Agri-PV statt Tagebau: „Innovationspark Erneuerbare Energien Jüchen“

Kohlebagger im Tagebau im Rheinischen RevierFoto: RWE
Tagebau im Rheinischen Revier.
Die TH Köln hat gemeinsam mit dem Zweckverband LandFolge Garzweiler und dem Wuppertal Institut Konzepte für den „Innovationspark Erneuerbare Energien Jüchen“ erarbeitet.

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort entstand eine Konzeptstudie für die zukunftsfähige Ausrichtung des Rheinischen Reviers nach dem Ausstieg aus der Kohleverstromung. Wo bisher Tagebau stattfand, sollen unter anderem Agri-PV und Erdwärme-Kollektoren für eine moderne und saubere Energieversorgung sorgen. Das Projekt lief von April 2020 bis Mitte 2021. Das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen förderte das Projekt über das Sofortprogramm Strukturwandel im Rheinischen Revier.

Agri-PV, Solarstrom vom Autobahnrand und ein Autohof für E-Mobile

Wesentlicher Bestandteil der Konzeptstudie für die einstigen Tagebau-Flächen ist eine „Energielandschaft“, zu der unter anderem die Nutzung von Agri-PV gehört. Durch senkrecht stehende Photovoltaik-Module soll es möglich sein, Flächen zugleich für die Energie-Gewinnung und für die Landwirtschaft zu nutzen. Agri-PV kommt im Zuge von Pilot- und Demoprojekten immer mehr zur Anwendung. Außerdem sollen Photovoltaikmodule auf Kranstellflächen – den geschotterten Flächen vor einer Windkraftanlage – installiert werden.

Ein weiteres Element ist eine „Solarautobahn“. Das heißt, auf den Randflächen der Autobahnen A44n und A46 im Projektgebiet sollen Photovoltaik-Anlagen entstehen. Dabei schlagen die Autor:innen vor, sowohl die Böschungen als auch neue Lärm-Wind-Schutzwände zu nutzen.

Zudem soll es einen „Green Energy Hub“ geben – einen „Autohof der Zukunft“, der nachhaltige Mobilitätskonzepte fördern soll. Dort sollen Strom- und Wasserstoff-Tankstellen für Autos und den öffentlichen Nahverkehr zu finden sein, ebenso wie Werkstätten für diese Fahrzeuge.

„Mit den Konzepten bieten wir innovative Lösungen für die Energieversorgung und die Infrastruktur, die einen wichtigen Beitrag zur Energiewende sowie zum Strukturwandel im Rheinischen Braunkohlerevier leisten“, sagt Prof. Thorsten Schneiders vom Cologne Institute for Renewable Energy der TH Köln.

„Agrothermie“ unter ehemaligen Tagebau-Flächen

Das Neubaugebiet „Jüchen Süd“ südlich der Autobahn A46 soll von Anfang an ein nachhaltiges Energiesystem erhalten. Dabei soll Photovoltaik auf den Hausdächern eine zentrale Rolle spielen. Die Lage des Gebiets direkt an den rekultivierten landwirtschaftlichen Flächen des Tagebaus ermögliche zudem den Einsatz von „Agrothermie“ als Wärmequelle. Gemeint sind oberflächennahe Erdwärmekollektoren unter landwirtschaftlichen Flächen. Die Kollektoren sammeln die Wärme aus dem Ackerboden. Ein Wärmenetz bringt sie auf niedrigem Temperaturniveau zu den Gebäuden. Dort heben dezentrale Wärmepumpen sie auf das gewünschte Temperaturniveau.

Im nördlichen Bereich des Projektgebiets soll das nachhaltige Gewerbe- und Industriegebiet „Elsbachtal“ der Kommunen Jüchen und Grevenbroich entstehen. Hier sollen die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen und Infrastruktur sowie Sektorenkopplung im Mittelpunkt stehen. Auch hier können natürlich die Dachflächen zur Solarstromerzeugung dienen.

Anträge für die zweite Phase des Projekts befinden sich in Bearbeitung. Erste Umsetzungen der erarbeiteten Konzepte sollen ab 2023 erfolgen.

31.1.2022 | Quelle: TH Köln | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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