AGFW: Fernwärme kann Versorgungssicherheit und Klimaschutz stärken

Fernwärme-Leitung halb eingegraben im Boden - vielleicht mit Grüner FernwärmeFoto: stock.adobe.com / © struvictory
Der Verband AGFW rechnet mit langfristigen und tiefgreifenden energiepolitischen Veränderungen in der EU und Deutschland durch den Angriff Russlands auf die Ukraine. Versorgungssicherheit und Klimaschutz müssten dabei Hand in Hand gehen, auch wenn das Ambitionsniveau damit nochmals deutlich steige.

Mit einem Appell und konkreten Forderungen für das „Osterpaket“ wendet sich der Verband AGFW heute an die Bundesregierung. Dabei betont der Verband die Bedeutung der Fernwärme für Versorgungssicherheit und Klimaschutz. „Grüne Fernwärme ist der Schlüssel für die Wärmewende in Deutschland“, sagt AGFW-Präsident Hansjörg Roll. Der „Energieeffizienzverband AGFW“ befasst sich vor allem mit Wärmenetzen und Kraft-Wärme-Kopplung, auch wenn das aus seinem Namen nicht mehr hervorgeht. Er vertritt die Interessen von mehr als 565 Versorgungsunternehmen, Energiedienstleistern und Industriebetrieben in Deutschland und Europa.

Wärmewende braucht verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik

„Eine krisenfeste, resiliente Wärmeversorgung werden wir aber nur erreichen, wenn wir bürokratische Hürden und Fesseln schnell abstreifen“, sagt Roll. Die Unternehmen stünden vor einem Spagat. Sie müssten der Rohstoffknappheit begegnen, sozialverträgliche Energiepreise ermöglichen und gleichzeitig die Transformation ihrer Wärmenetze zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung stemmen. Dafür brauche die Branche auf konkrete und schnelle Unterstützung durch die Bundesregierung. „Wir brauchen endlich passgenaue und verlässliche Rahmenbedingungen, um die notwendige Investitions- und Planungssicherheit zu gewährleisten“, sagt Roll

Bundesförderung effiziente Wärmenetze muss schnell in Kraft treten und bis 2030 laufen

„Die Bundesförderung effiziente Wärmenetze ist das richtige Instrument, um den Transformationsprozess zu starten“, sagt der stellvertretende AGFW-Geschäftsführer John Miller. Es sei daher sehr wichtig, das Programm schnellstmöglich in Kraft treten zu lassen. Zudem fordert er eine Laufzeit bis mindestens 2030. Finanziell solle das Programm mit mindestens 2,5 Milliarden Euro hinterlegt werden. Eine weitere Verzögerung sei weder aus klimapolitischer noch aus sozialökonomischer und energiewirtschaftlicher Sicht verantwortbar.

Versorgungssicherheit: „brennstoffneutrale“ Kraft-Wärme-Kopplung stärken

„Vor dem Hintergrund knapper Rohstoffe wie Gas und Öl erscheint die Kraft-Wärme-Kopplung einmal mehr als die effizienteste, brennstoffneutrale Technologie, die uns derzeit zur Verfügung steht“, sagt Miller. Es sei daher unerlässlich, genehmigungsrechtliche Hürden zu überwinden und den Ausbau von KWK-Anlagen zu priorisieren. Im Bau neuer KWK-Anlagen sieht der AGFW einen Garanten für die Versorgungssicherheit sowohl im Strom- als auch im Wärmemarkt.

Durch ihre Effizienz senke die KWK die Importabhängigkeit. Der AGFW fordert daher die Evaluierung und Novellierung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) bis spätestens 1. September 2022 sowie das Inkrafttreten des KWKG bis zum 1. Januar 2023 mit einer Laufzeit bis mindestens 2030. Wie viele KWK-Anlagen auf der Feuerungsseite tatsächlich „brennstoffneutral“ betrieben werden können und so die Versorgungssicherheit der Fernwärme stützen, steht nicht in der Pressemitteilung.

Fernwärme für die Städte: Wärmelieferverordnung soll weg

Der AGFW sieht Fernwärme vor allem in urbanen Bestandsgebäuden als oft einzige Option, ein Gebäude perspektivisch klimaneutral zu versorgen. Daher müsse der Ausbau der Fernwärmenetze in Städten „vorbehaltlos“ unterstützt werden. Der Verband kritisiert, es würden stattdessen „teilweise unverhältnismäßig hohe Anforderungen“ gestellt. Zu diesen zählt er insbesondere die Wärmelieferverordnung (WärmeLV). Diese legt fest, dass sich die Fernwärme-Lieferung bei einem Neuanschluss eines Bestandsgebäudes preislich mit der dezentralen Versorgung messen muss. Das verhindere den Anschluss an die Fernwärme. „Wir können uns als Gesellschaft das Festhalten an überkommenen Verordnungen nicht länger erlauben“, sagt Roll. Es könne nicht sein, dass ineffiziente Gebäude-Heizungstechnologien als Kostenvergleichsmaßstab für eine moderne Wärmeversorgung herangezogen würden. Er fordert einen „Realitätscheck“ der Bundesregierung und die Streichung der Wärmelieferverordnung.

In Deutschland entstehen sowohl auf Initiative als auch mit Unterstützung des AGFW gerade mehrere Netzwerke für Grüne Fernwärme, zum Beispiel im Norden oder in Baden-Württemberg.

14.3.2022 | Quelle: AGFW| solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen