Jahresbilanz 2021 in Baden-Württemberg: nur 25 zusätzliche Windenergie-Anlagen

Eine Windenergie-Anlage und mehrere Photovoltaik-Nachführsysteme auf einer Wiese vor blauem HimmelFoto: Plattform EE BW / Kuhnle & Knödler
Ein bisschen mehr ist noch zu wenig: Der Ausbau von Windenergie und Photovoltaik lief in Baden-Württemberg voriges Jahr schleppend.
Der Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg geht voran, jedoch nicht mit dem erforderlichen Tempo. Beim Solarstrom scheint er sogar zu stagnieren.

Vorläufige Zahlen zeigen: Im Jahr 2021 lag der Zuwachs in Baden-Württemberg bei 25 neuen Windenergie-Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 111 Megawatt. Dabei handelt es sich um Netto-Zubau. Genau genommen gingen 28 Windturbinen neu in Betrieb, drei wurden rückgebaut.

Damit brachte 2021 für Baden-Württemberg immerhin 15 zusätzliche Windenergie-Anlagen mehr als das Vorjahr. Die detaillierten Ausbaudaten der Windenergie inklusive der Standorte und Anlagenhersteller sind hier abrufbar.

Doch noch immer ist es viel zu wenig. Bis 2030 müssten jedoch im Durchschnitt pro Jahr rund 100 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 530 Megawatt errichtet werden. Darauf weist die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW) hin.

Grundlage hierfür ist eine Studie der Plattform EE BW. Diese nimmt zum Ausgangspunkt, dass Photovoltaik und die Windenergie im Jahr 2040 zusammen rund 70 Prozent des bis dahin gestiegenen Bruttostromverbrauchs in Baden-Württemberg decken sollen. Um das zu erreichen, müsse die installierte Leistung zur Erzeugung von erneuerbarem Strom bis 2040 auf mindestens 52 Gigawatt steigen. Das bedeutet einen Ausbau der Windenergie von heute 1,6 auf dann 11,5 GW. Die Photovoltaik-Leistung soll von heute knapp sieben auf dann 39 GW wachsen.

Die Plattform EE BW fordert daher mehr Dynamik. In diesem Jahr müsse es mindestens 50 neue Windenergieanlagen geben. Bis 2025 müsse der Zubau auf 100 Anlagen pro Jahr steigen. Auch danach müsse es weitere Zuwächse geben. Die Berechnung geht von einem Leistungszubau von aktuell vier auf rund fünf Megawatt pro Windenergieanlage aus.

Photovoltaik-Ausbau stagniert in Baden-Württemberg

Der Ausbau der Photovoltaik in Baden-Württemberg ging laut bisheriger Statistik leicht zurück. Bis Ende 2021 entstanden Photovoltaik-Anlagen mit 595 MW. Das sind rund 20 MW weniger als im Vorjahr. Durch Nachmeldungen können sich die vorläufigen Zahlen aber noch etwas steigern. Viel mehr als im Jahr 2020 werde es aber nicht werden, schätzt Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform EE BW. Nötig seien künftig durchschnittlich fast 2.000 MW pro Jahr bis 2030.

Bei Wasserkraftwerken, Biogas- und Holzenergieanlagen sowie der Geothermie gab es 2021 keinen nennenswerten Ausbau. Dabei sind gerade diese nicht-volatilen Erneuerbaren für die Versorgungssicherheit relevant und sollten ebenfalls zugebaut werden, so die Plattform EE BW.

8,6 Prozent weniger Solar- und Windenergie-Erzeugung

Ein weiterer Dämpfer kommt aus der erneuerbaren Stromerzeugung: Photovoltaik- und Windenergieanlagen haben im Jahr 2021 im Versorgungsgebiet des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW 8,6 Prozent weniger Strom erzeugt als 2020. Das Gebiet ist fast identisch mit Baden-Württemberg, daher geben die Zahlen auch eine verlässliche Aussage über den Anstieg der Solarstrom- und Windenergieerzeugung im Land. Im Gebiet der TransnetBW produzierten Photovoltaikanlagen im vergangenen Jahr 6,16 Terawattstunden (TWh). 2020 waren es noch 6,24 TWh. Windenergieanlagen kamen 2021 zusammen auf eine Erzeugung von 2,4 TWh (2020: 3,13 TWh).

Der Rückgang liegt an den ungünstigen Wetterverhältnissen im vergangenen Jahr mit wenig Wind in den ersten Monaten. Die Ökostrom-Erzeugung fiel 2021 in ganz Deutschland schwach aus.

EE BW greift bei den Erzeugungsdaten auf die Datenplattform Energy-Charts des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE zurück.

Rahmen anpassen: Leichtere Genehmigung und mehr Flächen für Windenergie

Um den Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2040 sicherzustellen, seien zahlreiche Nachbesserungen des regulatorischen und wirtschaftlichen Rahmens notwendig. Das gelte insbesondere im Stromsektor. Die Plattform EE BW schlägt daher eine praxisgerechte Ausgestaltung von Ausschreibungen und des Genehmigungs- und Planungsrechtes vor. So müssten feste Fristen definiert und eingehalten, Vorgänge digitalisiert und Artenschutzvorgaben vereinfacht sowie rechtssicher gestaltet werden. Bei Abwägungen solle zudem dem Klimaschutz mehr Gewicht zukommen.

Besonders wichtig ist nach Meinung der Plattform EE BW, auch ausreichend Flächen für den Ausbau der regenerativen Energien bereitzustellen. Allein für die Windenergie sind zwei Prozent der Südwestfläche nötig.

05.01.2022 | Quelle: Plattform EE BW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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