Intersolar Europe 2022 setzt Schwerpunkt auf Agri-Photovoltaik

Zu sehen ist eine Agri-PV Anlage, das Thema ist Schwerpunkt auf der Messe Intersolar Europe.Grafik: Solar Promotion GmbH
Die effiziente doppelte Flächennutzung für Landwirtschaft und die Solarstromerzeugung über die Agri-Photovoltaik entwickelt sich dynamisch und stößt auf immer größeres Interesse.

Die Agri-Photovoltaik (Agri-PV) ist längst kein Nischenprodukt mehr. Daher ist das Thema Agri-PV auf der Intersolar Europe 2022 ein wichtiges Thema. Laut Angaben des Fraunhofer ISE waren im Jahr 2020 weltweit bereits mehr als 14 Gigawatt (GW) installiert, die meisten davon in China. Agri-PV etabliert sich aber auch in Europa. So starten etwa in Deutschland Innovationsausschreibungen, Italien bereitet eine Förderung im großen Stil vor und in Frankreich gründete sich der weltweit erste eigene Agri-PV Verband. Auch die Standardisierung, die als Voraussetzung für einen Markthochlauf gilt, kommt voran.

Ein zentraler Treiber für die Agri-PV ist die Vermeidung von Flächennutzungskonflikten mit der Landwirtschaft beim Ausbau der Solarstromproduktion über Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Dies zeigt sich in vielen europäischen Ländern. Mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro möchte Italien die Agri-PV fördern und dadurch die Installation von 2 GW entsprechender Anlagen auf den Weg bringen. In Frankreich wird die Agri-PV bereits seit 2017 durch Innovationsausschreibungen gefördert, allein 2020 waren dies 48 Anlagen. Im Trend liegen hierbei laut Christian Dupraz, Senior Researcher bei  der Forschungsinstitution INRAE, vor allem Anlagen mit Nachführsystemen (Tracker).

Innovationsausschreibungen und Norm-Entwicklung geben Entwicklungsschub

Innovationsausschreibungen versprechen einen Entwicklungsschub für die Agri-PV in Deutschland. Im April 2021 einigten sich Branchenvertreter aus Landwirtschaft, Solarindustrie, Forschung und Zertifizierungsorganisationen auf eine DIN-SPEC 91434, eine Vorstufe für eine DIN-Norm. Sie behandelt grundlegende Aspekte der Agri-PV wie den Anwendungsbereich, Begrifflichkeiten, Kriterien oder Anforderungen an die Technik, Planung, Installation, Betrieb und Instandhaltung. Darauf aufbauend spezifizierte die Bundesnetzagentur im Oktober 2021 die Anforderungen an die Agri-PV als Grundlage für die im Frühjahr 2022 startenden Innovationsausschreibungen im Rahmen des EEG mit einem Volumen von 150 Megawatt (MW). In ihrem Koalitionsvertrag kündigte die neue Bundesregierung an, im Rahmen ihrer 200 GW Solaroffensive auch die Agri-PV noch stärker voranzutreiben. Das ursprünglich vorgesehene Ausschreibungsvolumen wurde von 50 MW auf 150 MW erhöht. Zudem wurde die Flächenkulisse auf mehrjährige Kulturen und Dauerkulturen ausgedehnt, womit auch Obstbauflächen eingeschlossen sind.

Besonders hohes Potenzial hat die Agri-PV für eine wasserschonende Landbewirtschaftung in Regionen mit Wüstenklima oder mit ausgeprägten Trockenzeiten. Daher untersuchen internationale Forschungsprojekte wie „Watermed4.0“ und „APV-MaGa Agri-Photovoltaik für Mali und Gambia“ und implementieren eine dreifache Landnutzung für Westafrika: Angefangen mit dem Anbau von Nahrungsmitteln über die Produktion von Solarstrom bis hin zur Regenwassergewinnung und -speicherung über die installierten Solarmodule.

Großes Potential im Obst-, Beeren- und Weinbau

In Babberich in den Niederlanden reifen Himbeeren auf einer 3,3 Hektar großen Farm unter einer 2,67 MW starken Agri-PV-Anlage. Dabei hat man den Netto-Ernteertrag im Vergleich zum konventionellen Himbeeranbau unter Folientunneln um rund sechs Prozent gesteigert. Um die Möglichkeiten der Agri-PV im Obstbau zu demonstrieren und zu optimieren, startete im September vergangenen Jahres eine 258 kW Versuchsanlage auf einer Apfelplantage in Rheinland-Pfalz. Insgesamt fünf Agri-PV Demonstrationsanlagen im Kernobst- und Beerenbau mit einer Gesamtleistung von mindestens 1.650 kW sollen in Baden-Württemberg realisiert werden. Dies gab Mitte Januar 2022 das Stuttgarter Umweltministerium bekannt und stellt hierfür 2,5 Mio. Euro bereit.

Intersolar Europe 2022 soll Agri-PV voranbringen

Die Intersolar Europe 2022 hat sich den internationalen Erfahrungsaustausch zur Agri-PV auf die Fahnen geschrieben und will die vergleichsweise junge Technik voranbringen. Die Fachmesse findet vom 11. bis 13. Mai 2022 in München im Rahmen von The smarter E Europe statt.

Auch die Intersolar Europe Conference am 10. Mai 2022 kümmert sich um das Thema Agri-Photovoltaik. Neben Konferenz-Sessions zu Anwendungen aus den Bereichen Floating PV und BIPV, wird es an dem Tag zwei Veranstaltungen zu dem Thema Agri-PV geben. Die Session “How to Benefit most from Solar & Farming” präsentiert neben Konzepten zu realistischen Potenzialen der Agri-PV. Zudem geht es um aktuelle Marktentwicklungen sowie eine Produktübersicht und innovatione Lösungsansätze. Im Anschluss geht es mit der Session „Understanding the Versatility of Combining Solar Power with the Agribusiness” direkt weiter. Die Referenten stellen eine Palette von Agri-PV Anwendungen sowie Vorteile und Entwicklungen von Landwirten vor. Nicht zuletzt liefert die Konferenz Einblicke in das Zusammenspiel von Solarenergie und Urban Farming.

Conexio-PSE, eine Tochter der Solar Promotion GmbH, organisiert die internationale hybride Konferenz AgriVoltaics2022. Diese findet vom 15. bis 17. Juni – online und im italienischen Piacenza (Region Emilia-Romagna) statt. Die Konferenz macht deutlich, wie wichtig der verstärkte europäische und internationale Erfahrungsaustausch zur Agri-PV ist. Denn damit kann man die noch vergleichsweise junge Technik etablieren.

Weitere Informationen zur Entwicklungen der Agri-PV in Europa bietet das Intersolar Europe Trendpapier „Agri-Photovoltaik“, das unter diesem Link zu finden ist. In diesem ist auch beschrieben, wo die Aussteller zu Thema auf der Intersolar Europe 2022 in München zu finden sind.

1.4.2022 | Quelle: Solar Promotion | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Schließen