50 Hertz und Tennet: Stromnetz-Kooperation für Windstrom
Die beiden Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz und TenneT bauen gemeinsam das Stromnetz aus. Ziel ist, Windstrom aus der Nordsee an Land zu bringen. Wie die Unternehmen mitteilten, wollen sie dafür ein innovatives Stromdrehkreuz (Multi-Terminal-Hub) in Schleswig-Holstein und eine Höchstspannungs-Gleichstromverbindung (HGÜ) nach Mecklenburg-Vorpommern realisieren. Beide Unternehmen haben darüber einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. Das Projekt ist ferner Teil des von der Bundesnetzagentur (BNetzA) bestätigten Netzentwicklungsplan 2035 (2021).
Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsleitung von 50Hertz: „Wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werden soll, dann muss zukünftig noch mehr Gemeinsamkeit im Mittelpunkt stehen. 50Hertz und TenneT arbeiten deshalb zusammen und packen dieses herausfordernde Projekt mit vereinten Kräften an.“ Denn das Ziel sei, möglichst schnell möglichst viel auf dem Meer erzeugten Strom möglichst effizient zu transportieren. Und zwar dorthin, wo man ihn in Zukunft dringend brauche.
4 GW Offshore-Windstrom an Land
Tim Meyerjürgens, COO von TenneT: „Mit der gemeinsamen Umsetzung des Onshore-Hubs in Schleswig-Holstein legen TenneT und 50Hertz die Grundlage für eine noch höhere Auslastung der Gleichstromleitungen an Land bei zugleich erhöhter Versorgungssicherheit. Zudem ermöglicht das Konzept eine Beschleunigung des Offshore-Windenergieausbaus, wie ihn die neue Bundesregierung anstrebt.“ Die Umsetzung des Onshore-Hubs und der verknüpften Netzausbauvorhaben mache es möglich, vier Gigawatt an Offshore-Windenergie von der Nordsee 2032 in Heide anzuschließen. Das sei drei bis fünf Jahre früher als ursprünglich im Netzentwicklungsplan vorgesehen.
Das gemeinsame Vorhaben der beiden Unternehmen besteht aus mehreren Komponenten. So wollen 50Hertz und TenneT im Raum Heide das Stromdrehkreuz für mehrere Gleichstromverbindungen errichten. Es besteht aus einer innovativen Gleichstrom-Schaltanlage. Diese Konstruktion ermöglicht ferner die direkte und platzsparende Verknüpfung von zwei Offshore-Gleichstromanbindungssystemen mit einer Kapazität von je zwei Gigawatt mit einer landseitigen Gleichstromverbindung.
Windstrom für Wasserstoffproduktion
An diese Anlage ist zudem ein Konverter angeschlossen, der Gleichstrom (DC) in Wechselstrom (AC) umwandelt. Danmit stehe Windstrom in der Region unter anderem für geplante küstennahe Wasserstoff-Elektrolyseure zur Verfügung. Über den Konverter lasse sich auch Strom aus Windenergieanlagen an Land abtransportieren.
Zwischen diesem Stromdrehkreuz und einem Konverter im Raum Klein Rogahn bei Schwerin wollen beide Unternehmen ein rund 200 Kilometer langes Gleichstrom-Erdkabel legen, das Strom auf der Spannungsebene 525 Kilovolt (kV) überträgt. Für den östlichen Bauabschnitt wird 50Hertz zuständig sein, für den westlichen Abschnitt TenneT.
Getrennt realisiert werden die beiden im Netzentwicklungsplan bestätigten Offshore-Netzanbindungssysteme für den Raum Heide: Das System NOR-12-2 wird von 50Hertz und das System NOR-X-3 wird von TenneT an das Stromdrehkreuz angebunden.
Technisch ist die Lösung des Multi-Terminal-Hubs eine Premiere. Bisher wurden Gleichstromverbindungen auf See und an Land als reine Punkt-zu-Punkt-Verbindung realisiert. Im Multi-Terminal-Hub hingegen laufen mehrere Gleichstromverbindungen zusammen. Der Strom wird den entsprechenden Übertragungskapazitäten und Nachfragesituationen folgend über Gleich- oder Wechselstromleitungen ins Übertragungsnetz eingespeist. Es sind daher im Raum Heide nicht drei, sondern nur eine AC/DC-Konverterstation zu errichten. Das reduziert die Kosten, den Flächenverbrauch vor Ort und trägt zur Flexibilisierung der Lastflüsse bei.
17.1.2022 | Quelle: 50 Hertz | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH