Geothermie: Grubenwasser soll Wärme für Gewerbegebiet in Bochum liefern

Geothermie-Bohrkopf in Bochum von untenFoto: Fraunhofer IEG
Bei der Bohrung in Bochum ging es 820 Meter in die Tiefe.
Fraunhofer IEG und die Stadtwerke Bochum haben auch die zweite Geothermiebohrung in rund 820 Metern erfolgreich abgeschlossen. Pumpversuche sollen zeigen, wie ergiebig die Wärmegewinnung aus dem Grubenwasser ist.

Die Pumpversuche sollen starten, sobald der Bohrturm abgebaut ist. Das soll in den kommenden Tagen geschehen. Das Grubenwasser soll Wärme für das neue Gewerbegebiet „Mark 51°7“ liefern, in dem sich im wesentlichen innovative Unternehmen mit Bezug zu Wissenschaft und Hochschulen ansiedeln sollen. Wärmepumpen sollen dafür das rund 30 Grad Celsius warme Grubenwasser der ehemaligen Zeche Dannenbaum auf ca. 45 Grad Celsius erwärmen, um die Geothermie nutzbar zu machen.

Die erste Bohrung in rund 340 Metern Tiefe war bereits im Februar geglückt. Die beiden Bohrungen sollen Teil der energiesparenden Wärme- und Kälteversorgung „der 5. Generation“ für die Gewerbekunden in dem neuen Quartier werden. Die FUW GmbH, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke, und die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG haben zuvor gemeinsam die Nutzung von Grubenwasser am Standort Mark 51°7 erkundet. Die Bohrung haben sie mit der Firma MND Drilling umgesetzt. Dabei loben die Projektpartner auch die Bezirksregierung Arnsberg als bergrechtlich zuständige Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde für ihre „konstruktive Arbeit im Zuge dieses komplexen Bohrprojektes.“

Geothermie aus Grubenwasser deckt 75 Prozent des Wärme- und Kältebedarfs

Das Wärmenetz soll die Wärme an die Nutzer verteilen. Auch zur Kälteversorgung der entstehenden Immobilien soll das Grubenwasser dienen. Dafür wird aus einer Tiefe von etwa 340 Metern ca. 18 Grad Celsius „kaltes“ Wasser gefördert. Laut Prognosen kann das Grubenwasser mehr als 75 Prozent des Wärme- und Kältebedarf der angeschlossenen Abnehmer decken. Die restliche Wärme soll das Fernwärmenetz der Stadtwerke-Tochter FUW GmbH liefern. Kältemengen, die an sehr heißen Tagen zusätzlich erforderlich sind, werden über konventionelle Kälteanlagen an das Kältenetz von Mark 51°7 übergeben.

Mark 51°7 ist mit seinen knapp 70 Hektar  laut einer Pressemitteilung der Fraunhofer IEG der größten Innovations-Quartiere in Deutschland. Das Gelände des ehemaligen Bochumer Opel-Werks, das von der Bochum Perspektive GmbH aufbereitet wird, sei bereits zu 96 Prozent vermarktet. Für die Wärme- und Kälteversorgung für Mark 51°7 gibt es Zuschüsse aus dem EU-Interreg-Programm North-West Europe und dem BMWi-Förderprogramms „Wärmenetze 4.0“. Die  Prof. Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG erklärte, Mark 51°7 vereine Geothermie, Wärmenetze, Untergrundspeicher und Großwärmepumpen in einem Vorzeigeprojekt für die kommunale Wärmewende. Das Wärme- und Kältenetz auf Basis von Geothermie aus Grubenwasser soll im Vergleich zu einer konventionellen Wärme- und Kälteversorgung mit Erdgasbetrieb und elektrischen Kompressionskältemaschinen rund 3.200 Tonnen CO2 pro Jahr sparen.

Forschungseinrichtungen von Fraunhofer und Helmholtz hatten im Februar eine Studie vorgelegt. Diese besagt, dass Tiefe Geothermie insgesamt etwa ein Viertel des Wärmebedarfes in Deutschland decken könnte.

14.3.2022 | Quelle: Fraunhofer IEG | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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