Forschung: Mit Elektrolyse CO2 aus der Luft entfernen

Zu sehen ist eine symbolische Darstellung für die CO2-Reduktion durch einen Zero-Gap Elektrolyseur.Foto: Tierney / stock.adobe.com
Ein Zero-Gap Elektrolyseur kann Kohlendioxid aus der Luft entnehmen und daraus chemische Produkte herstellen. Forscher:innen vom Fraunhofer Umsicht konnten die Stabilität eines solchen Elektrolyseurs verbessern.

Das CO2 in unserer Atmosphäre elektrochemisch reduzieren und als Basis für chemische Produkte nutzen – dieses Ziel haben sich zahlreiche Projekte in Industrie und Forschung gesetzt. Eines dieser Systeme – den sogenannten Zero-Gap Elektrolyseur – haben sich Wissenschaftler:innen des Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht, der Ruhr-Universität Bochum und der RWTH Aachen genauer angesehen. Ergebnis: Sie konnten sowohl die Stabilität des Elektrolyseurs als auch den faradayschen Wirkungsgrad für das produzierte CO über längere Zeit verbessern.

„Via Elektrolyse lässt sich CO2 aus Abgasen oder der Atmosphäre in Produkte umwandeln, die für die Chemiebranche sehr wichtig sind – von Kohlenstoffmonoxid über Ameisensäure bis zu Kohlenwasserstoffen und Alkoholen“, sagt Ulf-Peter Apfel, Professor von der Ruhr-Universität Bochum und dem Fraunhofer Umsicht. „Mit dem wachsenden Interesse der Industrie an diesem Prozess hat sich auch der Schwerpunkt der Entwicklungsarbeit an Elektrolyseuren verschoben: Die Konzentration liegt weniger auf Designs mit flüssigen Elektrolyten als auf Gas-gespeisten Systemen wie den Zero-Gap Elektrolyseuren.“ Ihr Vorteil nach Einschätzung des Wissenschaftlers: Sie sind energieeffizienter und gut skalierbar.

Zero-Gap Elektrolyseur nutzt Festkörperelektrolyt

Beim Zero-Gap Elektrolyseur kommt ein Festkörperelektrolyt zum Einsatz: eine Membran, die Ionen austauscht sowie zwischen Kathode und Anode angeordnet ist. Dadurch kann – anders als bei auf Flüssigelektrolyten basierenden Elektrolyseuren – auf einen flüssigen Katholyten verzichtet werden. Stattdessen wird der Kathode befeuchtetes CO2 zugeführt, das die notwendigen Protonen für die CO2-Reduktion liefert. Zudem wird aufgrund des geringen Abstandes zwischen den Elektroden der ohmsche Widerstand der Gesamtzelle minimiert. „All das führt dazu, dass Zero-Gap-Konstruktionen hohe Teilstromdichten sowie eine hohe Prozessstabilität erreichen“, sagt Kai junge Puring vom Fraunhofer Umsicht. „Das bedeutet, dass wir mehr CO2 auf einmal umwandeln können und die Elektroden diesen Betrieb auch länger aufrechterhalten.“

Trotz dieser Vorteile befindet sich die industrielle Anwendung Gas-gespeister Elektrolyseure für die CO2-Reduktion noch in einem frühen Stadium. Gerade mit Blick auf Prozessparameter wie Zelltemperatur oder -kompression besteht noch Forschungsbedarf. „Das gilt auch für die Montage der Zellen“, so Dr. junge Puring. „Bislang fehlt es an einer allgemeingültigen Anleitung: Jede Gruppe in Forschung und Industrie, die sich mit Zero-Gap Elektrolyseuren befasst, muss den optimalen Wirkungsgrad der Zelle via Trial-and-Error in Zell- und Elektrolyseurkonstruktion selbständig ermitteln.“

Leitfaden für die Betriebsparameter der Elektrolyse in der Gasphase

Bei den Themen Zellaufbau und Prozessparameter haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer Umsicht, der Ruhr-Universität Bochum und der RWTH Aachen angesetzt. Ihr Augenmerk lag insbesondere auf Auswirkungen verschiedener Gaszufuhrorientierungen, der Kompression der Zellkomponenten sowie der Temperatur und der Feuchtigkeit des CO2-Gases auf die Effizienz der CO2-Reduktion. Zielsetzung: „Wir wollen auf Schlüsselfaktoren in Zero-Gap-Systemen hinweisen und so die Entwicklung von Katalysatoren und Zellkonzepten auf reproduzierbarere Weise beschleunigen“, sagt Ulf-Peter Apfel. „Darüber hinaus soll unsere Arbeit als Ausgangspunkt dienen, um einen Leitfaden für die Betriebsparameter der Elektrolyse in der Gasphase zu erstellen.“

Konkret konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch eine schrittweise Optimierung eines Elektrolyseurs die Stabilität um den Faktor drei verbessern. Die faradaysche Effizienz für CO nach zwei Stunden Elektrolyse habne sie von 14 % auf über 60 % gesteigert. Dabei war die Steuerung des Wassermanagements ein Schlüsselparameter, da eine hohe Wasserzufuhr zu einer Überflutung der Elektroden führt, während niedrigere Werte die Leistung der Anionenaustauschmembran verringern und die Katalysatorbenetzung reduzieren. Weiterhin zeigte sich, dass einfache Veränderungen wie die Ausrichtung der Elektrolysezelle einen dramatischen Einfluss auf dessen Performance haben.

31.3.2022 | Quelle: Fraunhofer Umsicht | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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