Windenergie-Rotorblätter: weniger Balsaholz, mehr Recycling-Kunststoffe

Vordergrund rechts: Sonnenblume, Hintergrund links WindenergieanlageFoto: Guido Bröer
Der Bundesverband Windenergie (BWE) hat gemeinsam mit dem Fachverband VDMA Power Systems eine Analyse zur Verwendung von Balsaholz bei der Rotorblattherstellung für Windenergieanlagen erarbeitet.

In der europäische Windenergie-Branche werde demnach ausschließlich zertifiziertes Balsaholz mit entsprechendem Herkunftsnachweis für Rotorblätter eingesetzt. Zudem werde das Holz seit einigen Jahren zunehmend durch speziellen, recycelten PET- oder PVC-Schaum ersetzt. Für die Analyse befragten die Verbände die Windenergie-Hersteller und Zulieferer unter ihren Mitgliedern.

Balsaholz ist beliebter Werkstoff in der Industrie

Balsaholz hat eine geringe Dichte (ca. 150 kg/m³) und ist sehr biegsam. Gleichzeitig verfügt es über eine hohe Festigkeit und gute Isoliereigenschaften. Deshalb ist es ein beliebter Werkstoff in der Industrie. Auch für Rotorblätter von Windenergie-Anlagen kommt daher Balsaholz zum Einsatz.

In der Kritik ist das Balsaholz wegen Rodungen für den Anbau in Plantagen. In den Jahren 2019 und 2020 stiegen die Preise für Balsaholz stark. Somit gab es vermehrt Berichte über illegale Rodungen, um die Plantagen auszuweiten. Auch von verstärktem Handel auf dem Schwarzmarkt in Ecuador sei berichtet worden. Laut BWE betraf dies allerdings nicht die europäische Windenergie-Branche. Diese beziehe seit Jahren ausschließlich FSC-zertifiziertes Balsaholz aus nachhaltigem Anbau beziehungsweise von langjährigen Partnern vor Ort.

Rolle der Windenergie in der Balsaholz-Nutzung ist gering

Der Balsabaum selbst sei eine unkomplizierte, schnellwachsende und nicht bedrohte Pflanzenart, die in Südamerika beheimatet ist, schreibt der BWE. Bereits 5 Jahre nach der Pflanzung könne man die Bäume ernten. Durch die kurzen Pflanz- und Fällzyklen ließe sie sich nachhaltig in Plantagen anbauen. Ecuador sei mit einem Weltmarktanteil von 80 bis 90 Prozent das wichtigste Ursprungsland. Im Jahr 2020 gingen 77 Prozent der ecuadorianischen Balsaholz-Exporte nach Asien. Lediglich 12 Prozent des Balsaholzes seien nach Europa und 11 Prozent nach Amerika geliefert worden. Diese Zahlen würden verdeutlichen, dass europäische Unternehmen nur einen kleinen Teil der weltweiten Nachfrage ausmachen.

Nur noch 30 Prozent der Rotorblätter enthalten Balsaholz

Zudem hätten viele Hersteller vor mehreren Jahren begonnen, Balsaholz durch speziellen PET- bzw. PVC-Schaum zu ersetzen. Lediglich bei rund 30 Prozent der heute produzierten Rotorblätter komme Balsaholz überhaupt noch zum Einsatz. Auch wenn Rotorblätter Balsaholz enthalten, sei dessen Anteil gering. Pro Blatt würden 5 bis 6 m3 Holz verwendet. Bezogen auf das Gewicht entspreche das nur einem Prozent des Rotorblattes.

Das BWE geht davon aus, dass PET- und PVC-Schaum das Balsaholz mittel- bis langfristig komplett ersetzen. Diese Ersatzwerkstoffe könnten auch nach vielen Jahren problemlos wieder aufbereitet oder recycelt werden. Das komme auch den ambitionierten Nachhaltigkeits- und „zero-Waste“-Zielen vieler Hersteller zugute. Schon heute seien rund 85 Prozent der Bestandteile einer Windenergieanlage problemlos recyclebar, schreibt der BWE.

Der Umstieg auf die Recycling-Werkstoffe hat laut BWE auch praktische Vorteile für die Windenergie. Denn als natürlicher Rohstoff schwanken beim Balsaholz Preis, Verfügbarkeit und Qualität. Vom Umstieg auf recycelte Kunststoffe erhoffen sich die Rotorblatt-Hersteller also auch mehr Planbarkeit.

Die Windenergie-Branche steht international unter starkem Kostendruck. Diesen Grund nennt der Traditionshersteller Nordex für die Schließung seines Rotorblatt-Werkes in Rostock.

Das Papier steht hier zum Download zur Verfügung.

17.3.2022 | Quelle: BWE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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