ZSW baut Forschungsfabrik, um Brennstoffzellen zur Serienreife zu bringen

Visualisierung der HyFab-2 Forschungsfabrik für BrennstoffzellenGrafik: ZSW
So soll die Forschungsfabrik für Brennstoffzellen in Ulm ab 2023 aussehen.
Das Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) in Ulm hat heute mit dem Bau seiner Forschungsfabrik für Brennstoffzellen „HyFab-2“ begonnen.

Ziel des Projektes und der Forschungsfabrik ist es, Brennstoffzellen so schnell wie möglich zur Serienreife zu bringen und so die Kosten deutlich zu senken. Bisher erfolgt die Fertigung in weiten Teilen noch manuell.

Neben der Produktionshalle sollen in der HyFab-2 auch Büros und Seminarräume entstehen. Dort sollen auch Fachkräfte qualifiziert und Branchenwissen generiert werden Das Gebäude mit 3.000 Quadratmetern soll im März 2023 fertig sein. Ab Juni 2023 sollen die Wissenschaftler:innen des ZSW dort gemeinsam mit Industriepartnern Fertigungsverfahren für Brennstoffzellenstapel und deren Komponenten unter seriennahen Bedingungen entwickeln und verbessern. Die Forschungsfabrik ist offen für die Automobil- und Brennstoffzellen-Zulieferindustrie sowie für Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau.

Das ZSW will Firmen dabei unterstützen, in den künftigen Massenmarkt einzusteigen. „Mit HyFaB-2 entsteht eine weltweit einzigartige Modellfabrik, die es erlaubt, einzelne Prozessschritte für verschiedene Brennstoffzellen-Stack-Designs oder Hersteller voneinander unabhängig zu entwickeln“, sagt Prof. Markus Hölzle, Leiter der ZSW-Aktivitäten in Ulm.

Außer dem ZSW sind das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg und der Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) als ausführende Partner am HyFaB-Projekt beteiligt.

Mit Millionenförderung zur Serienreife

Die Feier begleiteten Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker und die Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Letztere übergab dem dem ZSW einen Förderbescheid in Höhe von 7,75 Millionen Euro aus dem Covid-19-Recovery-Fund (REACT-EU) für den Bau des HyFaB-2 Gebäudes. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr sieht eine Projektförderung unter Industriebeteiligung von bis zu 30 Millionen Euro für die HyFaB vor. In diesem Jahr sollen bereits bis zu 10 Millionen Euro davon bewilligt werden. Das Umwelt- und das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg unterstützen bereits den vor einem Jahr begonnenen ersten Bauabschnitt sowie das Projekt HyFab zusammen mit 18,5 Millionen Euro. Auch die Zusammenarbeit im Projekt läuft schon. So entwickelt das ZSW zum Beispiel gemeinsam mit der Ekpo Fuel Cell Technologies Brennstoffzellenstacks für die Automobilindustrie. Das erst Gebäude in Ulm steht kurz vor der Fertigstellung. Im Frühsommer dieses Jahres will das ZSW dort das größte unabhängige Testfeld für Brennstoffzellen in Europa eröffen.

„In Baden-Württemberg sind deutschlandweit die mit Abstand leistungsfähigsten Industriefirmen im Bereich der Brennstoffzelle angesiedelt“, findet Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut. Das Projekt HyFab biete diesen eine einzigartige Plattform für gemeinsame Projekte. Es werde daher einen großen Beitrag dazu leisten, dass Brennstoffzellen in Deutschland im industriellen Maßstab produziert werden können.

Brennstoffzellen-Lkw sollen Beitrag zur Verkehrswende leisten

Das ZSW geht davon aus, dass Brennstoffzellen einen bedeutenden Beitrag für die Verkehrswende leisten können. Grüner Wasserstoff werde in den kommenden jahren zur vierten Säule der Energiewende, glaubt Umweltministerin Thekla Walker.

Nur mit Hilfe von Wasserstofftechnologien lasse sich der Verkehr vollständig dekarbonisieren, ist auch Daniela Kluckert überzeugt, Parlamentarische Staatsekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr. „Wir benötigen Antriebe auf Basis von grünem Wasserstoff und Brennstoffzellen gerade dort, wo andere alternative Antriebe an ihre Grenzen stoßen und nicht die benötigten Anforderungen erfüllen können, wie zum Beispiel im schweren Güterverkehr auf der Straße oder im Schiffs- bzw. Luftverkehr.“

Würde man einen Lkw ausschließlich mit einer Batterie betreiben, wäre diese allein schon mehrere Tonnen schwer, heißt es in der Pressemitteilung des ZSW. Brennstoffzellen-Lkw hingegen benötigen nur den Brennstoffzellenstack und einen Wasserstofftank. Etwa fünfzig Kilogramm Wasserstoff reichen aus, um 700 km zu fahren. Weitere Vorteile seien eine temperaturunabhängige Reichweite und kurze Betankungszeiten. Diese Faktoren seien insbesondere im Speditionsgeschäft wichtig. Mehreren Herstellern in Baden-Württemberg wollen ab dem nächsten Jahr Brennstoffzellen-Lkw in Serie produzieren. Die ersten Fahrzeuge sind bereits im Praxistest.

23.2.2022 | Quelle: ZSW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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