Lithium-Fabrik in Brandenburg soll Ökobilanz der Lieferkette im Blick haben
Die deutsch-kanadische Firma Rock Tech Lithium will ab 2024 in Brandenburg Lithiumhydroxid für E-Auto-Batterien herstellen. Dieser erste europäische Lithium-Konverter soll nicht nur CO2-neutral arbeiten. Rock Tech Lithium kündigt auch an, sowohl für Lithium als auch für wertvolle Nebenprodukte geschlossene Materialkreisläufe zu schaffen. Im ersten Schritt will das Unternehmen die Lieferkette für sein Lithium analysieren und energetisch optimieren.
Lieferkette und CO2-Emissionen analysierbar
Dafür hat Rock Tech eine Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Umsicht) und mit Circulor vereinbart. Gemeinsam wollen die Partner für die Wertschöpfungskette für das Lithiums durchleuchten. Das reicht vom Rohmaterial Spodumen bis zum Endprodukt Lithiumhydroxid. Das Fraunhofer Umsicht unterstützt Rock Tech bei der Erfassung der Material- und Energieströme. Auch mit der Berechnung der Ökobilanz der Prozesse entlang der Lieferkette für das Lithium kennt sich Fraunhofer Umsicht aus. Auf Basis der gewonnenen Daten will Rock Tech den Produktionsprozess bereits in der Planungsphase verbessern. Ziel sei es, den Energiebedarf so weit wie möglich zu senken.
Circulor sorgt dafür, dass Rock Tech die des Lithiums von der Mine in Kanada bis hin zur Lithiumhydroxid-Anlage in Deutschland verfolgen kann. Das britische Green-Tech-Unternehmen nutzt dafür eine Software-Lösung, die Wertschöpfungsketten auch dann in Echtzeit abbilden kann, wenn die Rohstoffe– wie bei Lithium – ihren physikalischen Zustand ändern. Circulor verfolgt auch die in der Lieferkette entstehenden CO₂-Emissionen. So kann Rock Tech diese analysieren und verwalten.
Dokumentation der Lieferkette ist der Batterie-Verordnung voraus
Auf Basis der gesammelten Daten will Rock Tech einen Materialpass für das Lithiumhydroxid erstellen. So nehme das Unternehmen die kommende EU-Batterieverordnung vorweg. Diese soll dafür sorgen, dass Batterien über ihren gesamten Lebenszyklus nachhaltig sind. „Mit der ganzheitlichen Dokumentation unserer Wertschöpfungskette schaffen wir für unsere Kunden einen entscheidenden Mehrwert. Sie haben jederzeit Informationen über Herkunft und Umweltbilanz unseres Lithiumhydroxids“, sagt Markus Brügmann, CEO von Rock Tech Lithium. „Da sich die Automobilindustrie schon jetzt auf die EU-Batterierichtlinie und die Bestimmungen des Batteriepasses vorbereitet, sind diejenigen, die solch nachhaltige Praktiken nachweisen können, klar im Vorteil“, sagt Douglas Johnson-Poensgen, CEO und Gründer von Circulor. Circulor ist der nach eigenen Angaben führende Anbieter für nachhaltige Rückverfolgbarkeit von Lieferketten. Zu den Kunden des britisch-deutschen Unternehmens gehören unter anderem Volvo Cars, Polestar, Jaguar Land Rover, BHP und Boeing.
Die heutige Analyse helfe auch, spätere Prozessoptimierungen Prozessoptimierungen so energie- und umweltschonend wie möglich umzusetzen, sagt Ilka Gehrke. Sie leitet die Abteilung Umwelt und Ressourcennutzung am Fraunhofer Umsicht.
Recycling von Lithium aus den Batterien soll später folgen
Perspektivisch soll auch eine Weiterverfolgung über die Batterie, ihren Lebenszyklus im E-Auto und die Wiederverwertung möglich sein. So will Rock Tech den Lithium-Kreislauf schließen und sich durch das Recycling einen nachhaltigen Zugang zu dem Rohstoff sichern. Die digitalisierte Bereitstellung der Material- und Energieströme ist Voraussetzung für eine wirtschaftliche Wiederaufbereitung von Batterien. Ziel von Rock Tech Lithium ist es, der erste Anbieter von Lithiumhydroxid in einem geschlossenen Kreislauf zu werden.
Momentan wird weltweit lediglich ein Prozent des Lithiums aus Batterien recycelt. Ein Pilotprojekt startet zum Beispiel Mercedes-Benz im kommenden Jahr in Süddeutschland. Das Rock Tech will spätestens im Jahr 2030 bei der Herstellung von Lithiumhydroxid in Batteriequalität 50 Prozent wiederaufbereitete Materialien aus Altbatterien verwenden. Diesen Wert nennt auch der Batteriehersteller Northvolt, der gerade den Bau einer großen Fabrik in Heide in Schleswig-Holstein angekündigt hat.
16.3.2022 | Quelle: Fraunhofer Umsicht | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH