Verbände legen Agenda für Solarthermie-Ausbau vor

Zu sehen ist die Installation einer Solarthermie-Anlage. Die Agenda Solarthermie 2022 schlägt Maßnahmen zum Ausbau vor.Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com
Verbände und Institutionen der Solarthermie-Branche haben ein Positionspapier vorgelegt und fordern darin, Solarthermie ganz oben auf die politische Agenda zu setzen.

Akteurinnen und Akteure der Solarthermie-Branche haben das Positionspapier Agenda Solarthermie 2022 vorgelegt. Sie begrüßen die vom Bundeswirtschaftsminister Habeck in seiner Eröffnungsbilanz Klimaschutz grundlegend veränderte Herangehensweise für eine beschleunigte Energiewende und die Zielsetzung, die Wärmeversorgung bis zum Jahr 2030 zu 50 Prozent klimaneutral machen zu wollen. Die skizzierte Verbesserung um den Faktor 3 beim Ausbau der erneuerbaren Energien deckt sich in der Größenordnung mit den Empfehlungen der Solarthermie-Branche der letzten Jahre.

Der Roll-out der Wärmepumpe soll laut Bundesregierung die Hauptlast der Wärmewende tragen, jedoch stößt dieser in der Sektorkopplung durch die begrenzte Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien an Grenzen der Umsetzbarkeit. Es ist daher geboten, die ungenutzten Potenziale anderer etablierter EE-Technologien wie der Solarthermie hinreichend zu entfalten. Vor diesem Hintergrund ist es gut, dass die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag künftig „alle geeigneten Dachflächen für die Solarenergie nutzen“ will. Die Wärmebereitstellung durch Solarthermie kann unter minimalem Einsatz elektrischer Hilfsenergie wesentlich zur Verringerung der CO2-Emissionen im Wärmesektor beitragen. Mit der Solarthermie auf der Agenda gelingt die Wärmewende.

Die Solarthermie ist eine erfolgreich eingeführte, in der Bevölkerung beliebte und sofort verfügbare Hoch-Effizienz-Technologie. Im Zusammenspiel von modernen Solarkollektor-Konstruktionen, regelbaren Pumpen, Wärmespeichern und innovativer Digitalisierung bietet die Solarthermie in den Anwendungsfeldern Warmwasserbereitung, Raum-, Fern- und Prozesswärme ein vergleichsweise einfach erschließbares Potenzial von über 100 TWh jährlicher Nutzwärme für Deutschland.

Vor allem aber entlastet die Solarthermie als Effizienzbooster die CO2-Bilanz jener Heizungsanlagen im Gebäudebestand, die nach den Plänen der Bundesregierung auch zum Ende des Jahrzehnts noch keine Wärmepumpe erhalten werden, weil hier die baulichen Voraussetzungen nicht gegeben sind und schon die Installation von sechs Millionen Wärmepumpen die Branche und das Stromnetz an seine Kapazitätsgrenzen bringen dürfte. Das gilt insbesondere für die kritischen Lastspitzen im Stromnetz an Wintertagen mit unterdurchschnittlicher Verfügbarkeit von Windenergie.

Solarthermie effizienteste Technologie der Wärmewende

Die Solarthermie stellt mit dem Verhältnis von 100 Einheiten erzeugter Nutzwärme bei Einsatz von nur einer Einheit Strom die effizienteste Technologie der Wärmewende dar. Dabei nutzt die Solarthermie vor allem die Erzeugungsspitzen der photovoltaischen Anlagen der Region, die zur gleichen Zeit viel Solarstrom erzeugen.

Die Installation einer Solarthermie-Anlage verringert sofort den Brennstoffverbrauch eines fossil oder mit Biomasse befeuerten Heizkessels. In der Zukunftsperspektive erleichtern die Wärmespeicher und die niedertemperaturoptimierte Wärmenutzung solarthermischer Anlagen den Übergang auf CO2-freie Wärmeerzeuger. Dieses Nachrüstungs- und damit Optimierungspotenzial gilt es auszuschöpfen und gezielt anzureizen, um die Wärmewende schnell und nachhaltig voranzubringen.

Solarwärmeanlagen sind nachhaltig, weil sie einen geringen Einsatz von Ressourcen erfordern. Zudem haben sie sich nach weniger als einem Jahr energetisch amortisiert. Am Ende einer langen Lebensdauer von mehr als 25 Jahren kehren die eingesetzten Materialien dank einer sehr hohen Recyclingquote in den Kreislauf zurück. Investitionen in Solarthermie erfolgen dabei mit einem hohen Anteil heimischer Wertschöpfung.

Solarwärme kann in effizienten Gebäuden als Hauptwärmeerzeuger den Großteil des Heiz- und Warmwasserbedarfs decken. In der begrüßenswerten Kombination mit Wärmepumpen senkt sie den Heizstromverbrauch und damit die Betriebskosten um 30 bis 50 Prozent.

Die Einsatzgebiete der Solarthermie sind vielfältig und ohne zusätzlichen Infrastrukturaufbau (Stromnetze, Reservekraftwerke) sofort umsetzbar. Darunter für die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung in Wohngebäuden, für industrielle Prozesswärme und in der Fernwärme. Die praktisch CO2-frei erzeugte Solarwärme bietet wegen ihrer dezentralen Erzeugung und Wärmespeichermöglichkeiten in fast allen Wochen des Jahres eine sichere Wärme-Grundversorgung und ist damit ein Resilienz-Anker in energiepolitischen Krisensituationen.

Empfehlungen der Agenda Solarthermie 2022

Der Bund sollte den beschleunigten Ausbau der Solarthermie ganz oben auf die politische Agenda setzen. Als technisch ausgereifte, hoch wirksame, flächeneffiziente und in der Bevölkerung breit akzeptierte Klimaschutztechnologie,

Die Solarthermie mit ihren über 100 TWh Potenzial ist auch beim Thema Solarpflicht und der anstehenden Reform des Gebäudeenergiegesetzes eine gleichberechtigte Schwestertechnologie der Photovoltaik.

Die Solarthermie soll ihren Beitrag zur Abwendung von Versorgungslücken, Energiepreissteigerungen und geopolitischen Abhängigkeiten leisten.

Bereits seit längerem geforderten Maßnahmen im Zuge eines Solar-Sofortprogramms finden sich im Anhang der Agenda Solarthermie 2022, die unter diesem Link verfügbar ist.

Liste der unterzeichnenden Institutionen:

Bundesverband Solarwirtschaft e.V.

Bund der Energieverbraucher e.V.

Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V.

IGTE Uni Stuttgart

Initiative Sonnenheizung

Sonnenhaus-Institut e.V.

11.2.2022 | Quelle: DGS | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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