ESS Kempfle: Vom kleinen Handwerksbetrieb zum mittelständischen Unternehmen

Zu sehen sind Wolfgang Kempfle und seine Frau Bettina, die den Photovoltaik-Installationsbetrieb ESS Kempfle aufgebaut haben.Foto: ESS Kempfle
Bettina und Wolfgang Kempfle haben ihr Unternehmen 2009 gegründet.
25 Millionen Euro Umsatz, 120 Mitarbeitende und Wachstumsraten von bis zu 50 Prozent – bei ESS Kempfle aus Leipheim stehen die Zeichen auf Wachstum. Solateur Wolfgang Kempfle und seine Frau Bettina formten aus einem kleinen Handwerksbetrieb ein mittelständisches Unternehmen und verzehnfachten Umsatz und Personal.

Dabei stammen der Wolfgang (51) und Bettina (52) nicht explizit aus der Photovoltaik-Branche. Wolfgang ist Agrarbetriebswirt und Bettina ist Technikerin für Ernährung und Hauswirtschaft. Doch 2009 sattelte das Ehe- und Geschäftspaar um und gründete Energie Service Schwaben (ESS) Kempfle, einen Betrieb für die Montage von Photovoltaik-Modulen. Käufer sind wie heute zu mehr als zwei Drittel Privatpersonen. Ein knappes Drittel des Umsatzes erzielt das Unternehmen mit Gewerbekunden und immer öfter auch mit der öffentlichen Hand.

Mietmodell für Kommunen

Vor allem Gemeinden und Kommunen will ESS Kempfle dafür gewinnen, PV-Anlagen auf Schul- und Kindergartendächern nicht selbst zu beschaffen, sondern diese zu mieten. Denn seit Kurzem bietet das Unternehmen Photovoltaik-Anlagen im Mietmodell an. Auch in die Jahre gekommene Bürgerkraftwerke, deren genossenschaftlich organisierte Besitzer diese nach 20 Jahren Laufzeit gerne für einen symbolischen Euro altershalber abgeben, sind für das Mietmodell geeignet. Diese Photovoltaik-Kraftwerke zu sanieren und an Kommunen zu vermieten – die daraus ein Beteiligungsmodell für ihre Bürger und Bürgerinnen entwickeln können – ist ein weiterer strategischer Ansatz für mehr Wachstum.

Wie haben es die Kempfles geschafft, aus einem kleinen Betrieb ein formidables Unternehmen zu machen? „Aktuell treibt uns vor allem der Markt“, sagt Wolfgang Kempfle, der sich auch „Sonnenwolfi“ nennen lässt. Sorgen um Öl und Gas sowie der politische Wille der Ampelkoalition in Berlin und die Jugendbewegung Fridays for Future befeuern den Trend hin zu Sonnenstrom vom eigenen Hausdach.

Hinzu kommt bei ESS Kempfle der Wille zu Wachstum. Noch 2013, die damalige Bundesregierung kürzte die finanzielle Förderung für PV-Anlagen, brach der Umsatz um 90 Prozent binnen weniger Monate ein. „Statt erwarteten 12,5 Millionen Euro lag er plötzlich bei 1,25 Mio.“, erinnert sich Kempfle. Doch auf eine fast vierjährige Durststrecke folgte der erst allmähliche, dann schnelle Aufschwung.

Virtuelle Beratung und Online-Shop bei ESS Kempfle

Speziell den Vertrieb baut das Unternehmerehepaar seither sukzessive aus. Zuletzt mit einer virtuellen Beratung, die bereits im ersten Jahr zehn Prozent des Umsatzes einspielte. Hinzu kommt ein Online-Shop. Über den vertreibt das Unternehmen hauptsächlich PV-Speicher, sogenannte Wallboxen, und Zubehör. Zudem ist 2021 ein zweites Firmengebäude entstanden mit 3.000 m² „Zukunftsfläche“, wie Sonnenwolfi sagt. 13.000m² Fläche bespielt der Mittelständler damit insgesamt in Leipheim. Dort lagern bis zu 30.000 Solarmodule deutscher und taiwanesischer Premiumhersteller. Außerdem bezieht Kempfle Wechselrichter und Moduloptimierer aus Israel. Mit einem neuen Standort in Augsburg will man für weiteres Prosperieren sorgen. Bis 2030 will ESS Kempfle auf 30 Millionen Euro wachsen und sieben Satelliten entlang den Autobahnen A8 und A7 installieren.

„Damit erweitern wir unseren Aktionsradius von derzeit 50 Kilometer um Leipheim auf 100“, sagt Kempfle. Wobei das Unternehmen virtuell längst dieses Limit sprengt. Die Firmen-Webseite inklusive ausführlichem PV-Ratgeber umfasst etliche Videos und Texte rund um das Thema Photovoltaik. Hinzu kommen Präsenzen in den Sozialen Medien und eine hohe Empfehlungsrate. Einerseits bewerben sich Fachkräfte wie Elektriker und Sanitärprofis auf die aktuell 17 freien Stellen. Andererseits spülen die Aktivitäten Anfragen ins Haus. 1.200 Anlagen plant Kempfle 2022 zu montieren. Wer aktuell einen Aufmaß-Termin will, muss sich sechs Wochen gedulden.

Neuste Kempfle-Idee ist, in die Haustechnik einzusteigen. „Bei Neubauten können wir von Heizung über Sanitär bis zur Elektrik und der PV-Anlage samt Speicher die gesamte Hausinfrastruktur installieren“, verdeutlicht Kempfle, der damit den Spieß umdreht. Früher hätten Haustechniker häufig Photovoltaik mit angeboten, „jetzt machen wir es andersrum“, sagt der Chef. Die erste Umsatzmillion innerhalb eines Jahres gibt ihm Recht, das Alles-aus-einer-Hand-Konzept kommt an.

24.3.2022 | Quelle: ESS Kempfle | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen