Floating-PV: Schwimmendes Solarkraftwerk auf dem Schmaloer See in Haltern

Installateure bei der Arbeit: Sie schrauben Photovoltaik-Module auf die schwimmende Pontons für eine Floating-PV-AnlageFoto: Ralf Köpke
Auf dem Schmaloer See schrauben Installateure die Solarmodule auf die Pontons der Floating-PV-Anlage.
Auf dem Schmaloer See in Haltern entsteht gerade die bundesweit größte Floating-PV-Anlage. Das schwimmende Solarkraftwerk soll einer Leistung von 3,1 Megawatt erreichen.

Gottfried Eberle ist Floating-PV-Experte in Reihen der BayWa r.e. Power Solutions GmbH und koordiniert die Errichtungsarbeiten für den schwimmenden Solarpark. Dabei installiert das Unternehmen im westfälischen Haltern auf dem Schmaloer See, vor Ort besser als „Silbersee III bekannt, etwa 5.800 Glas-Glas-Module auf schwimmenden Kunststoff-Pontons und eigens gefertigten Gestellen. Die insgesamt über 2.000 Schwimmkörper wiederum halten insgesamt 24 Spezialanker in ihrer Postion. Die Anker sind in einer Tiefe von 13 bis 23 Metern auf dem Boden des Sees angebracht.

Floating-PV-Anlagen mit 3,1 Megawatt Leistung

Die Gesamtleistung des schwimmenden Solarparks, der lediglich etwas mehr als 2 Prozent der Seeoberfläche bedeckt, beträgt rund 3,1 Megawatt. Der Jahresertrag ist mit etwa drei Millionen Kilowattstunden berechnet. Zum Vergleich: Mit einer Leistung von 1,5 MW betreibt zurzeit Erdgas Südwest auf einem Baggersee im rheinland-pfälzischen Leimersheim das bundesweit bislang größte Floating-PV-Projekt.  

Auftraggeber von BayWa r.e. Power Solutions sind die Quarzwerke GmbH. Dies ist ein Familienunternehmen, das am nördlichen Rand des Ruhrgebiets eines der europaweit größten Quarzsandwerke betreibt. Quarzsande sind ein wichtiger Rohstoff für die Guss-, Glas- oder Bauindustrie. 

Auch Daniel Duric, Werkleiter der Halterner Dependance, fiebert dem Start des schwimmenden Solarparks entgegen: „Abgesehen vom finalen Aufbau fehlt noch für den Netzanschluss ein Anlagenzertifikat von den Halterner Stadtwerken, dem zuständigen Netzbetreiber.“ Da der Kommunalversorger bereits im Vorfeld alle Unterlagen erhalten habe, geht Duric davon aus, „dass wir Ende April, spätestens Anfang Mai mit der Stromeinspeisung beginnen können.“  

Ökologischen Fußabdruck verbessern und Geld sparen

Bei der Investition stehen für die Quarzwerke vor allem zwei Aspekte im Fokus: „Für uns ist das Projekt eine gute Gelegenheit, unseren CO2-Fußabdruck zu verbessern und außerdem einen Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität in der Region beizusteuern“, so Werkleiter Duric. Dank der geplanten Eigenstromnutzung erhoffe sich das Unternehmen zudem, seine Stromrechnung „etwas“ zu senken.

Denn vom errechneten Jahresertrag von rund drei Millionen Kilowattstunden wollen die Quarzwerke rund Dreiviertel selbst nutzen. Der Rest werde schließlich über die Börse vermarktet. Dazu Gottfried Eberle von BayWa r.e: „Haltern ist damit zu 100 Prozent ein förderfreies Vorhaben, für das keine EEG-Einspeisevergütung notwendig ist.“ Für ihn könnte „Haltern“ zur Blaupause für weitere Floating-PV-Projekte hierzulande werden. BayWa r.e. habe Anfragen in Höhe von mehreren hundert MW vorliegen, lässt Eberle durchblicken.

Aufwändiges Genehmigungsverfahren

Auf eine Blaupause ganz anderer Art hofft hingegen Markus Schramm, Projektleiter für das Floating-PV-Vorhaben bei der Quarzwerke GmbH. „Bei der Genehmigung bei der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg haben wir praktisch Neuland betreten. Mit allen Vorgesprächen und Vorbereitungen kommen deshalb deutlich mehr als ein Jahr Zeit für das Genehmigungsprozedere zusammen.“ Er baue sehr stark darauf, dass künftig Investoren von den vorliegenden Erfahrungen aus Haltern profitieren können. Schramm: „Es kann und muss schneller werden.“ Zu hinterfragen sei auch, warum der Genehmigungsantrag in neunfacher Ausfertigung mit über 9.000 Seiten Umfang eingereicht werden musste. 

19.4.2022 | Autor: Ralf Köpke
© Solarthemen Media GmbH

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