Naturschutz-Verbände: Deckel für Freiflächen-Photovoltaik in Baden-Württemberg streichen

Protestierende mit symbolischen Photovoltaik-Modulen in einer Kiste mit DeckelFoto: BUND
Deckel ab: Naturschutzverbände wollen mehr Photovoltaik in Baden-Württemberg.
In Baden-Württemberg fordern Klima- und Naturschutzorganisationen gemeinsam, die Obergrenze für Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen abzuschaffen.

Die Landesverbände von BUND, NABU, NAJU, Fridays-For-Future sowie die Bodensee-Stiftung, das Solar-Cluster, die Plattform Erneuerbare Energie BW und das Umweltinstitut München fordern, den Deckel für Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen abzuschaffen. Sie protestierten mit einer bunten Aktion heute vor dem Landwirtschaftsministerium in Stuttgart.

Ursprünglich wollten sie den Appell persönlich an Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) übergeben. Dieser habe aber für ein Gespräch unter Verweis auf einen vollen Terminkalender nicht zur Verfügung gestanden.   

Deckel für Photovoltaik-Freiflächen „ist aus der Zeit gefallen“

Baden-Württemberg hatte 2017 Freiflächenöffnungsverordnung verabschiedet. Diese ermöglicht die EEG-Förderung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen nicht nur entlang von Straßen und Gleisen sowie auf Deponien, sondern auch auf landwirtschaftlich benachteiligten Flächen. Dies war auch aus Sicht der Natur- und Umweltverbände und der Umweltbewegung ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nun steht eine Änderung der Verordnung an. Der Deckel soll von 100 auf 500 MW angehoben werden.

Den Naturschutz- und Klimaorganisationen geht das nicht weit genug. Sie fordern, den Deckel für Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen ganz zu streichen.  „Es ist nicht nachvollziehbar, dass weiterhin das jährliche Ausschreibungsvolumen für den Zubau von Solaranlagen begrenzt werden soll. Die künstliche Begrenzung ist völlig aus der Zeit gefallen“, sagt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg. Wie dringend der Ausbau der Erneuerbaren ist, um unabhängig vom Import fossiler Energien zu werden, werde auch mit jedem Bild vom Ukraine-Krieg bitter klar.

Photovoltaik auf Freiflächen kann Klimaschutz und Biodiversität stärken

Die Verbände betonen auch, dass die Photovoltaik um ein Vielfaches mehr Energieertrag pro Fläche bringe als Energiepflanzen. Sie kritisieren, dass landwirtschaftliche Fläche zu 74 Prozent dem Anbau von Futtermitteln und Energiepflanzen diene. Würde man weniger Fleisch produzieren und mehr direkte Lebensmittel, gäbe es viel weniger Flächennutzungskonflikte.

„Die Nutzung von Freiflächen-PV bietet darüber hinaus die Chance, Biodiversität und Klimaschutz auf der gleichen Fläche voranzubringen, sofern sich die Gestaltung und Pflege an ökologischen Kriterien orientiert“, ergänzt Johannes Enssle, Landesvorsitzender des NABU Baden-Württemberg.

Das Ziel müsse es sein, den künstlichen Gegensatz zwischen Landwirtschaft und Photovoltaik aufzuheben, findet Jörg Dürr-Pucher, Präsident der Bodensee-Stiftung. Das sei möglich, wenn sie die Solarparks in der Hand der Landwirte befänden und für sie einen Mehrwert darstellten.

Baden-Württemberg liegt trotz seiner starken Sonneneinstrahlung in der jüngsten Ausschreibung deutlich hinter Bayern. Allerdings haben auch viele andere Bundesländer Beschränkungen für die Zahl oder Leistung der neu zu installierenden Photovoltaik-Anlagen.

13.4.2022 | Quelle: BUND Baden-Württemberg | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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