DVGW-Präsident: Ohne Gasnetzinfrastruktur und erneuerbare Gase keine Wärmewende

ZU sehen ist DVGW-Präsident Michael Riechel, der nichts vom Rückbau der Gasnetze hält.Foto: Thüga AG
DVGW-Präsident Michael Riechel: „Die Stadtwerke jetzt aufzufordern, den Rückbau der Gasnetze zu planen, ist grob fahrlässig.“
Der DVGW-Präsident Michael Riechel kritisiert Staatssekretär Patrick Graichen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), der den Rückbau der Gasnetze als Aufgabe der Stadtwerke bezeichnet hatte.

Michael Riechel, Präsident des DVGW und Chef des Stadtwerkeverbunds Thüga, weist Aussagen von Staatssekretär Patrick Graichen vom BMWK auf einer Stadtwerke-Tagung in Berlin entschieden zurück. Dieser hatte laut einem Bericht der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) unter anderem gesagt, Aufgabe der Stadtwerke sei der Rückbau der Gasnetze. Denn diese seien nicht zukunftsfähig seien. „Die Stadtwerke jetzt aufzufordern, den Rückbau der Gasnetze zu planen, ist grob fahrlässig“, so Riechel. „Nur wenn wir alle Technologieoptionen nutzen – das heißt Wärmepumpe, Fern- und Nahwärmenetze, H2-ready Gaskraftwerke und klimaneutrale Gase in den Bereichen Wärme, Industrie und Verkehr – werden wir die Energie- und Klimawende rechtzeitig schaffen und bezahlbar gestalten.“

Zahlreiche Studien der letzten Jahre, darunter die dena-Leitstudie “Aufbruch Klimaneutralität”, hätten aufgezeigt, dass Deutschland aus Gründen der Bezahlbarkeit, der Versorgungssicherheit und des Klimaschutzes auch künftig auf Gas brauche. Sowohl in der Strom- als auch der Wärmeversorgung. Nicht umsonst spräche der Koalitionsvertrag davon, dass Erdgas für eine Übergangszeit unverzichtbar sei.

Biomethan und Wasserstoff statt Rückbau der Gasnetze

Klar sei, dass man das eingesetzte Gas so schnell wie möglich dekarbonisieren und durch klimaneutrale Gase wie Biomethan und Wasserstoff ersetzen muss. Hieran arbeitet die Gasbranche mit Hochdruck. Von der Erzeugung der klimaneutralen Gase über den Transport und die Verteilung bis hin zu den Endanwendungen. Unter anderem untersucht die Initiative „H2vorOrt“, wie man die Gasnetze auf diese Transformation konkret vorbereitet kann.

„Vor diesem Hintergrund kann ich nur dringend an alle Entscheidungsträger der Bundesregierung appellieren, hier keine vorschnellen und später nicht mehr korrigierbaren Entscheidungen zu treffen“, sagt Riechel. „Die Ideen der Regierung für die verpflichtende Einführung von kommunalen Wärmeplänen unterstützen wir nachdrücklich. Das wird aber nur funktionieren, wenn die Kommunen diese entsprechend den lokalen Gegebenheiten erstellen und dabei für die Zukunft auf alle sich bietenden Möglichkeiten technologieoffen zurückgreifen können. Staatliche Verbote und Vorgaben führen in der Regel zu nicht optimalen Ergebnissen.“

Deutschland verfügt mit seinen über 500.000 Kilometern an Gasverteilnetzen über eine hervorragend ausgebaute Infrastruktur, durch die rund 1,6 Millionen Industrie- und Gewerbekunden sowie mehr als 19 Millionen Haushalte mit Gas versorgt werden. Mehr als die Hälfte aller Haushalte erhalten heute ihre Wärme durch Gas – entweder direkt über Gasheizungen oder indirekt über Fern- und Nahwärmesysteme.

In Hannover ist bereits der Rückbau der Gasnetze geplant.

12.5.2022 | Quelle: DVGW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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