Der Solarturmanbieter Heliogen startet in das Jahr 2022 mit vollen Bankkonten. Im Vorfeld des Börsengangs (IPO) landeten weitere 415 Millionen US-Dollar auf den Konten des Technologiekonzerns. 2013 gegründet, meldete Heliogen erst im März 2021 erste Umsätze mit seiner konzentrierenden Solar-Technologie.

Seit 2019 zeigt das Unternehmen seinen Solarturm in einer Demonstrationsanlage in Lancaster, Kalifornien. Spiegel fokussieren Sonnenlicht auf den Receiver im Turm. Durch die hohe Konzentration kann über 1000 Grad Celsius heißer Dampf erzeugt werden, der potenziell für solare Prozesswärme (Markenbezeichnung: HelioHeat) oder zur Erzeugung von Strom (HelioPower) oder Wasserstoff (HelioFuel) genutzt werden kann.

Lange angekündigter IPO von Heliogen

Den Börsengang hat die Geschäftsführung erstmals im Juli 2021 angekündigt. Er erfolgte über die SPAC Athena Technology Acquisition Corp (ATHN). SPAC steht für Special Purpose Acquisition Company. Dies beschreibt ein bereits börsennotiertes Unternehmen, dessen Anteilseigner sich erst bei der Fusion mit einem anderen Unternehmen für einen bestimmten Geschäftsbereich entscheiden. Bei Athena Technology Acquisition, zu deren Investoren Bill Gates gehört, fiel die Entscheidung Ende 2021 mit einer Mehrheit von über 91 Prozent der Stimmen zugunsten von Heliogen.

Am 30. Dezember gab das Unternehmen in einer Pressemitteilung den „Unternehmenszusammenschluss mit ATHN“ bekannt und einen Tag später startete der Handel der Aktien unter dem neuen Namen Heliogen. Das Börsenkürzel für das neue Unternehmen ist HLGN und seine ISIN ist US42329E1055.

Zusätzlich zum ATHN-Kapital von 250 Millionen US-Dollar flossen weitere 165 Millionen US-Dollar, die durch den Verkauf zusätzlicher Anteile an ausgewählte Investoren vor dem Börsengang generiert wurden, auf die Konten von Heliogen. Dies berichtet der Newsletter Öko-Invest. Der Kurs der Aktien erreichte am 31. Dezember, dem Tag nachdem Athena Technology Acquisition Corp (ATHN) und Heliogen ihre Fusion bekannt gegeben hatten, seinen Höchststand von 15,52 Dollar. Anfang Februar war der Kurs allerdings auf 3,55 Dollar gefallen.

SPACS riskanter für Investoren

Die USA erlebten 2020 und 2021 einen Boom bei SPAC-Börsengängen, während SPACs nach Einschätzung von Öko-Invest in Europa viel seltener sind. Die jährliche Finanzierung durch SPACs in den USA stieg von 1,8 Milliarden Dollar im Jahr 2012 auf 13 Milliarden Dollar im Jahr 2019. Im Jahr 2020 stieg diese Summe der SPAC-Börsengänge sprunghaft auf mehr als 83 Milliarden Dollar.

„Ein Börsengang mit SPACs ist schneller als ein Börsengang mit einem neuen Unternehmen, aber auch riskanter für Investoren, weil wenig über die Geschäftsstrategie des Startups bekannt ist“, warnt Max Deml, Chefredakteur von Öko-Invest.

Zu Heliogen kommentiert er, das Unternehmen habe erst im März 2021 erste Umsätze mit Kunden gemeldet, aber große Erwartungen geweckt. Die anfängliche Euphorie – der Aktienkurs stieg auf 16,35 USD – sei jedoch schnell verflogen, so Deml. Ende Januar 2022, einen Monat nach dem Börsengang, habe der Kurs bei nur noch 3,42 US-Dollar gelegen. Aber selbst der niedrigere Marktwert von rund 627 Mio. Dollar erscheint Deml immer noch sehr hoch. Schließlich habe das Unternehmen in den ersten 9 Monaten des Jahres 2021 bei einem Umsatz von 3,56 Millionen Dollar einen operativen Verlust von 23,16 Millionen Dollar verzeichnet. Zwar hätten die neuen Investoren nun deutlich mehr Liquidität gebracht. Allerdings summierten sich die Verluste laut Businessplan bis 2024 auf insgesamt über 400 Millionen US-Dollar.

Die vergangenen und zukünftigen hohen Verluste werden überstrahlt vom Image des Firmengründers Bill Gross als erfolgreichem Investment Angel und Unternehmer. Gross hat mit der Unterstützung von Internet-Startups ein Vermögen gemacht. Laut der Website von Heliogen hat er in den letzten 30 Jahren mehr als 150 Unternehmen gegründet.

10.2.2022 | Autorin: Bärbel Epp
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