auf 8 GWh. Schon 2035 könnten es sogar 76 GWh sein. Grund für den erwarteten Wachstumsschub ist der Ausbau der E-Mobilität. Anfang der 2030er würden demnach erstmals große Mengen der ausrangierten E-Auto-Batterien zur Verfügung stehen. Oliver Hoffmann, Vorstand Technische Entwicklung der Audi AG verweist auf 20 vollelektrische Modelle, die allein Audi ab 2025 anbieten will. Die Zusammenarbeit mit RWE solle zeigen, wie sich die gebrauchten Batterien weiter nutzen und ins Energienetz der Zukunft integrieren ließen. „Darüber hinaus denken wir heute schon an die Zeit nach dieser Nutzungsphase und forcieren ein effektives Batterie-Recycling“, sagt Hoffmann.
Insgesamt setzt RWE nach eigenen Angaben gerade zehn Batterie-Projekte in den USA, Deutschland und Irland um. Parallel dazu arbeitet das Unternehmen an neuen Technologien. Dazu gehören zum Beispiel Redox-Flow-Batterien und Batteriespeichern, die virtuell mit Wasserkraftwerken gekoppelt sind. Bis 2030 will RWE seine Batteriespeicher-Kapazität von heute 600 MW auf 3 GW steigern.
Auch die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) will im Rahmen des Projektes FluxLiCon Second-Life-Speicher voranbringen. Sie rief Anfang Dezember interessierte Kommunen auf, sich zu melden. Noch im Januar sollen die beiden künftigen Pilotstandorte veröffentlicht werden.
03.01.2022 | Quelle: RWE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH