Difu veröffentlicht Studie zur strategischen Wärmeplanung in Deutschlands Kommunen
Der Gebäudesektor hat die im Bundesklimaschutzgesetz verankerten Ziele in den vergangenen Jahren verfehlt. Um den Wärmebedarf erheblich zu reduzieren und den verbleibenden Anteil aus erneuerbaren Energien und Abwärme zu decken, ist die Planung in den Kommunen besonders wichtig. Man muss langfristige, räumlich abgestimmte Strategien entwickeltn, um lokale Potenziale – erneuerbare Energien, Abwärme, vorhandene Infrastrukturen, spezifische Wärmebedarfe der Gebäude – für die Erreichung der Klimaziele zu nutzen. Städte und Gemeinden sind hierbei Schlüsselakteure. Denn sie müssen den Strategieprozess zu koordinieren, der zu treibhausgasneutralen und zugleich wirtschaftlichen Wärmeversorgungssystemen führt. Kommunen müssen die komplexen Veränderungsprozesse selbst aktiv und strategisch – unter Einbeziehung von Energieversorgern, Wohnungsunternehmen und Privateigentümern – gestalten. Eine kommunale Wärmeplanung gilt in Deutschland dabei als Leitinstrument für die Gestaltung der Wärmewende durch die Kommunen.
Im Auftrag des Umweltbundesamts hat das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) daher verschiedene Wege der kommunalen Wärmeplanung aus Wissenschaft und Praxis untersucht. Das Gutachten zeigt den aktuellen Stand der Debatte über die kommunale Wärmeplanung in Deutschland auf. Es fasst Ergebnisse relevanter Forschungsprojekte zusammen. Die Studie beleuchtet Aufgabenfelder innerhalb der kommunalen Wärmeplanung und stellt dazu ein Referenzmodell vor. Zudem werden Einsatzbedingungen, Umsetzungshemmnisse und Lösungswege auf kommunaler Ebene reflektiert.
Vorbilder für die kommunale Wärmeplanung in Deutschland
Nachdem einige Nachbarländer – z.B. Dänemark, Niederlande, Österreich, Schweiz – kommunale Wärmeplanung teils seit Jahrzehnten praktizieren, wird sie nun auch in Deutschland in Wissenschaft und Praxis zum zentralen Thema. In einigen Bundesländern Deutschlands wie Baden-Württemberg ist Wärmeplanung für Kommunen bereits verpflichtend und damit Teil der kommunalen Daseinsvorsorge. Und es ist zu erwarten, dass die Bedeutung dieses Instruments weiter zunehmen wird und mehr Kommunen zur Wärmeplanung verpflichtet werden.
Das strategische Instrument der Wärmeplanung soll eine systematische, wirksame und bezahlbare Wärmewende ermöglichen. Es sorgt für eine treibhausgasneutrale Wärme- und Kälteversorgung des Gebäudebestands der Kommunen. Eine intelligente Kombination von Effizienzmaßnahmen und erneuerbarer Wärmeversorgung dient dabei als Grundlage für Stadtentwicklung und Energieplanung. Die rechnerische Verknüpfung von Wärmepotenzialen und „Wärmesenken“ gibt dabei einen Überblick für ein gesamtes Gemeindegebiet. Sie zeigt damit lokal spezifische Handlungsmöglichkeiten auf. Eine kartografische Darstellung bietet für Bereiche mit netzgebundener oder auch dezentraler Wärmeversorgung Orientierung für künftige Planungs- und Investitionsentscheidungen.
Das Aufgabenspektrum innerhalb der Wärmeplanung ist vielfältig. Es geht um die Erstellung von Wärmekatastern, Steuerung und Begleitung des Wärmenetzausbaus, Dekarbonisierung von Bestandsnetzen, Sicherung von Flächen für die Energieerzeugung und für Energiespeicher, Konzepte für die Sanierung öffentlicher Gebäude im Quartierskontext, Energiekonzepte bei Neubauquartieren.
Kommunale Wärmeplanung in Deutschland steht jedoch nicht für sich, sie ist ein zentrales Instrument, das künftig bei allen Planungen und Umsetzungsschritten der Stadtentwicklung berücksichtigt werden muss.
10.2.2022 | Quelle: Difu | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH